Grossprojekt | Das 30-Millionen-Projekt rund um den Erlebnispark «futurumgoms» nimmt immer mehr Gestalt an
«Hat einen höheren Erlebniswert als der Europapark»
Goms | Mit «futurumgoms» soll auf Boden der Gemeinde Goms ein gewaltiger Erlebnispark entstehen. Das 30-Millionen-Projekt weckt grosse Erwartungen, was die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Generierung von tou- ristischen Frequenzen anbelangt.
«futurumgoms» setzt sich aus vier Teilprojekten zusammen. Einem Themenpark für Energie in der ehemaligen Unterkunftsanlage der Armee in Gluringen. Dort widmet sich eine Ausstellung in insgesamt 27 Themengebäuden den wichtigsten Meilensteinen und Erfindungen aus dem Energiebereich, den unterschiedlichen Technologien zur Stromproduktion und der Zukunft der digitalen Gesellschaft: Ein Teil der Gebäude zeigt Visionen über zukünftige Wohnformen. «Damit es nicht langweilig wird und der interaktive Park aktuell bleibt, sollen jährlich 20 Prozent der Inhalte ausgetauscht werden», sagt Projektleiter Christoph Ott. Dazu kommt ein Energieturm mit einem Lift, der nur durch erneuerbare Energie angetrieben wird. Wer auf die Plattform will, um über das Areal blicken zu können, muss den Lift nehmen. Sollte das dazugehörige Fotovoltaikmodul für einmal zu wenig Strom generieren, kann der Lift stecken bleiben. «Dann können die eingeschlossenen Personen symbolisch mit Dinamofahrrädern befreit werden», führt Ott aus. Damit wolle man aufzeigen, dass der Strom nicht einfach nur aus der Steckdose komme.
Kleines Kraftwerk im Park
Auf dem ehemaligen Militärflugplatzgelände in Münster-Geschinen ist ein Umweltpark für Elektromobilität geplant: Besucher sollen dort verschiedene zwei- und vierrädrige Transportmittel vergleichen und ausprobieren können. Dazu will man die zukünftige Entwicklung der E-Mobilität in der Luft möglichst authentisch und zum Anfassen präsentieren. Zudem stehen Kooperationen mit diversen Fachhochschulen im Raum, damit Studenten vor Ort Forschungsprojekte umsetzen können.
Direkt daneben ist ein Demopark für erneuerbare Energien vorgesehen, in dem auf Demoflächen von je 225 Quadratmetern die unterschiedlichen Technologien aus dem Bereich der Sonnenenergie und Fotovoltaik gezeigt werden. «Beim Vordach des Gebäudes handelt es sich um eine Weltneuheit, eine transparente Membrane mit integrierter Fotovoltaikfolie anstelle von Glas», so Ott. Dieses kleine Kraftwerk wird auch den ganzen Park sowie angrenzende lokale Infrastrukturen mit erneuerbarer Energie versorgen.
Im ehemaligen Armee-Ausbildungsgebäude in Gluringen soll ein Bildungspark für Cleantech- und handwerkliche Berufe entstehen. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Animation. «Die Idee ist es, den Fachkräftemangel in handwerklichen Berufen zu bekämpfen», erklärt Ott. Dafür sollen 12- bis 14-jährige Schulkinder während ein bis zwei Wochen ins Goms kommen und dort 20 verschiedene Berufe kennenlernen. «Sie bauen in dieser Zeit ein Legohaus im Massstab eins zu zwei. So erleben sie, was es heisst, eine Strom- oder Wasserleitung zu installieren, einen Ziegel auf einem Dach zu platzieren oder ein Fenster zu montieren», so Ott.
Wie wird das Projekt finanziert?
Nachdem die Bewohner der Gemeinde Goms an der Urversammlung vom 20. Juni mit über 90 Prozent dafür stimmten, die ehemaligen Armeegebäude und Grundstücke im Gemeindebesitz für das Projekt «futurumgoms» gratis zur Verfügung zu stellen, muss nun die Finanzierung gesichert werden: Nach der Ausarbeitung des Vorprojekts geht Ott von Baukosten in Höhe von 30 Millionen Franken aus. Dazu sind fünf Millionen als Reserven einkalkuliert. «Aktuell gehen wir davon aus, dass wir die Finanzierung zu etwa 40 Prozent mit Beiträgen aus der Privatwirtschaft decken und die übrigen 60 Prozent über den Bund, den Kanton und den Lotteriefonds», führt Ott aus. Es hätten bereits sehr positive Vorgespräche stattgefunden. Unternehmen würden unter anderem eine grosse Chance darin sehen, früh mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen und sie so von ihren Ausbildungsangeboten begeistern zu können.
Läuft alles nach Plan, soll der erste Teil des Erlebnisparks bereits im Frühjahr 2020 eröffnet werden und die übrigen dann im Halbjahresrhythmus folgen. So geht Ott anfänglich von Betriebskosten in Höhe von 2,5 Millionen Franken aus, die nach fünf Jahren gar bis auf fünf Millionen ansteigen dürften – im Gleichschritt mit den Besucherzahlen. Nach diesen fünf Jahren soll der Erlebnispark zudem schwarze Zahlen schreiben. Die anfänglich erwarteten 30 000 Besucher sollen Jahr für Jahr um rund 15 Prozent bis auf 50 000 ansteigen. Eine enorme Zahl für eine abgelegene Region wie das Goms. Auch wenn man sie mit den anfangs beim World Nature Forum in Naters einkalkulierten 50 000 Besuchern, die später auf 30 000 korrigiert wurden, vergleicht. In Naters waren es im ersten Jahr schliesslich gerade einmal 10 000 Besucher. «Die zwei Fälle kann man überhaupt nicht vergleichen. Mit dem Erlebnispark wird ein interaktives Angebot geschaffen, das man problemlos auch mehrfach besuchen kann», sagt Ott und führt aus: «Der Businessplan wurde von Fachleuten aus dem Tourismusbereich überprüft. 50 000 Besucher sind absolut realistisch und sogar eher konservativ geschätzt. Der Park hat einen höheren Erlebniswert als der Europapark.» Die Feriendörfer in Fiesch und Kander-steg sowie die Reka-Dörfer im Einzugsgebiet würden jährlich 320 000 Logiernächte generieren. Wenn von den dortigen Gästen nur ein Bruchteil an Schlechtwettertagen ins Goms kommen würde, hätte man
bereits einen Grossteil der
kalkulierten Besucher zusammen. Mehrere Fachleute gingen gar von einem Potenzial von 100 000 Besuchern aus. Doch darauf hätte der Betrieb ausgerichtet werden müssen, so Ott. «Und damit hätten
wir ein höheres Risiko in Kauf genommen.»
Eckzahlen
soll die Umsetzung maximal kosten: Die Baukosten werden mit 30 Millionen angegeben. Dazu kalkuliert man fünf Millionen als Reserven ein.
50 000 Besucher
erwartet man nach fünf Jahren, sobald alle Projektetappen umgesetzt sind. Bereits im ersten Jahr rechnet man mit 30 000 Besuchern.
Mehrere 10 000 Logiernächte
sollen dank «futurumgoms» zukünftig jedes Jahr im Goms
generiert werden.
5 Millionen Betriebskosten
nach fünf Jahren. Anfänglich geht man von Betriebskosten von 2,5 Millionen Franken aus. Der Businessplan geht davon aus, dass nach fünf Jahren schwarze Zahlen geschrieben werden.
60 Arbeitsplätze
soll «futurumgoms» schaffen: 12 Voll- und 48 Teilzeitstellen; darunter Aufsichtspersonen, Gruppenführer, Sicherheits-
angestellte und Angestellte in der Gastronomie.
3 Jahre Bauzeit
rechnen die Initianten ein, bis alle vier Teilprojekte von «futurumgoms» realisiert sind: Vorgesehen ist eine schrittweise
Eröffnung ab 2020.
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