Wasser | Brunnenmeister Fredy Kummer überwacht die Qualität des Natischer Trinkwassers
«Besser als Henniez»
NATERS | Bevor das Trinkwasser sauber und geniessbar aus den Natischer Wasserhähnen und Dorfbrunnen sprudelt, durchläuft es die strenge Kontrolle von Brunnenmeister Fredy Kummer.
Glasklar, beinahe an ein Schwimmbad erinnernd, präsentieren sich die 1200 Kubikmeter Wasser im aus zwei Becken bestehenden Reservoir Kilchmatten oberhalb des Dorfes. Der Wasserstand liegt bei 6,35 Metern. Der Quellzulauf beträgt am Tag des Besuches rund 3950, der Verbrauch 2170 Liter pro Minute, wie der Computer an der Wand verrät.
Eine einfache Rechnung verdeutlicht: Ganze 1480 Liter pro Minute fliessen per Überlauf ungenutzt in den Kelchbach. «Im Normalfall hat Naters nie mit Wasserproblemen zu kämpfen», erklärt Fredy Kummer diesen Umstand. Die derzeitige Trockenheit und Hitzewelle vermerke man, abgesehen davon, dass der Wasserverbrauch im Sommer generell höher sei als in der kälteren Jahreszeit, kaum.
Vierzehn Quellen mit vier Fassungen
Als Brunnenmeister mit eidgenössischem Fachausweis ist der 57-Jährige im Rahmen der Wasserversorgung für Unterhalt, Betrieb und Wasserqualität zuständig. In Naters wird die Trinkwasserversorgung durch die private Trägerschaft Wasserversorgung Naters AG unter dem Präsidium von Klaus Eggel sichergestellt. Zusätzlich existieren auf dem Gemeindegebiet noch weitere acht Wasserversorgungsgenossenschaften. Bei der Ausführung kommt die Lauber IWISA AG ins Spiel, bei der Kummer seit 40 Jahren als Sanitärinstallateur angestellt ist. 2004 hat der Vater von drei Söhnen die Ausbildung zum Brunnenmeister absolviert und amtete in der Folge als Stell-
vertreter. Nach der Pensionierung seines Vorgängers vor fünf Jahren hat er das Amt ganz übernommen. Kummers Pensum als Brunnenmeister beträgt 80 Prozent.
«Die Arbeit geht einem nie aus», meint er. Vierzehn Quellen mit vier Fassungen gehören denn auch zu seinem Hoheitsgebiet. Zehn davon fliessen ins Reservoir Kilchmatten, nicht alle sind derzeit jedoch angeschlossen. Ein Teil des Wasserversorgungsnetzes, das mit dem Bau des Simplontunnels um die Jahrhundertwende entstand, ist erst im vergangenen Jahr erneuert worden. «Eine gute Wasserversorgung zeichnet sich dadurch aus, dass jährlich rund zehn Prozent des Netzes saniert werden», so der Experte.
Alarm erfolgt automatisch
Trinkwasser untersteht der Lebensmittelgesetzgebung, weshalb höchste Anforderungen an dessen Qualität gestellt werden. Mittels Bestrahlung durch UV-Licht werden schädliche Bakterien, falls vorhanden, vor dem Einfliessen ins Reservoir vernichtet. Bei einer Trübung schlägt die sogenannte Trübungsüberwachung direkt Alarm. Die Verwurfklappe wird aktiv und stellt sicher, dass unreines Wasser in den Kelchbach statt ins Wasserverteilungssystem fliesst. In diesen Fällen erhält der Brunnenmeister sofort eine Benachrichtigung via Handy.
Einmal im Monat entnimmt Kummer zudem je drei Wasserproben, die zur Untersuchung ans Kantonslabor geschickt werden. Zusätzliche Proben auf dem ganzen Gemeindegebiet erfolgen nach Beprobungsplan. Allfällige Verunreinigungen, so weiss er, können aus verschiedenen Gründen entstehen, etwa wenn Tierfäkalien oder -kadaver mit dem Quellwasser in Berührung kommen. Um Tiere auf Distanz zu halten, werden die sogenannten
Quellschutzzonen in einem Umkreis von rund zehn Metern um die Fassung herum eingezäunt. Qualitativ kann der Brunnenmeister dem Natischer Wasser einen guten Ausweis ausstellen: «Betrachtet man die Mineralwerte, ist es besser als Henniez.»
Ein Gespür für Wasser
«Es ist eine kurzweilige und interessante Aufgabe. Mit der Zeit lebt man sich derart ein, dass man regelrecht spürt, wenn mit dem Wasser etwas nicht stimmt», beschreibt der Brunnenmeister die Passion für seine Arbeit. Allerdings trage man auch eine grosse Verantwortung. Es sei unabdingbar, sauber am Netz zu arbeiten, einen kühlen Kopf zu bewahren sowie eine gewisse Erfahrung mitzubringen, um die Statistiken, die der Computer ausspuckt, richtig zu interpretieren. Allein anhand des angezeigten Wasserverbrauchs kann Kummer etwa eruieren, ob das Netz in Ordnung ist oder ob ein Leck besteht.
Die zwischenmenschlichen Kontakte, die sein Beruf mit sich bringt, schätzt der Hobby-Landwirt – meistens jedenfalls. Auf anonyme Briefe, in denen Einwohner an den Pranger gestellt würden, weil sie beispielsweise ihre Rasenflächen unverhältnismässig berieseln, könne er gut verzichten. Denn: «Ich sehe mich nicht als Polizist.» Gleichzeitig wünsche er sich, dass die Leute sparsamer mit Wasser umgehen: «Man muss sich immer vor Augen halten, wie kostbar diese Ressource ist.»
Manuela Pfaffen
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