Historische Aufnahmen in der Burgerbibliothek Bern
Berner zeigen alte Walliser Fotos
Seit Anfang Oktober stehen der Öffentlichkeit zwei neue Bildbestände der Burgerbibliothek Bern für eine Online-Ansicht zur Verfügung. Beide enthalten auch unterschiedliche historische Aufnahmen aus dem Wallis.
Einer der beiden Bildbestände stammt aus dem fotografischen Nachlass von Albert Stumpf, der während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Beamter bei der Obertelegrafendirektion Bern tätig war und sich stark für den Heimatschutz engagierte. «Der aus dem Thurgau stammende Stumpf war weit herum dafür bekannt, dass er fotografierte. So griffen Autoren volkskundlicher Artikel gerne auf seine Bilder zurück», erklärt Philipp Stämpfli, Archivar bei der Burgerbibliothek Bern. Aber Stumpf schrieb auch selber. Sein bekanntestes Werk ist die Publikation «Der bernische Speicher in 100 Bildern», die 1914 in Zürich erschien.
«Speziell interessant sind aber auch die Bilder, die er bei seinen Besuchen im Wallis aufgenommen hat. Sie zeigen Landschaften und eine Bergbevölkerung, die noch weitgehend von der Moderne unberührt geblieben sind», betont Stämpfli weiter. «Wüsste man nicht, dass sie von Stumpf sind, würde man sie wohl ins 19. Jahrhundert datieren.» Dabei sei dem Amateur Stumpf das Kunststück gelungen, die Einheimischen in ihrer gewohnten Umgebung zu porträtieren. Besonders schöne Beispiele dafür sind etwa das Ehepaar aus Haudères im Val d’Hérens auf seinem Maultier, der Lötschentaler Bauer oder der Pfarrer, der in Saas-Balen mit den Männern des Dorfes beim Kegeln abgelichtet wurde.
Daneben enthält Stumpfs Foto-Nachlass aber auch zahlreiche topografische Ansichten, «die über das Banale hinausgehen». So zeigt eine Ansicht beispielsweise den heute verschwundenen Weiler Zermeiggern, der bereits vor Jahrzehnten beim Bau des Mattmark-Stausees weichen musste. Oder aber eine weitere Ansicht, welche die prekäre Lage der Speicher im Weiler Moos bei Saas-Almagell verbildlicht. Sie zeigt «wie wertvoll landwirtschaftlich nutzbares Land war». Kein Quadratmeter wurde verschwendet. Hinzu kommen weitere topografische Fotografien, beispielsweise zur alten Sägerei in Saas-Fee oder der Dörfer Kippel und Blatten, «welche aufzeigen, wie die Ortschaften vor ihrer touristischen Umgestaltung aussahen», betont Stämpfli.
Auch der zweite Bestand, der seit Anfang Oktober im Internet konsultierbar ist, enthält Fotografien mit Walliser Sujets. Es handelt sich dabei um das Fotoarchiv des Ansichtskartenverlags Franco-Suisse in Bern. «13 Bilder konnten eindeutig als Walliser Ansichten identifiziert werden. Andere, von denen man annehmen darf, dass sie aus dem Wallis stammen, sind im Online-Katalog ‚katalog.burgerbib.ch’ mit dem Suchbegriff ‚Franco Suisse unbekannt’ zu finden, am besten in der Bildübersicht.» Man nehme Rückmeldungen zu den nicht eindeutig identifizierten Bildern gerne entgegen und sei dankbar für jedes weitere gelöste Bilder-Rätsel, erklärt Stämpfli abschliessend.
Eine Auswahl an Walliser Ansichten aus dem fotografischen Nachlass von Albert Stumpf finden Sie in der Bildergalerie zum Artikel. Weitere historische Fotografien und Dokumente aus dem Wallis können zudem direkt im Katalog der Burgerbibliothek gesucht werden (Feldsuche, Feld «Ort», enthält, Suchbegriff «(VS)»).
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