Bergrettung | Traumhaftes Wintersportwetter fordert Bergretter und Notfallstation Visp
Zermatter Rettungschef warnt vor vereisten Wanderwegen
Auf Walliser Wanderwegen kam es über die Weihnachtstage zu etlichen Unfällen, teils mit tödlichem Ausgang. Bergretter Anjan Truffer mahnt deshalb, gesperrte Wanderwege nicht zu begehen.
In den Walliser Bergen liegt bis in hohe Lagen wenig Schnee. Bei sonnigem Wetter bieten sich als Alternative zum Skifahren deshalb auch eine Wanderung oder eine Bergtour an. Ein ungefährliches Freizeitvergnügen, wo die Wanderwege ausgeapert sind. Nicht aber dort, wo die Wege in schattigen Couloirs etwa an Bachübergängen vereist sind.
Wanderer missachten Verbotstafeln
«In den vergangenen Tagen mussten wir deswegen vermehrt Wanderer mit Rettungscrews der Air Zermatt aus ihrer misslichen Lage evakuieren», weiss Anjan Truffer, Chef der Zermatter Bergrettung, um die Gefahren. «Alle Einsätze betrafen Personen, die auf gesperrten Wanderwegen unterwegs waren. Eindeutige Hinweistafeln oder Barrieren wurden hier nicht beachtet.»
Gleichzeitig mahnt der Zermatter Bergretter zu Vorsicht bei Begehungen von Gletschern. «Hier haben wir es mit anderen Risiken als in normalen Wintern zu tun. Auf den Gletschern liegt zwar ein wenig Neuschnee und die Spalten sind zugeweht. Die Schneebrücken aber sind derart dünn, dass sie schon beim beim ersten Fusstritt einbrechen können.»
Brüchige Schneebrücken auf Gletschern
Gleich dreimal mussten in den Tagen nach Weihnachten Personen aus Glestscherspalten gerettet werden. «Es handelte sich um Berggänger, die zu Fuss allein oder in nicht angeseilten Gruppen Gletscher im Gebiet Breithorn, Castor und Pollux querten.» Obwohl die Verunglückten bis zu 25 Meter tief in die Spalten fielen, konnten alle mit viel Glück gerettet werden. Ein Mann in einer Gletscherspalte löste mit seinem Handy Alarm aus, bei den beiden anderen Fällen riefen Gruppenmitglieder die Bergretter zu Hilfe.
Das traumhaft schöne Wintersportwetter schlägt sich auch in der erhöhten Anzahl an Rettungseinsätzen der Air Zermatt nieder. «Zur Zeit fliegen wir bis zu 20 Einsätze pro Tag. An Bord sind jeweils auch ein Notarzt und ein Rettungssanitäter. Die Einsätze häufen sich zwischen dem späten Vormittag bis zum Pistenschluss der Skistationen», sagt Dominic Andres, Einsatzleiter bei der Air Zermatt.
Drei bis vier Helikopter des Walliser Flugunternehmens stehen so täglich rund um die Uhr im Einsatz. Zumeist werden die Verunfallten ins Spital Visp geflogen, bei schweren Verletzungen kommen Verlegungsflüge in die Spitäler von Sitten, Bern und Lausanne hinzu.
100 Patienten im Notfall – pro Tag
Auf der Notfallstation des Spitals Visp ist man aus jahrelanger Erfahrung mit mehr Personal auf das erhöhte Patientenaufkommen über die Festtage vorbereitet. «Nach Weihnachten steigt die Zahl der Notfälle von etwa 40 Aufnahmen auf über 100 Einlieferungen pro Tag an. Spitzentag war in diesem Jahr der 26. Dezember, als 120 Notfälle zu behandeln waren. Ein Grossteil davon betraf verunfallte Skifahrer», weiss Co-Stationsleiter Jens Blatter.
«Am häufigsten müssen Skifahrer mit Hirnerschütterungen behandelt werden. Etwas häufiger als in anderen Jahren versorgen wir im Moment Patienten, die Verletzungen aufgrund von Kollisionen mit anderen Schneesportlern auf Skipisten davontragen.» Der Grund könnte darin liegen, dass aufgrund von Schneemangel im Oberwallis weniger Abfahrten geöffnet sind, sich aber etwa gleich viele Skifahrer auf den schmäleren Pisten tummeln.
zen
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