Grossraubtiere | Verletzte und vermisste Schafe im Ginals
Vermuteter Wolfsangriff im Augstbord
Vermutlich ein Wolf hat in der Nacht auf Donnerstag im Ginals bei Unterbäch eine Schafherde angegriffen. Von 16 Tieren konnten von den Schäfern bis Donnerstagabend lediglich eines schwer verletzt gefunden werden.
Die Schafsömmerung in der Augstbord-Region beginnt, wie sie im Sommer 2014 geendet hat. Vermutlich ein Wolf hat in der Nacht eine 16-köpfige Schwarznasen-Gruppe oberhalb der Waldgrenze auf 2000 Meter angegriffen. «Bei einem ersten Suchdurchgang am Donnerstag konnte erst eines am Kehlkopf gebissenes Tier schwer verletzt gefunden werden», sagt Besitzer Peter Furrer gegenüber 1815.ch.
Zeugen des Angriffs wurden Viehhirten im Ginals. Sie beobachteten am Donnerstag, wie bei Tagesanbruch sechs Schafe mit blutenden Wunden talwärts flüchteten. «Eines der Tiere stürzte dabei und verletzte sich zusätzlich zur Kehlkopfwunde schwer und wird nun in einem Stall verarztet. Bei einem ersten Suchgang am Donnerstag konnten wir keines der weiteren 16 Tiere auffinden», sagt Furrer.
Wildhüter Thomas Imboden war am Donnerstagnachmittag vor Ort, um sich ein Bild der verletzten Tieren zu machen. «Anhand der Wunden des verletzten Schafes muss man von einem Wolf als Angreifer ausgehen», erklärt der Wildhüter auf Anfrage. Eine Gruppe Schäfer will sich am Freitagmorgen in der Früh im Gebiet auf die Suche nach den verletzten oder allenfalls toten Tieren machen.
Furrer führte seine Tiere am Dienstag als Erster einer Reihe von Schäfern ins Ginals. Sie wollen dort etwa 350 Tiere im freien Weidegang mit regelmässigen Kontrollgängen sömmern. «Unter diesem Umständen kommt ein Auftrieb derzeit natürlich nicht mehr in Frage», so Furrer. Die Ginals-Schäfer mussten ihre Tiere bereits im vergangenen Sommer nach Angriffen des Wolfes M46 frühzeitig abalpen.
Die Präsenz des Wolfsrüden und das spätere Auftauchen einer Wölfin zwangen auch die Schäfer der übrigen Alpen im Augstbord-Gebiet zuvor nach Dutzenden von gerissenen Schafen, die Tiere von den Alpen zu holen. Bund und Kanton liessen trotz der grossen Schäden an Nutztieren einem Abschuss nicht zu, weil sich die betroffenen Alpen im Präventionsperimeter befinden, wo die Schafe mit zumutbaren Herdenschutzmassnahmen zu schützen sind. Das war nach Einschätzung der Behörden nicht der Fall.
Nach dem Angriff von Donnerstagnacht ist auch die Hirtin der benachbarten Moosalpe alarmiert worden. Sie schaut dort zu rund 450 Tieren, welche diesen Sommer erstmals gemeinsam auf den Burgeralpen von Törbel und Bürchen gealpt werden. Die Tiere werden in elektrifizierten Umtriebsweiden mit Koppelsystem nach Vorgaben des Bundes gehalten.
zen
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Kommentare
R. Huber - ↑0↓1
Es wäre schön wenn auch endlich mal das Wallis zur Vernunft kommen würde und sich um einen angemessenen Schutz der Schafe auf den Alpweiden kümmern würde und die Probleme nicht nur mit dem Gewehr löst. Dies gilt insbesondere für die engstirnige Sichtweise der Schafhalter aus dem Turtmanntstal.
Nehmen Sie sich ein Beispiel an den Bündnern (siehe Calanda) welche unterschiedliche Herdenschutzmassnahmen entwickelt haben und auch erfolgreich anwenden.
ein (noch) Walliser Feriengast,
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Gerry - ↑16↓5
Der Staat muss für jedes geschundene oder tote Tier eine Kompensationsentschädigung zahlen.
In Dänemark, wo der Wolf auch wieder in die Natur integriert wurde, bezahlt der Staat jedem Schäfer das verlorene Tier.
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Wismer Daniel - ↑25↓22
War doch ( leider ) zu erwarten. Sömmern in der Augstbordregion etc. ohne Hirten und
Hunde ist russisches Roulette mit fünf Kugeln in der Trommel. Die Realität muss endlich anerkannt werden - auch wenn sie mit Mehraufwand und Ärger verbunden ist.....
Will man die Schäferei erhalten, müssen neue Wege beschritten werden !
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Wismer Daniel - ↑4↓8
@ Schäfer : schau mal unter http://www.wolfridgeicelandics.com/guard-yaks
Bifa -Bafi - Bufa - Bafu - who cares?
schäfer - ↑9↓2
darf ich fragen wie man mit yaks einen herdenschutz aufbauen will?
zudem gilt es zu bedenken, dass diese nicht zu den vom bafu anerkannten herdenschutztieren gehören. somit würden die gerissenen schafe also nicht für einen längst nötigen abschuss mitgezählt...!
Wismer Daniel - ↑8↓12
@ M.Gattlen: Die Hirtin hat leider nur einen (?) Treibhund aber keinen Herdenschutzhund dabei ( apropos informieren) Das Projekt geht in die richtige Richtung! Hier im Dorf habe ich mich anerboten mit den Yaks ein Herdenschutz auf zubauen ( einen Versuch wäre es sicher wert gewesen) mit einem Hirten aus Rumänien.Leider wurde ich nicht mal zur Schäferversammlung eingeladen. Man hatte 15 Jahre Zeit gehabt einen Herdenschutz, Wolfabwehr etc. auf zubauen. Jetzt muss alles hop - hop gehen. Schlecht vorbereitete Feuerwehrübungen veranstalten, wo es doch schon brennt. ( muss wieder heuen gehen)
Gattlen Martin - ↑14↓6
@Wismer Daniel: die Augstbordregion (Alpe Bürchen und Törbel) hat in diesem Jahr den Herdenschutz stark ausgebaut und eine Hirtin angestellt. Diese ist 24 Stunden in der Nähe der Tiere. Man sollte sich wohl vorerst informieren, bevor geschrieben wird...
Patrick - ↑12↓5
@Wismer Daniel Falls Sie denken das es so einfach ist, können Sie ja mal zeigen wie es richtig geht. Nur mit schreiben wie man es "richtig" macht kommt man nicht weit. Es kann ja nicht so schwer sein eine riesige Alpe zu schützen...
Mätti - ↑32↓6
Es ist immer sehr einfach vom schönen Balkon aus beim Feierabendbierchen so was zu schreiben. Es geht hier nicht nur drum die Schäferei zu erhalten. Heute leisten auch die "Hobbybauern" einen extrem grossen Beitrag zur Landschaftspflege mit einem sehr grossen Aufwand. (Und wer's nicht glaubt darf mal in der Heusaison mal bei einem klassischen Bergbauern mitmachen, mal schauen ob ihr überhaupt in den steilen Hängen laufen könnt...) Machen wir jetzt den Aufwand noch grösser werden die sich bald einmal sagen wieso soll ich mir da noch antun.... gibt ja andere Hobbys auch noch und innert 5 Jahren, wenn dann alles halb vergandet ist und das Landschaftsbild leidet, schreien genau diese lieben Wolfsfreunde auf und fordern vom Staat dass er etwas unternimmt... und das wird dann teuer, da sind die Subventionen für diese Zwecke heute pippifax....