Coronavirus | Tipps der Psychologinnen – so kommen Sie sicher durch diese unsicheren Zeiten
Auf Distanz, aber nicht allein
Die Psychologinnen Seraphina Zurbriggen und Christine Lutz mit einer kleinen Anleitung, wie man auch den Corona-Alltag meistert.
Im Alltag gehen wir davon aus, dass sich unser Leben nach einer mehr oder weniger vorhersehbaren Verkettung von Ereignissen planen lässt. Wir planen das kommende Wochenende, die nächsten Ferien oder die Pensionierung. Wir leben in einem sogenannten «Ewigkeitsprogramm».
In der Notfallpsychologie begleitet und unterstützt man Personen, die ein unvorhersehbares Ereignis erleben, das sie aus diesem «Ewigkeitsprogramm» rauskatapultiert. Ähnlich ist es auch jetzt mit dem Coronavirus: Wir werden mit einer unvorhersehbaren Bedrohung konfrontiert, nichts ist mehr, wie es soeben noch war. Es ist eine grosse Herausforderung, aktuell mit den unzähligen Unsicherheiten umzugehen.
Am wichtigsten ist es unseres Erachtens, dass in dieser Situation nicht ausschliesslich der Verlust unserer Freiheit gesehen wird, sondern auch die Chancen erkannt werden. Abgeleitet von den notfallpsychologischen Interventionen kann man daher einige Tipps für den Umgang mit Herausforderungen in den kommenden Wochen mit auf den Weg geben:
Alltagsnormalität herstellen
Jetzt ist der Moment, da man neue Gewohnheiten aufbauen kann, einen abendlichen Spaziergang in der Natur oder das Erlernen einer neuen Sprache. Dieser Aufbau neuer Gewohnheiten ist umso wichtiger, als bisherige Gewohnheiten, die einem Halt gegeben haben, wegfallen (Kaffeekränzli mit Freunden, Treffen mit Bekannten). Wichtig ist, dass jeder für sich ein Gefühl von Normalität und Produktivität entwickeln kann.
Informationen geben Sicherheit
Nach einem kritischen Ereignis möchten Menschen Sicherheit erlangen, indem sie Informationen suchen, um das Ereignis einordnen zu können. Bei der aktuellen Situation ist es genauso, aber mit beinahe stündlichen News steigt die Verunsicherung eher. Wichtig erscheint uns, dass die Nachrichten valide Informationen sind, das heisst, dass man ihnen trauen kann, z.B. Informationen aus der Zeitung oder seriösen TV-Formaten.
Zeit miteinander verbringen
Jetzt haben wir zwar nicht mehr die Möglichkeit für «direkten» Kontakt zur erweiterten Familie und mit Freunden, aber wir können dank Telefon, Skype oder Facetime die neuen Technologien für den indirekten Kontakt nutzen. Wir können beispielsweise wieder zu Langtelefonierern werden. Vielleicht wäre dies auch die beste Gelegenheit, einen Brief zu schreiben und so gedanklich Zeit mit jemandem zu verbringen.
Sich Zeit zur Erholung nehmen
Die Unsicherheiten verursachen Stress. Umso wichtiger ist es, auch zu tun, worauf man Lust hat. Sei das Sport treiben und aktiv sein – wobei es auch hier Anpassungen bedarf, wie turnen zu Hause oder allein einen Vitaparcours machen. Oder einfach ein Buch lesen, endlich ein Fotoalbum erstellen, den Garten für den Frühling vorbereiten.
Gute Balance beim Homeoffice
Wer noch arbeiten kann oder muss, soll dies tun, aber sich damit nicht überfordern, sondern sich strikte Grenzen setzen. Homeoffice wird eine grosse Chance, inklusive des Improvisierens und Zeitjonglierens. Wichtig ist, dass es hier auch eine gute Balance gibt zwischen Kinderbetreuung und Homeoffice, und zwar bei beiden Geschlechtern.
Bearbeitung: dab
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