Sportlager | «mitenand – fürenand» – das integrative Sportlager feiert Geburtstag
«Was im Lager passiert, ist wie ein Wunder»
Fiesch | Seit dem Jahr 2000 findet in Fiesch jährlich ein ganz aussergewöhnliches Sportlager statt: «mitenand – für enand». Die Teilnehmer setzen sich aus Menschen mit und solchen ohne Behinderung zusammen.
Die Ursprungsidee war eine ganz andere, erinnert sich der heutige Lagerleiter Haru Vetsch. Bei der ersten Durchführung sollten die Lagerteilnehmer ohne Behinderung gleich auch einen Teil der Betreuung der Teilnehmer mit einer Einschränkung übernehmen. Das ging im ersten Jahr jedoch bereits gehörig schief. Denn die Teilnehmer ohne entsprechende Erfahrung waren mit der Situation völlig überfordert. Das hatte zur Folge, dass sich im zweiten Jahr praktisch niemand mehr angemeldet hat. Man entschied sich, künftig auf ein separates Betreuerteam zu setzen. Das brachte einen entscheidenden Nebeneffekt mit sich: «Dank den Betreuern begegnen sich die Teilnehmer ohne und mit Behinderung seither auf Augenhöhe», so Vetsch. «So haben wir eine perfekte Inklusion und Integration.»
«Nach zwei Tagen ist eine Behinderung
auf einmal völlig normal»
Dafür brauche es in jedem Lager ein wenig Anlaufzeit. «In den ersten zwei Tagen sind die Teilnehmer ohne Behinderung meist noch etwas überfordert und nicht integriert», erzählt Vetsch. Bei der ersten Begegnung wären die Leute noch etwas ängstlich. «Was dann aber im Lager passiert, ist wie ein Wunder. Nach zwei Tagen ist eine Behinderung auf einmal völlig normal», weiss Vetsch aus Erfahrung zu berichten. «Das ist der Idealfall. Das ist, was wir wollen», ergänzt er. Die jungen Teilnehmer ohne Behinderung bauen Vorurteile und Barrieren ab, sind sich die Organisatoren einig. Und lernen wichtige Lektionen fürs Leben, ist Vetsch überzeugt: «Zum Beispiel erleben sie, wie fröhlich Menschen mit einer Behinderung sind und mit welcher Gelassenheit sie leben.» Eine Fröhlichkeit, die ansteckend sei. Und die aufzeige, dass man im Leben vielleicht doch nicht ganz so oft schwarz malen sollte. Während dem siebentägigen Sportlager üben die Teilnehmer zahlreiche Sportarten aus. Sie tanzen, klettern, machen Judo oder spielen diverse Ballsportarten. Am Samstag steht schliesslich noch eine Zirkusvorführung auf dem Programm, bei der die Teilnehmer dem Publikum zeigen, was sie gemeinsam auf die Beine gestellt und gelernt haben.
Das integrative Sportlager «mitenand – fürenand», das in diesem Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum feierte, findet seit dem Jahr 2000 im Feriendorf in Fiesch statt. Der Standort in Fiesch habe sich als ideal erwiesen, hält der Geschäftsführer des organisierenden Dachverbands PluSport, René Will, fest: «Für uns ist das Lager hier ein Glücksfall». Er kenne keinen anderen Ort, an dem man ein Lager mit rund 100 Personen und mehr durchführen könne, an dem die Infrastruktur behindertengerecht sei.mas
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