National- und Ständeratswahlen 2015 | Thomas Egger (48), CSPO
«Wollen kein Naturreservat für ein paar Wölfe sein»
Im Oktober 2015 sind National- und Ständeratswahlen. Auf 1815.ch erhalten die Kandidaten aus dem Oberwallis die Möglichkeit, zu aktuellen Themen Stellung und Position zu beziehen und den Wählern zu zeigen, welche Werte sie vertreten. Heute mit CSPO-Nationalratskandidat Thomas Egger (48) aus Visp.
Thomas Egger aus Visp ist 48 Jahre alt, ledig und will einen Nationalratssitz für die CSPO holen. Der diplomierte Geograph ist Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB). In seiner Freizeit findet man ihn auf dem Mountainbike, er liest und reist zudem gerne.
1815.ch: A9: Warum harzt es beim Autobahn-Bau?
Thomas Egger: Hätten wir uns nicht jahrzehntelang um Varianten gestritten, wäre die Autobahn längst gebaut! Das darf bei ähnlichen Infrastrukturprojekten nicht mehr passieren. Ich bin deshalb froh, dass das Dekret zur dritten Rhonekorrektion vom Stimmvolk angenommen wurde.
Autoverlad an der Furka, in Brig und am Lötschberg: Zu teuer für Oberwalliser?
Der Autoverlad ist nicht nur für uns sondern auch für unsere Gäste zu teuer. Wir sind der einzige Schweizer Kanton, bei dem an den wichtigsten Zugängen eine Strassengebühr erhoben wird. Der Autoverlad muss deshalb in den Vignettenpreis integriert werden. Die aktuellen Diskussionen zur Strassenverkehrsfinanzierung bieten Gelegenheit, dies zu klären.
Wirtschaftsstandort Oberwallis: Welche Bedeutung messen Sie der Lonza zu?
Die Lonza ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor für das ganze Oberwallis. Berggebietspolitik erfordert deshalb immer auch einen speziellen Fokus auf die Industrie. Wir dürfen der Industrie nicht ständig neue Hürden in den Weg legen (z.B. Umweltauflagen und Verteuerung der Energie). Wohin das führt, hat man bei der Tamoil gesehen.
Quecksilber-Affäre: Wer trägt die Verantwortung und wer muss für alle Sanierungskosten aufkommen?
Als Verursacher steht die Lonza in der Verantwortung, auch finanziell. Jedoch trägt der Kanton ebenso einen Teil der Verantwortung. Der Kanton hat es unterlassen, zusammen mit der Lonza frühzeitig Massnahmen zu ergreifen und die Bevölkerung zu informieren.
Grossraubtiere im Wallis: Ist ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch möglich?
Wir wollen kein Naturreservat für ein paar Wölfe sein. Wir wollen hier in den Berggebieten leben und arbeiten können. Der Wolf verträgt sich nicht mit unserer heutigen Landwirtschaft. Wie die Risse auf der Moosalp belegen, nützen selbst die besten Herdenschutzmassnahmen nichts. Der Wolf – der nicht vom Aussterben bedroht ist – muss deshalb auf eine bejagdbare Tierart herabgestuft werden.
200-Jahr-Feier: Wie sehen Sie das Verhältnis des Wallis zur Deutschschweiz?
Die Oberwalliser sind innerhalb des Wallis eine Minderheit und erst recht innerhalb der Deutschschweiz. Durch unseren speziellen Dialekt geniessen wir einen grossen Sympathiebonus, werden aber auch oft mit Klischees konfrontiert, die dem Image unseres Kantons nicht immer zuträglich sind. Daran müssen wir arbeiten.
«Raspille-Graben»: Was halten Sie von einem «Halbkanton», wie das zuweilen von Oberwallisern verlangt wird?
Der Lötschbergbasistunnel hat die Geographie des Wallis verändert. Das Oberwallis orientiert sich zunehmend nach Norden, Richtung Deutschschweiz. Das Unterwallis wäre gut beraten, sich stärker für den inneren Zusammenhalt im Kanton einzusetzen. Dazu gehört u.a. die raschestmögliche Fertigstellung der Autobahn als verbindendes Element.
Homo-Ehen im Wallis: Wie stehen Sie zu gleichgeschlechtlichen Ehen?
Die Geschmäcker sind verschieden... Das gilt es zu respektieren. Ich habe kein Problem mit gleichgeschlechtlichen Ehen.
Sepp Blatter: Ein Sympathieträger fürs Oberwallis?
Das Oberwallis hat es immer wieder geschafft, national und international bekannte Persönlichkeiten hervorzubringen. Das ist unter anderem eine Anerkennung für unser Bildungssystem und insbesondere die ausgezeichneten Leistungen des Kollegiums in Brig!
Cannabis und Co.: Was halten Sie von der Legalisierung von «weichen» Drogen?
Wer wirklich weiche Drogen konsumieren will, tut dies auch trotz Verboten. Viel wichtiger erscheint mir aber die Entkriminalisierung der Autofahrer. Die Strafmasse, die selbst für leichte Vergehen vergeben werden, stehen in keinem Verhältnis mehr. Wer nachts auf einer leeren Autobahn zu schnell fährt wird härter bestraft als ein Krimineller. Das darf nicht mehr sein!
Die Kandidatenporträts werden seit dem 31. August 2015 in jener Reihenfolge publiziert, in welcher die Rückmeldungen eingegangen sind.
rul
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Kommentare
Klaus - ↑31↓11
Die Antworten stimm voll und ganz - bin genau der gleichen Meinung wie Herr Egger
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Wismer Daniel - ↑17↓45
Einmal mehr: mit dem "Wolf" auf "Stimmen - Jagd". Gäbe es den Wolf nicht, müsste man ihn erfinden.
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Pet - ↑12↓47
Ich will Sie auch nicht, als mein Vertreter....:-) übrigens müsste man den Kanton Tessin mit 17 Wölfen mehr finaziell unterstützen? Der Kanton Wallis mit 3 Wölfen ist nicht mal mehr der Rede wert... Sondern nur noch lächerlich...
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Xander - ↑0↓0
Von den 15-20 Wölfen in der Schweiz sind also 17 im Tessin... Bravo! Gut recherchiert.
Franz Eyer - ↑32↓18
Einmal mehr Klartext von Thomas Egger. Und dann gibt es so erfahrene Journalisten wie Luzius Theler, die den SAB-Direktor als "Technokrat" bezeichnen. Das ist Thomas Egger mit Sicherheit nicht!
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