Bahnverkehr | Ausfälle und Verspätungen am Bahnhof Visp
Gestrandet...
Die Ausfälle und Verspätungen am Bahnhof Visp vom Dienstagmorgen haben natürlich auch einige Pläne von Reisenden und Pendlern durchkreuzt.
Die Menschen auf den Bahnsteigen oder in der Unterführung hängen an ihren Telefonen, konsultieren die Fahrpläne oder richten sich an einen Mitarbeiter, der grellgelb angezogen vor und in der Unterführung Auskunft gibt. Ein Mann fotografiert eine Informationstafel. Aber generell scheint die Stimmung nicht allzu hektisch. Man nimmt es anscheinend grösstenteils gelassen. Nur einmal, als ein Reisender eine Gleisänderung aus der Unterführung auf den Bahnsteig ruft und eine Handvoll Männer sich hastig in Bewegung setzt, wird es etwas lauter. Ansonsten zieht sich beim Umsteigen der gewohnte Lärmpegel durch den Bahnhof.
Umweg über die Bergstrecke
Alexander aus Brig war auf dem Weg nach Susten zur Arbeit und ist nun schon seit zweieinhalb Stunden in Visp gestrandet. «Meinen Arbeitgeber konnte ich noch nicht informieren, weil er in einem Gespräch ist.» Und wann geht es weiter? Er wisse es nicht, vielleicht werde es Mittag, sagt er. «Dann geht es wohl zuerst zurück kurz nach Hause statt zur Arbeit.»
Eine Passantin, die sich bei einem SBB-Mitarbeiter informiert hat und in einer Reihe von Leuten vor der Unterführung steht, wird wohl den Umweg über die Bergstrecke nehmen. Sie hat einen Prüfungstermin in Thun. «Den Termin, um eine korrigierte Prüfung entgegenzunehmen, musste ich verschieben, aber für die Prüfung, die ich noch ablegen muss, reicht es wohl.» Um 12.30 Uhr gehe es weiter, habe man ihr gesagt.
Reben müssen warten
Charlotte Kranzso und ihr Ehemann aus Olten wollten um 9 Uhr in der Nähe von St. German eintreffen, um in den Reben ihres Sohnes zu arbeiten. Nun werden sie sich ziemlich verspäten. «Nächstens soll anscheinend ein Zug nach Raron abfahren, aber wir wissen noch nicht, ob das klappt.» Der Sohn sei noch nicht informiert: «Sonst bekommt er die Krise.» Ob sie die geplante Arbeit denn trotzdem noch schaffen würden? «Wir müssen jetzt einfach schneller vorwärts machen und wohl auf die Zwischenverpflegung verzichten, so dass wir bis 18 Uhr durchkommen.» Sie hofft darauf, dass der angekündigte Regen nicht allzu früh kommt. «Jetzt wird es halt etwas strenger.»
Die beiden sind pensioniert und kommen öfters ins Wallis, um ihrem Sohn zu helfen: «Wenn es viel zu tun gibt, kommen wir etwa dreimal die Woche.» Und momentan gäbe es viel zu tun, weil die Pflanzen stark wachsen.
Grundlegende Probleme?
Hans und Rosmarie Treyer aus Ausserberg sind fleissige Bahnfahrer. Sie stehen auf dem Bahnsteig und schauen auf die Informationen. Die Minuten werden immer wieder nach oben korrigiert. Sind dringende Termine betroffen? «Nein, das ist kein Problem», sagt sie. Er sieht das etwas anders: «Wir müssen nach St. Maurice. Meine Frau ist Dirigentin des Seniorenchors.» «Aber wir haben genügend Zeit», wendet sie ein.
Hans Treyer ist überzeugt, dass es bei den SBB grundlegende Probleme gibt und dass diese von der Konzernleitung kommen. «Die Arbeiter machen ihre Sache gut, aber im Management ist vieles nicht so, wie es sein sollte.» Rosmarie Treyer denkt, dass der Verkehr immer dichter wird und dass solche Pannen auch damit zusammenhängen. Es sei wohl schwierig, mit den Wartungsarbeiten nachzukommen bei so viel Verkehr und der entsprechenden Abnutzung des Rollmaterials. «Aber man darf nicht nur negativ reden», sagt sie. Vieles laufe auch gut.
Büro ins Bahnhofsbuffet verlegen
Diren Toprak aus Zürich wartet seit einer Stunde. Das sei aber halb so schlimm. «Ich habe heute frei und will über den Gemmipass nach Kandersteg wandern.» «Es kommt darauf an, ob der Zug nächstens abfährt», sagt Stefanie Kuonen aus Termen auf die Frage, ob sie es denn noch vor dem Mittag zur Arbeit schaffe. Der Chef sei informiert und nehme es locker. «Ich bin die einzige auf der Arbeit, die betroffen ist», sagt sie und lacht. Sie arbeitet in der Kita in Leuk und hätte um 9.30 Uhr anfangen sollen. Gibt es zu viele Verspätungen? «Manchmal sind es fünf bis zehn Minuten, aber das kommt nicht oft vor.» Sie sei vom Personal gut informiert worden.
Er habe sein Büro unterwegs in einem Bahnhofsbuffet ausgepackt, um bereits etwas zu arbeiten, sagt Peter Voll aus Bern. Er ist Leiter des Instituts Soziale Arbeit an der Hes-So in Siders. In Spiez mussten die Passagiere aussteigen, da sei natürlich klar gewesen, dass es Probleme gibt. «Ich musste Termine verschieben, aber wenn man es mit verständnisvollen Leuten zu tun hat, ist das kein Problem.» Er wartet bereits zwei Stunden und informiert sich fortlaufend über die SBB-App. «Ich habe bereits Routine und wenn man sich nicht aufregt, geht es.»
tma
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