Zauberei | In 52 Wochen durch 26 Kantone
Asiatische Freiluftkunst
Seine magische Tour de Suisse führt den Oberwalliser Zauberer Lionel Dellberg in 52 Wochen durch alle 26 Kantone. Seine Eindrücke hält er auf 1815.ch und im «Walliser Bote» jeweils fest.
Für den 24. Streich meiner Reise durch die Schweiz hatte ich genau 6 Minuten und 15 Sekunden zur Verfügung. So lange dauert die Fahrt mit der Seilbahn, die mir auf dieser Etappe als Bühne diente. Schauplatz war aber nicht irgendeine Seilbahn, Schauplatz war die Cabrio-Bahn im Kanton Nidwalden: die weltweit erste Seilbahn mit einem offenen Oberdeck.
Zu diesem Abenteuer hatten mich Isabelle Berchtold und ihre Schülerin Noë eingeladen. Um 10.30 Uhr erwarteten mich die zwei am Abgangsort der Standseilbahn, die die Passagiere zur Talstation der Cabrio-Bahn führt. Auf meiner mag ischen Reise durch Helvetien lerne ich neben spannenden Orten meistens noch spannendere Menschen kennen. So auch an diesem heissen Sommertag. Noë ist die erste, die in ihrem Kanton im Homeschooling unterrichtet wird. Die quirlige Noë drückt also nicht mehr mit ihren Altersgenossen die Schulbank, vielmehr wird sie zu Hause von ihrer Privatlehrerin Isabelle in die Geheimnisse des Schulstoffs eingeführt. Isabelle und Noë waren also auf einer kleinen magischen Bildungstour. Bei so einem Programm liegt ein Vorteil des Hausunterrichts definitiv auf der Hand. Auf der Cabrio-Bahn angekommen, machten wir zuerst eine kleine Erkundungsfahrt. Schliesslich wollten auch wir die Aussicht geniessen und in Erfahrung bringen, wer da alles so hoch- und runterfährt. Nicht ganz unerwartet waren das neben Schweizern, Deutschen und Amerikanern auch viele Asiaten, die die Fahrt mit ihren Tablets und Smartphones aus allen Winkeln festhielten. Die Fahrt und somit die Fotos lohnen sich aber auf alle Fälle, hat man vom Oberdeck der Bahn doch einen uneingeschränkten Blick auf die ganze Zentralschweiz mit ihrer malerischen Seenlandschaft.
Auf der zweiten Fahrt war dann aber definitiv genug geschaut. Ich zog ein blaues Kartenspiel aus der Tasche und bat eine asiatische Mitfahrerin, irgendeine Karte zu ziehen. Bevor mir dies gelang, musste ich aber ein paar andere wild filmende und fotografierende Gäste um etwas Platz bitten. Die junge Frau schien amüsiert über das kleine magische Intermezzo, und die anderen Asiaten hatten auch nichts einzuwenden, richteten sie ihre Linsen doch ganz einfach auf uns. Unter den Augen und Linsen hatte die junge Frau die Herz acht gezogen. So weit, so gut. Interessant aber war, dass alle Karten im ganzen Spiel weiss waren. Die Herz acht war die einzige bedruckte Karte. Warum hatte sie bloss diese gezogen? Ich beschloss, ihr einen Teil des Geheimnisses zu verraten. Als ich das blaue Spiel jetzt wieder auffächerte, sah sie eine einzige Karte mit einem roten Rücken auf dem stand: «take me». Klar war das ihre Herz acht. Ich bat sie, die rote Herz acht kurz zu halten, doch da waren plötzlich alle Karten bedruckt, bis auf eine Karte: Die Karte, die sie in den Händen hielt. Die Asiaten quittierten dies mit einem typischen Oh und einem charmanten Lächeln.
Auf der nächsten Etappe tausche ich die frische Luft des Stanserhorns mit dem kühlen Nass der Maggia. Im südlichsten Kanton der Schweiz gehe ich für meine Magie im wahrsten Sinne des Wortes auf Tauchstation. In der Hoffnung, dass die Magie auch unter der Wasseroberfläche ihre Wirkung entfaltet, verbleibe ich mit magischen Grüssen.
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