Eidg. Wahlen | Nominationsversammlung der SVPO
Zweiter Sitz im Visier
Das Ziel der Walliser SVP bei den diesjährigen Wahlen ist klar: Einen zweiten Sitz im Nationalrat ergattern und den C-Sitz im Ständerat so «richtig ins Wackeln» bringen.
Michael Graber wirkte gestern vor der Nominationsversammlung etwas angespannt. Der SVPO-Grossrat kam einem vor, wie ein Fussballtrainer, der vom Feldrand aus seine Spieler anfeuert, selbst aber nicht ins Spielgeschehen eingreifen kann. 2011 noch selbst Nationalratskandidat, zieht Graber bei der diesjährigen Kampagne als Wahlleiter die Fäden. Grund zur Anspannung gab es gestern in einem prall gefüllten «Säli» des Restaurants Bellevue in Naters eigentlich keinen: Schweizerörgeliklänge waren zu hören, es kursierten Unterschriftenbögen zur selbst lancierten Kopftuchinitative – SVP-Heimspielatmosphäre.
Und auch bei den Worten des Gastreferenten, dem Nidwaldner SVP-Nationalrat und Weltwoche-Journalist Peter Keller, fühlten sich die Ohren der Parteimitglieder, Sympathisanten und Mandatsträger wohl. Ausgehend vom nationalen Wahlslogan der Partei – «Frei bleiben» – nahm der studierte Historiker die Anwesenden mit auf eine Zeitreise, um über die Schlachten von Morgarten (1315) und Marignano (1515) einen intellektuell doch sehr sportlichen Bogen zur gegenwärtigen Selbstbestimmungsinitiative der Partei zu schlagen. Damals waren es laut Keller die «frechen Puuren» gegen die Habsburger, heute ist es die SVP gegen die EU, fremde Richter und Nestbeschmutzer im eigenen Land. Der sogenannte «Historikerstreit», der zurzeit in der Schweiz die Gemüter erhitzt, ist somit auch im Wallis angekommen – ohne dass gestern jemand streiten wollte.
Graber übernahm die Steilvorlage Kellers, um den Widerstandsgedanke auf die kommenden «ganz speziellen» Wahlen zu projiezieren, zumal ja «unser Oski» – gemeint war Noch-Nationalrat Oskar Freysinger – nicht mehr dabei sein werde. Dieser wurde gestern bei zahlreichen Voten beinahe zum Maskottchen der SVP-Mannschaft erkoren.
Die Walliser SVP will einen zweiten Sitz im Nationalrat und bei den Ständeratswahlen, so Graber, dem Unterwalliser CVPler Jean-René Fournier im ersten Wahlgang über die Mehrheitshürde lupfen, um danach mit Franz Ruppen den zweiten C-Sitz anzugreifen. Ruppen sei ein volksnaher Kandidat, der CVP-Kandidat Beat Rieder hingegen, ein Politiker mit der «Ausstrahlung eines Eisblocks» und «selbst in den eigenen Reihen» bestritten, so Graber. «Wir sind die Favoriten und nicht die anderen», gab sich der Wahlleiter kämpferisch. Warnte jedoch, dass man in der Favoritenrolle noch mehr für den Sieg tun müsse als die Gegner. Um dies zu erreichen, setzt die SVPO auf eine Nationalratsliste (siehe unten) und eine Jungliste.
dab
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Kommentare
Andre Josef - ↑14↓24
Der SVP-Nationalrat Peter Keller (Vortrag: "Frei bleiben") ist Journalist bei der Weltwoche. Sein Chef und Besitzer der Weltwoche, Roger Köppel, ist NR-Kandidat für ebendiese SVP. Wie wär's mit einem Vortrag "Auch die Presse sollte frei bleiben"? Und a propos Geschichte, Herr Keller: Die Habsburger waren nicht böse Ausländer sondern - Aargauer! Aber ein bisschen mehr Geschichtwissen täte der SVP auf alle Fälle gut, z.B. die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts und wohin Hetzte und Supernationalismus führen können.
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