Präsident der ärmsten Gemeinde der Schweiz erstaunt über «Tagi»-Bericht
«Blitzinger sind nicht armengenössig»

Blitzingens Gemeindepräsident Erwin Ritz relativiert die publizierten Steuerdaten des «Tages-Anzeigers».
Foto: Homepage Blitzingen
In der Gemeinde Blitzingen verdient ein mittlerer Steuerpflichtiger jährlich lausige 4950 Franken, sagt die Steuerstatistik. «Stimmt so natürlich nicht», sagt Präsident Erwin Ritz.
Gerade mal 76 Einwohner zählt die Gommer Gemeinde Blitzingen. «Nur der kleinere Teil von ihnen findet im Dorf selbst ein Auskommen in einzelnen Gewerbebetrieben oder im Gastgewerbe», erklärt Blitzingens Gemeindepräsident Erwin Ritz auf Anfrage. Die meisten von ihnen pendeln täglich zu Arbeitsplätzen in den grössern Talgemeinden oder in den Zentren Brig-Naters oder Visp.
Laut eines Berichts des «Tages-Anzeigers» vom Freitag sollen die Einwohner von Blitzingen mausarm sein. In Blitzingen muss man sich laut Steuerverwaltung mit einem mittleren jährlichen Einkommen von 4950 Franken zufrieden geben. Das Dorf bildet somit schweizweit das Schlusslicht. Auf der anderen Seite ist Chavannes-des-Bois (VD) mit 93 450 Franken Schweizer Meister im Geldverdienen.
«Die Zahlen spiegeln natürlich in keinster Weise die wirklichen Einkommensverhältnisse der Blitzinger wieder», sagt Ritz zum Bericht des «Tagi». «Ich bin erstaunt, dass nun wieder solche Zahlen publiziert werden, nachdem vor einigen Jahren schon eine ähnliche Zahlenhuberei den Eindruck erweckte, die Blitzinger seien armengenössig.»
Verzerrte Werte
«Die extrem tiefen Werte für unsere Gemeinde sind natürlich verzerrt», erklärt der Gemeindepräsident. Blitzingen verfüge über einen Zweitwohnungsanteil von etwa 40 Prozent. Besitzer solcher Wohnungen müssten zwar in Blitzingen eine Steuererklärung einreichen. «Ihr Einkommen versteuern sie aber im eigentlichen Wohnort.»
Und diese Zweitwohnungsbesitzer versteuern laut Ritz lediglich 2 Promille der Katasterwerte der Immobilien, welche im Wallis ohnehin tief sind angesetzt sind. Für die Berechnung des mittleren Einkommens einer Gemeinde werden diese Steuerzahler dennoch herangezogen, was den Durchschnitt natürlich in den Keller fallen lässt...
Nun, allzulange wird sich Blitzingens Gemeindepräsident vielleicht nicht mehr veranlasst sehen, die Einkommensverhältnisse seiner Dorfschaft ins rechte Licht zu rücken. Blitzingen befindet sich nämlich in einem Fusionsprozess mit den fünf weiteren Obergommer Gemeinden Niederwald, Grafschaft, Reckingen-Gluringen, Münster-Geschinen und Obergoms. Verläuft alles nach Plan, wird sich bereits 2017 ein Gemeindepräsident der fusionierten Gemeinden zu ähnlichen Themen mit gleicher Ausgangslage äussern.
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Kommentare
selber - ↑0↓0
Selber schuld, wer 40 Prozent Kaltwohnungseigner mit 2 Promille des Katasterwertes und null Einkommenssteuer niederlässt. "Nun, allzulange wird sich" solche Strategie hoffentlich in der Zukunft nicht mehr halten lassen und abgestraft werden.
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der Hobbyökonome - ↑0↓0
Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Fr. 4950.-- in Blitzingen sehr viel mehr Wert sind als in den grossen Zentren... der Kaffeepreis hat nämlich die Fr. 5.-- bereits überschritten. Von Mieten / Immobilienpreisen ganz zu schweigen!
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