Technologie | Die Kantonshauptstadt ist Teil des Schweizer Digitaltags
Bahnhof Sitten wird zur digitalen Hochburg
Sitten | Am Donnerstag findet in zwölf Schweizer Städten der Digitaltag statt. Dabei wird der Bahnhof Sitten zu einer Plattform für die Gesundheit 3.0. Von Roboterprothesen bis zu intelligenten Kleidern sind dort verschiedenste Innovationen rund um die Gesundheit im digitalen Zeitalter zu bestaunen.
Muss jemandem eine Hand amputiert werden, ist dies einer der schwersten Eingriffe am menschlichen Körper. Und die weiteren Handlungen des Patienten sind dadurch selbstverständlich stark eingeschränkt. Die Forschung will dazu beitragen, dass die Einschränkungen möglichst gering gehalten werden können. Und hat damit beachtliche Erfolge erzielt: So kann sich eine Roboterprothese fast wie eine echte Hand bewegen lassen. Einfluss darauf hatten verschiedene Neuerungen: So wird die Prothese immer autonomer und versteht die Bewegungen, die für die Interaktion mit der Welt notwendig sind, immer besser. Genutzt werden dafür elektrische Signale von Muskeln und die Bewegungen der Augen.
Parcours mit fünf Etappen
Am kommenden Donnerstag dürfen die Besucher des Digitaltags am Sittener Bahnhof erfahren, wie die intelligente, 3D-gedruckte Handprothese die Bewegungen der menschlichen Finger nachahmt. An dem Projekt «Megane Pro» ist neben dem Universitätsspital Zürich und dem Italian Institute of Technology (IIT) auch die Fachhochschule HES-SO Valais-Wallis beteiligt.
Die Handprothese der Zukunft ist ein Beispiel von vielen, an dem gezeigt werden kann, was die Digitalisierung für Auswirkungen im Gesundheitsbereich nach sich zieht. Und es ist nur eines von vielen Beispielen, das in Sitten bestaunt werden kann. Der Digitaltag läuft während des ganzen Tages zwischen 8.00 und 18.00 Uhr. Er ist als Parcours organisiert, läuft ab wie ein Gesundheitsverlauf und hat fünf Etappen: Bildung und Wohlbefinden, Prävention, Diagnostik, Homecare und Living Assistance.
Gesundes Leben führen
So dreht sich die erste Etappe des Parcours darum, wie man ein gesundes Leben führt. Denn das hat sich in unserer Gesellschaft zu einem Dauerthema gewandelt. Viele Leute schnallen sich eine Fitness-Uhr um das Handgelenk und kontrollieren, wie viele Schritte sie Tag für Tag zurücklegen und wie hoch ihr Blutdruck ist. Viele weitere Geräte sammeln tagtäglich Daten von uns. Doch was macht man mit den gesammelten Daten?
Die physiologischen Rohdaten müssen in Algorithmen umgewandelt werden. Und das schaffen zum Beispiel die intelligenten Kleider von L.I.F.E., die in Sitten gezeigt werden. Erst die Ummünzung der Rohdaten in Algorithmen kann helfen, die Gesundheit zu verbessern, Gewohnheiten zu optimieren, die Leistung zu steigern oder die Effizienz bei der Arbeit zu verbessern.
eHealth als grosse Chance für das Wallis?
Mehr als ein Dutzend solcher Start-ups und Forschungsprojekte sind am Digitaltag in Sitten vertreten. Die Organisatoren haben einen interessanten Parcours geplant. Zum Programm gehören zum Beispiel das virtuelle Training einer Rettung in Extremsituationen, ein über die Augen gesteuerter Rollstuhl oder ein digitales Dialogsystem (Chatbot) als Unterstützung für den Rauchstopp. Der eHealth-Parcours wurde von digitalswitzerland, Business Valais, Valais/Wallis Promotion, Swiss Digital Health, The Ark, HES-SO Valais-Wallis und Wissenschaft Wallis entwickelt.
Schweiz nicht an der Spitze
Das Spital Wallis ist das drittgrösste Spitalzentrum der Schweiz und entwickelt und lanciert verschiedenste Projekte im Gesundheitsbereich. Und befasst sich gleichzeitig mit den Herausforderungen der Digitalisierung. Mit verschiedenen Forschungsprojekten will sich das Wallis zu einem erfolgreichen Innovationsstandort für das Gesundheitswesen entwickeln. Dazu gibt es bereits diverse Forschungsprojekte von The Ark, von Swiss Digital Health oder von der HES-SO.
Trotz der vielen Projekte gehört die Schweiz nicht zur digitalen Spitze. Dies sagt eine kürzlich veröffentlichte Studie der IMD mit Sitz in Lausanne, die die Wettbewerbsfähigkeit von verschiedenen Nationen untersucht hat. In dieser Rangliste stehen die USA auf Platz eins, die Schweiz auf Platz fünf. Die meisten grossen Firmen wie Amazon, Google, Facebook und Netflix haben ihren Sitz in den USA. Der Autor der Studie, Christos Cabolis, sagte in einem Interview gegenüber dem «Blick», dass die Schweiz besonders in der Pharma- und Maschinenindustrie sehr stark ist. Das seien nicht direkt digitale Firmen, aber sie würden in der Herstellung ihrer Produkte digitale Aspekte einsetzen. Dadurch generieren sie Waren, die sehr schwierig zu kopieren sind.
In der Rangliste weiter nach vorne zu rutschen – dafür ist der Digitaltag auch da. Wer übrigens selber physisch nicht in Sitten anwesend sein kann, hat – ganz entsprechend der digitalen Erneuerung – die Möglichkeit, den
Tag auf digitalem Weg zu verfolgen. Und zwar über die sozialen Medien.mgo
Zweiter Digitaltag
Im letzten Jahr ging der Schweizer Digitaltag an vier Hauptbahnhöfen über die Bühne. Rund 200 000 Besucher strömten an die verschiedenen Stände und informierten sich über digitale Innovationen.
Dieser Aktionstag soll die Digitalisierung für die Schweizer Bevölkerung vor Ort konkret erlebbar machen, eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema auslösen sowie die Chancen und Herausforderungen aufzeigen. Der Digitaltag gewinnt dieses Jahr deutlich an Grösse. Unter dem Motto «digital gemeinsam erleben» kommt er dank rund 70 Partnern mit Aktivitäten in über zwölf Städten noch näher zur Bevölkerung.
Die Präsenz und das Patronat von Bundespräsident Alain Berset und von Bundesrat Johann Schneider-Ammann sowie die Unterstützung durch Ignazio Cassis betonen die Wichtigkeit und Vorreiterrolle des Digitaltags in Europa. Und es gibt auch schon Nachahmer. Parallel zur Schweiz wird Polen ebenfalls am 25. Oktober einen Digitaltag veranstalten.
mgo
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