Helfen Sie helfen! | Seit 18 Jahren leistet «Nachbar in Not» Hilfe. Auch dieses Jahr wieder
Bedürftige im Oberwallis nicht sich selbst überlassen
Zu wenig Geld, um die Stromrechnung, den Zahnarztbesuch oder eine dringende Autoreparatur zu bezahlen – die Schwierigkeiten, mit denen Armutsbetroffene im Oberwallis zu kämpfen haben, sind vielschichtig. Die Stiftung «Nachbar in Not» leistet seit 18 Jahren Hilfe.
218 Gesuche von in Not geratenen Menschen hat die Stiftung «Nachbar in Not» im vergangenen Jahr im Oberwallis finanziell unterstützt. Dabei wurden insgesamt 258 439.95 Franken ausbezahlt, hält der Jahresbericht 2017 fest. Nicht selten fehlt es den Bedürftigen in der Region aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen an den elementarsten Dingen, wie ein Blick auf die anonymisierten Anträge, die bei «Nachbar in Not» im Laufe des Jahres eingegangen sind, eindrucksvoll vor Augen führt.
Es fehlen Lebensmittel und warme Hausschuhe
Weil die Heizkosten das Budget einer alleinerziehenden Frau deutlich übersteigen, sucht sie Hilfe bei «Nachbar in Not». Finanzielle Unterstützung erhalten auch die Pflegeeltern, die für das zu betreuende Kind ein Kleid zur Erstkommunion besorgen möchten. «Damit das Pflegekind einen unvergesslichen Tag erleben darf». Nachdem eine gewaltbetroffene Frau bei der Opferhilfeberatungsstelle «Unterschlupf» in Brig-Glis untergekommen ist, klopft sie, um für sich und ihre Kinder vorab das Allernötigste zu beschaffen, bei «Nachbar in Not» an. Einer alleinstehenden arbeitslosen Frau fehlt das Geld, um Lebensmittel einzukaufen, mittellose Betagte bitten um einen Zuschuss für warme Hausschuhe oder für einen Coiffeur-
Besuch.
«Kommen in einer ohnehin bereits schwierigen Lebenssituation plötzlich unvorhergesehene Ausgaben hinzu, lassen sich diese oft nicht mehr aus eigener Kraft stemmen», weiss Stiftungsratspräsidentin Helena Mooser Theler. Um unverzüglich Überbrückungshilfe leisten zu können, sei es wichtig, die eingegangenen Anträge so rasch als möglich und unbürokratisch zu bearbeiten. «Natürlich nicht ohne gewissenhafte Prüfung der Gesuchsteller». Im vergangenen Jahr mussten 41 Gesuche abgelehnt werden, «weil sie nicht den Richtlinien der Stiftung entsprachen».
Unterstützung für Musikunterricht und Reparaturen
Einen Obolus erhält indes ein junges, geistig eingeschränktes Paar, welches beim Umzug und bei der Reinigung der Wohnung unterstützt wird. Einer jungen Schülerin, die ein Instrument erlernen will, wird der Musikunterricht finanziert. «Ihrer alleinstehenden Mutter fehlt das Geld dazu.» Ein 60-jähriger Mann muss seinen defekten Speicherofen reparieren. «Bei einem Monatssalär von 1667 Franken hat er nicht das Geld, um diesen instand zu stellen.»
«Die Gründe, warum Menschen in Not geraten, sind vielfältig», weiss Mooser Theler aus Erfahrung. «Oft ist es eine Vielzahl von mehreren Problemen.» Im gesundheitlichen Bereich stünden Akuterkrankungen, chronische Langzeitkrankheiten, körperliche Gebrechen, Mehrkosten bei Therapien oder eine körperliche Behinderung im Vordergrund, fasst sie einige Armutsrisiken zusammen. Aber auch der Verlust der Arbeitsstelle, eine Kürzung des Rentenanspruchs oder der Sozialhilfe, eine Trennung oder eine Scheidung schränken die Lebensumstände der betroffenen Personen oft unvermittelt und folgenschwer ein.
Von Einkommensarmut betroffen
Trotz Erwerbstätigkeit gibt es auch im Oberwallis Alleinerziehende und Elternpaare, die zu wenig Geld erwirtschaften, um sorgenfrei leben zu können. «Die sogenannten Working Poor», ergänzt Mooser Theler, «die sich oft in einer schier ausweglosen Situation befinden». Vorab Alleinerziehende können kaum Vollzeit arbeiten, da sie Zeit für die Versorgung und Erziehung der Kinder aufbringen müssen.
Wer jedoch weniger arbeitet, verdient auch weniger, hat mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Und zusätzliche Aufwände für die ausserfamiliäre Betreuung der Kinder können sodann nicht aufgebracht werden. «Im vergangenen Jahr sind 27 Familien bei ebendiesen Sozialausgaben unterstützt worden», hält Mooser Theler fest. «Zusätzlich haben wir uns um Familien gekümmert, die für ihre erzieherischen Aufgaben Coaching und Beratung benötigen.»
Oberwalliser zeigen grosses Herz
«Die Solidarität der Oberwalliser Bevölkerung mit Personen mit nur knappen finanziellen Möglichkeiten ist immer wieder beeindruckend», so die «Nachbar in Not»-Präsidentin zum Sammeltag der Stiftung. «Viele von uns sind gerne bereit, ihr Glück mit denjenigen zu teilen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.»
Im vergangenen Jahr konnte die Stiftung einen Sammelbetrag von 234 758.60 Franken verzeichnen. Das ist deutlich mehr als noch in den beiden Jahren davor. «Insgesamt wurden 1290 Einzahlungen getätigt – von 5 Franken bis 15 000 Franken. Zusätzlich wurden bei der Aktion ‹Wiehnächtu fer alli› 327 Weihnachtsgeschenke im Wert von über 40 000 Franken verteilt», freut sich Helena Mooser Theler. Sie ist überzeugt: «Die soziale Nähe wärmt auch die Herzen der Spendewilligen.»
pan
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