Ho Chi Minh City | Arnold Biner berichtet aus Vietnam
Vietnamesische Hochzeit im Schnelldurchlauf
Arnold Biner lebt mit seiner Frau und seinen vier Söhnen seit über zwei Jahren in Ho Chi Minh City in Vietnam, wo er bei Bosch tätig ist. Auf 1815.ch berichtet der 36-Jährige über vietnamesische Hochzeiten, die im Rekordtempo über die Bühne gehen, wildes Herumspringen auf dem Ehebett und Kuchen-Attrappen.
Arnold Biner und seine Frau Barbara leben mit ihren Söhnen Levin (10,5 Jahre alt), Mael (9), Jaron (6,5) und Anjo (4) in Ho Chi Minh City. Seit über zwei Jahren behauptet sich die Familie in der grössten Stadt Vietnams. Auf 1815.ch berichtet der Zaniglaser regelmässig von den Erfahrungen seiner Familie in der südostasiatischen Millionenmetropole:
«Ende Januar hatten wir das Vergnügen auf eine vietnamesische Hochzeit zu gehen. Die Tochter unserer Maid (Haushaltshilfe) hat geheiratet. Es war eine typisch vietnamesische Hochzeit, zumindest wie ich es aus Saigon kenne.
Essen und Bier trinken im Akkord und nach zwei Stunden fertig lustig – interessant zu sehen, wie pünktlich und strikt die Vietnamesen an so einem Anlass sind. Die Party startete um Punkt sieben Uhr und endete pünktlich um neun Uhr. Dazwischen gab es ein paar Showacts, wurde schnell mal der Kuchen angeschnitten, eine Champagnerglas-Pyramide gefüllt und aus die Maus. Ob der Champagner und der Kuchen echt waren, konnte ich leider nicht ausfindig machen. Soweit ich dem Ganzen folgen konnte, blieb alles bis zum Ende stehen. Vielleicht waren es einfach 'Fakes', was in Asien ja nichts Aussergewöhnliches wäre.
Keine Zeit fürs Essen...
Für das Ehepaar und seine Eltern ist eine Hochzeit ziemlich stressig: Die Braut wechselt nach dem offiziellen Teil ihr Kleid. Danach heisst es für alle – Brautpaar, Eltern und Geschwister – von einem Tisch zum nächsten zu gehen und anzustossen. Bei sechzig Tischen in zwei Stunden kann man sich ja vorstellen, dass keine Zeit bleibt, irgendetwas zu essen. Der Fokus liegt dann wieder einmal auf 'Mot, hai, ba, YO!', 'Eins, zwei, drei, trinken'…
Wirklich beeindruckend, wie dies in zwei Stunden über die Bühne gehen kann – und das mit geschätzten 400 Gästen! Wenn ich an unsere Hochzeit zurückdenke, da war das doch ein bisschen anders: Viel weniger Leute, aber dafür viel länger gefeiert; ja, ganz etwas anderes hier in Saigon, zumindest in der Stadt. Wie ich letztens gehört habe, sind die Hochzeiten auf dem Land anders. Dort können die Feierlichkeiten gut bis zu zwei Tage lang dauern. Leider hatte ich noch nie die Gelegenheit, dies mitzuerleben.
Ein anderes Leben beginnt
Für die Braut beginnt mit der Hochzeit ein anderes Leben. Sie wurde am Hochzeitstag morgens um zehn Uhr abgeholt und in ihr neues Zuhause gebracht. Dort lebt sie von nun an mit ihrem Mann und dessen Eltern. Um dafür vorbereitet zu sein, wurden am Vortag der Hochzeit alle Cousinen und Tanten eingeladen, um die Braut in die ehelichen Pflichten einzuweihen. Sie kümmert sich jetzt um den Haushalt und natürlich sollten möglichst schnell Kinder folgen. Um dieses Unterfangen zu unterstützen, durften unsere zwei jüngsten Söhne das Ehebett als erste 'testen'. Unsere Maid hat uns ganz schüchtern gefragt, ob die Jungs dies machen könnten, weil es Glück bringen soll.
Vor der Hochzeitsnacht darf die Braut das Zimmer nicht betreten und das Ehebett wird normalerweise von den Eltern des Bräutigams hergerichtet. Da aber der Vater des Bräutigams bereits verstorben ist, durfte es seine Mutter nicht machen. Es würde Unglück in die Ehe bringen. Also übernahm die Mutter der Braut diese Aufgabe und nahm dafür unsere zwei Jungs mit ins Haus, um wild auf dem Bett herumzuspringen. Es soll Glück bringen und schnellstmöglich Nachwuchs garantieren.
Nein, die Vietnamesen sind überhaupt nicht abergläubisch. Schauen wir mal, wie lange es dauert, bis der Storch vorbeischaut. Unsere Jungs haben auf alle Fälle alles gegeben und hatten einen Riesenspass!»
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