National- und Ständeratswahlen 2015 | Roger Kalbermatten (49), CVPO
«Mich beunruhigt der Zeitpunkt der Schliessung des Vispertaltunnels»
Im Oktober 2015 sind National- und Ständeratswahlen. Auf 1815.ch erhalten die Kandidaten aus dem Oberwallis die Möglichkeit, zu aktuellen Themen Stellung und Position zu beziehen und den Wählern zu zeigen, welche Werte sie vertreten. Heute mit CVPO-Nationalratskandidat Roger Kalbermatten (49) aus Saas-Fee.
Roger Kalbermatten ist 49 Jahre alt und kandidiert für einen Nationalratssitz. Er ist Betriebswirtschafter lic.rer.pol., Gemeindepräsident von Saas-Fee und ledig. Zu seinen Hobbys zählt er Skifahren, Golf und Wandern.
1815.ch: A9: Warum harzt es beim Autobahn-Bau?
Roger Kalbermatten: Wohl zwei Faktoren sind hier verantwortlich: Sicherlich einerseits die schwierigen topographischen Verhältnisse und auch siedlungstechnische Standortgegebenheiten. Andererseits aber auch die verschiedenen, auf der Basis von Partikularinteressen geführten Variantendiskussionen. Lamentieren bringt uns nicht vorwärts. Viel mehr beunruhigt mich der Zeitpunkt der Schliessung des Vispertaltunnels und die sich daraus ergebenden Verkehrsbehinderungen des Verkehrs aus den Vispertälern.
Autoverlad an der Furka, in Brig und am Lötschberg: Zu teuer für Oberwalliser?
Gerade für den Tourismus sind diese «Strassenzölle» nach wie vor alles andere als förderlich. Wir verschaffen uns hier einen zusätzlichen Standortnachteil. Die Tatsache, dass wir geographisch zudem auch nur schwer erreichbar sind, ist ebenfalls unglücklich und es wäre sicher nicht abwegig, wenn der Autoverlad wie beispielsweise der Gotthard Strassentunnel via Vignette abgegolten werden könnte.
Wirtschaftsstandort Oberwallis: Welche Bedeutung messen Sie der Lonza zu?
Die Lonza ist heute neben dem Tourismus der grösste Arbeitgeber im Oberwallis und hat schon deswegen einen grossen Einfluss. Zusätzlich sind sehr viele Klein- und Nebenbetriebe direkt und indirekt von der Lonza abhängig. Der Wirtschaftsstandort Oberwallis muss aber weiterhin möglichst diversifiziert daherkommen. Nicht zuletzt mit der Förderung der Ansiedelung von neuen, jungen, innovativen Unternehmen sollen qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden.
Quecksilber-Affäre: Wer trägt die Verantwortung und wer muss für alle Sanierungskosten aufkommen?
Ohne auf die Details einzugehen ist festzuhalten, dass die Verantwortung wohl bei den verschiedenen Verursachern, resp. industriellen Betrieben, aber auch allfälligen Mitwissern liegt. Konfrontation und Schuldzuweisungen lösen das Problem nicht, vielmehr ist hier pragmatisch vorzugehen und gemeinsam müssen die Verursacher und Mitwisser diese Aufgaben der Sanierung wahrnehmen.
Grossraubtiere im Wallis: Ist ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch möglich?
Ich bin klar der Meinung, dass Grossraubtiere im heutigen Wallis nichts zu suchen haben. Rein theoretisch wäre wohl ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch möglich, aber wenn es um unsere traditionelle Schafhaltung geht, sehe ich keinen Sinn, den Wolf im Wallis «künstlich» wieder anzusiedeln. Man müsste vielleicht dasselbe Experiment mit Süsswasserkrokodilen im Zürichsee versuchen...
200-Jahr-Feier: Wie sehen Sie das Verhältnis des Wallis zur Deutschschweiz?
Spontan fallen dabei Stichworte wie Wolfthematik, Raumplanung, Zweitwohnungen, Helikopter-Gebirgslandeplätze etc., die ein gespaltenes Verhältnis des Wallis zur Deutschschweiz suggerieren. Politisch betrachtet muss sich das Wallis als Minderheit weiterhin extrem anstrengen, um zu seinen Ansprüchen und Rechten zu gelangen. Als Touristiker stehe ich für einen offenen Umgang mit der Deutschschweiz ein. Ich selber habe während sieben Jahren in der Deutschschweiz gearbeitet und habe generell sehr viel Sympathie gegenüber dem Wallis erfahren.
«Raspille-Graben»: Was halten Sie von einem «Halbkanton», wie das zuweilen von Oberwallisern verlangt wird?
Ich gehe nicht davon aus, dass die Probleme des Oberwallis als Randregion oder Minderheit innerhalb des Kantons mit der Einführung eines Halbkantons wesentlich verbessert werden könnten. Das Oberwallis soll oder darf sich aber nicht in die Rolle der Minderheit verdrängen (lassen) und seine Rolle aktiv wahrnehmen. Die Zweisprachigkeit macht unseren Kanton Wallis auch wertvoll. Die Cupsiege des FC Sitten, aber auch die kürzliche 200-Jahr-Feier des Wallis widerspiegeln dies auch immer eindrucksvoll.
Homo-Ehen im Wallis: Wie stehen Sie zu gleichgeschlechtlichen Ehen?
Wohl entsprechen gleichgeschlechtliche Ehen nicht unserem historischen, kirchlich traditionell geprägten Gesellschafts- und v.a. auch nicht dem Familienbild. An und für sich kann aber festgestellt werden, dass heute ein grundsätzlich toleranterer, respektvoller und liberaler Umgang mit der privaten Thematik vorherrscht, resp. gepflegt wird.
Sepp Blatter: Ein Sympathieträger fürs Oberwallis?
Sepp Blatter gehört zu den mächtigsten Menschen der Welt. Einer wirtschaftlich bedeutenden Organisation vorzustehen, die sich aus mehr als 200 mächtigen Verbandspräsidenten aus verschiedensten Kulturen zusammensetzt, ist einerseits kein Zuckerschlecken, verdient aber auch Anerkennung. Ich persönlich habe grossen Respekt vor seiner Leistung, resp. bin der Meinung, dass er mit seinem Lebenswerk grundsätzlich ein Sympathieträger fürs Oberwallis ist.
Cannabis und Co.: Was halten Sie von der Legalisierung von «weichen» Drogen?
Es handelt sich meiner Ansicht nach nicht nur um die Problematik einer Legalisierung oder einer Verschärfung der Strafbestimmungen wenn es um den Drogenkonsum geht. Eine Legalisierung von weichen Drogen reduziert wahrscheinlich die Kriminalität, hat aber andere negative gesellschaftliche und soziale Auswirkungen zur Folge. Wichtig scheint mir eine generelle Vermittlung einer Verantwortung für die Gesellschaft, aber auch für sich selber durch sinnvolle Beschäftigung wie Arbeit, Sport, Kultur, Freizeit etc.
Die Kandidatenporträts werden seit dem 31. August 2015 in jener Reihenfolge publiziert, in welcher die Rückmeldungen eingegangen sind.
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