Bands | Klischée geht auf China-Tour und spielt dort sechs Konzerte in neun Tagen
Auf nach China
Im Reich der Mitte erscheinen sie nicht einmal auf YouTube oder Spotify, trotzdem gehen sie auf China-Tournee. Die vier Walliser von Klischée.
Klischée, das sind drei Walliser ohne Walliser Wurzeln und ein Berner mit Walliser Wurzeln. So setzt sich zumindest der harte Kern der Band zusammen, die der Electro-Swing-Schublade zugeordnet wird. «So gesehen sind wir irgendwie alle Walliser», sagt William Bejedi, MC und Sänger. Bei Live-Auftritten gesellen sich weitere Musiker aus der ganzen Schweiz dazu. Gestern sind die vier nach China geflogen. Sechs Konzerte in neun Tagen fordert die Tour von den Jungs. So viel in so kurzer Zeit wie noch nie, «das schweisst zusammen», denn es sei eine «neue Challenge, in körperlicher wie in sozialer Hinsicht», schmunzelt der Sänger.
Arbeitszeugnissen nachlaufen
Angefangen hat alles mit einer Anfrage für einen privaten Geburtstagsgig eines Schweizers, der in Hongkong lebt. «Wir wussten, dass die Bookerin Weina Venetz, die Frau unseres Live-Bassisten, Konzerte in China organisiert und haben deshalb schon länger mit dem Gedanken gespielt, in China aufzutreten. Das war unsere Chance.» Da Venetz viele Clubs in China kenne, habe er sie angefragt, um eine Tour zu organisieren, so Bejedi. «Das war alles recht kurzfristig. Mitte August kam die Anfrage, und innert zwei Monaten hatten wir alles organisiert.» Er habe den Aufwand unterschätzt. So musste etwa die ganze Technik «fluggerecht» gemacht oder einiges an Papierkram erledigt werden. Gar nicht so einfach bei der momentanen Grenzsituation zwischen Hongkong und China. «Die sind da jetzt besonders strikt. Wir mussten von jedem Arbeitgeber, bei dem wir einmal angestellt waren, eine Arbeitsbestätigung einholen.»
Bejedi ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnen wird: «Selbst wenn wir in China keine grosse Fanbase aufbauen können, werden wir als Band eine tolle Erfahrung machen und inspiriert und mit ganz vielen Eindrücken nach Hause zurückkehren. Wenn wir dann noch ein paar Leute von unserer Musik überzeugen, umso besser.» Die Jungs haben einiges vorbereitet, um die Chancen zu erhöhen, dass in dem riesigen Land möglichst etwas von ihrem Sound hängenbleibt. So sind sie etwa in Kontakt mit chinesischen Labels: Geplant ist, ihre beiden Alben in China zu veröffentlichen. «Wir sind in China bisher nicht sichtbar, auf YouTube oder Spotify kann man uns gar nicht aufrufen.» Und auch im Radio wird die Band zu hören sein: «Wir spielen im Club von einem der einflussreichsten Moderatoren Chinas. Er hat auf dem staatlichen Radiosender in Peking eine tägliche Sendung und wird uns interviewen.» Neben ihren Instrumenten haben die Musiker von Klischée auch Kameras im Gepäck: «Wir wollen viele Aufnahmen machen und einen Videoclip produzieren.»
Vor Ende Jahr ist dann, nach einigen Remixes in den letzten Jahren, wohl die nächste Eigenproduktion der Band zu erwarten. «Vielleicht eine Single mit einem Videoclip mit den Aufnahmen aus China.» Und nächstes Jahr soll weiteres frisches Material veröffentlicht werden: «Wir waren mit vielen neuen Künstlern im Studio, aber wir müssen uns noch genau überlegen, wie wir die neuen Sachen herausbringen. Nach den Vorbereitungen für die Tour haben wir ja jetzt zwölf Tage Zeit, in denen wir aufeinandersitzen und planen können.»
tma
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