Künstliche Lawinenauslösung trotz strahlend blauem Himmel
«90 Sekunden später detoniert die Sprengpatrone»
Sturmwinde sorgten am Donnerstag in den Walliser Bergen für erhebliche Lawinengefahr. Im Mattertal wurde deshalb von Sprengmeister Stefan Anthamatten eine ganze Reihe von Lawinen künstlich ausgelöst.
In der Nacht auf Donnerstag liessen stürmische Nordwinde die Lawinengefahr in den Walliser Alpen auf die Stufe «erheblich» ansteigen. Auch im Mattertal. Dort trägt Strassenmeister Martin Sarbach die Verantwortung dafür, ob Strasse und Bahn bei dieser Gefahrenlage gesperrt werden und die gefährlichen Lawinenzüge gesprengt werden müssen.
Messstationen als Datenlieferant
«Die Daten der Messstationen auf den Berggipfeln deuteten bereits während der Nacht darauf hin, dass der überaus starke Wind in den Lawinenzügen des hinteren Mattertals grosse Triebschneeansammlungen verursachten», erklärt Martin Sarbach. Ein Rekognoszierungsflug am Donnerstagmorgen von Lawinenspezialist Stefan Anthamatten mit einem Heli der Air Zermatt über die kritischen Stellen bestätigte die Gefahr spontan abgehender Lawinen. «So wurde bereits am Morgen nach Rücksprache mit Anthamatten beschlossen, die Lawinengefahr mit kontrollierten Sprengungen am Nachmittag zu entschärfen», so Sarbach.
Damit Bahn- und Autoverkehr möglichst wenig eingeschränkt werden, ist die künstliche Lawinenauslösung minuziös geplant. «Die betroffenen Bahn- und Strassenabschnitte werden von der Kantonspolizei in den geplanten Zeitfenstern für jeglichen Verkehr gesperrt. Gleichzeitig stehen Räumungsmaschinen auf Abruf bereit, falls eine ausgelöste Lawine bis zur Strasse abgeht und diese verschüttet», sagt Sarbach. Das allerdings wird möglichst vermieden, indem Lawinenzüge schon bei geringen Schneeansammlungen entleert werden.
In Lawinenzügen bei den Dörfern Täsch und Randa wurden am späten Donnerstagabend nach Einbruch der Dunkelheit mittels fix installierten Sprenganlagen, die vom Tal aus mittels Funk ausgelöst werden, Lawinen ausgelöst. Zwischen Täsch und Zermatt hingegen war Sprengmeister Stefan Anthamatten im Einsatz. Der Spezialist wurde nach 15 Uhr mit einem Heli der Air Zermatt zu den kritischen Stellen geflogen, um die Sprengsätze optimal zu platzieren.
Detonation nach 90 Sekunden
«Mit dem Heli nähern wir uns bis auf wenige Meter den gefährlichen Triebschneeansammlungen. Dann werden die fünf Kilogramm schweren Sprengpatronen ausgeworfen. Diese werden an möglichen Anrissstellen platziert. 90 Sekunden später detonieren sie», erklärt Stefan Anthamatten das Vorgehen. Der erfahrene Fachmann ist mit dieser Aufgabe schon seit 30 Jahren betraut.
Gleich 25 Sprengungen nahm Anthamatten mit der Heli-Crew der Air Zermatt am Donnerstagnachmittag in einem Zeitraum von 20 Minuten vor. Wären dieser kurzen Zeit waren Strasse und Bahn zwischen Zermatt und Täsch gesperrt. «Ausgelöst wurden die Lüegelbach-, die Schuss- und die Rosswanglawine. Die zu Tal donnernden Schneemassen drangen wie erhofft nicht bis zur Strasse vor. So konnte die Strasse und die Bahn direkt nach den Sprengungen freigegeben werden», ist Anthamatten zufrieden.
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Kommentare
Mami - ↑1↓0
Ein grosses Dankeschön an alle, die für unsere Sicherheit besorgt sind!
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