NATIONAL- UND STÄNDERATSWAHLEN 2015 | Peter Bähler (62), SVPO
«Eigenständigkeit ist heutzutage finanziell praktisch nicht mehr möglich»
Im Oktober 2015 sind National- und Ständeratswahlen. Auf 1815.ch erhalten die Kandidaten aus dem Oberwallis die Möglichkeit, zu aktuellen Themen Stellung und Position zu beziehen und den Wählern zu zeigen, welche Werte sie vertreten. Heute mit SVPO-Nationalratskandidat Peter Bähler (62) aus Fieschertal.
SVP-Nationalratskandidat Peter Bähler ist 62 Jahre alt und Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Der gebürtige Berner lebt seit 1999 im Oberwallis und ist von Beruf Bauführer / Kalkulator. Seine Freizeit verbringt er vorzugsweise mit Wandern, Schwingen, Biken und Velofahren.
1815.ch: A9: Warum harzt es beim Autobahn-Bau?
Peter Bähler: Zu viele Projektänderungen, Planungsverzögerungen, viele Provisorien, die mehrere Millionen verschlingen, ohne bauliche Fortschritte zu erkennen. Die Schwierigkeiten werden oft zu spät erkannt.
Autoverlad an der Furka, in Brig und am Lötschberg: Zu teuer für Oberwalliser?
Für den Verlad müssten andere finanzierbare Lösungen gefunden werden, zum Beispiel über die Autobahn-Vignette. Die Belastung ist für die Wohnbevölkerung im Oberwallis zu gross.
Wirtschaftsstandort Oberwallis: Welche Bedeutung messen Sie der Lonza zu?
Das Lonza-Werk ist für den Arbeitsstandort sehr wichtig. Auch die Lehrstellen, die angeboten werden, sind für die Zukunft des Wallis und für das Werk Lonza eine echte Herausforderung. Nicht zu vergessen sind aber auch weitere kleinere und mittlere Unternehmungen, die einen wichtigen Teil zum Industriestandort Oberwallis beitragen.
Quecksilber-Affäre: Wer trägt die Verantwortung und wer muss für alle Sanierungskosten aufkommen?
Die Verantwortlichen für die Quecksilber-Affäre sind meiner Meinung nach klar die Werkleitung, die damaligen Behördenmitglieder der Gemeinde Visp und die früheren Regierungsmitglieder. Aber auch die kantonalen Amtsstellen, die für die damaligen Kontrollen verantwortlich waren. Die Kosten sind demnach zu klären und nicht nur von der Öffentlichkeit durch Steuergelder zu finanzieren.
Grossraubtiere im Wallis: Ist ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch möglich?
Für ein Zusammenleben im Wallis von Mensch und Raubtier sind die landwirtschaftlichen wie auch die ländlichen Gegebenheiten nicht gegeben, da heutzutage praktisch jedes Gelände vom Mensch beeinträchtigt ist.
200-Jahr-Feier: Wie sehen Sie das Verhältnis des Wallis zur Deutschschweiz?
Ich bin in der Gemeinde Wattenwil BE aufgewachsen - das Dorf liegt im Gürbental. Wir waren schon früher oft im Wallis unterwegs und hatten immer ein offenes Verhältnis. Die Walliser selber sind mit ihrer Heimat sehr verbunden, so sind sie teilweise zurückhaltender als die Deutschschweizer. Ich selber habe aber sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich bin sehr offen und direkt, der eine oder andere ist vielleicht eher etwas abwartend. Täglich habe ich mit Architekten, Ingenieuren, Bauherren, Verwaltungen und noch mehr am Arbeitsplatz zu verhandeln, habe sehr gute Erfahrungen gemacht und nur Positives erfahren. Wie auch die meisten in der Deutschschweiz.
«Raspille-Graben»: Was halten Sie von einem «Halbkanton», wie das zuweilen von Oberwallisern verlangt wird?
Kann ich mir so nicht vorstellen, den die Eigenständigkeit ist heutzutage finanziell praktisch nicht mehr möglich. Für den weiteren Fusionsprozess der Gemeinden hätte dies eher negative Auswirkungen.
Homo-Ehen im Wallis: Wie stehen Sie zu gleichgeschlechtlichen Ehen?
Für mich persönlich ist die Frage sehr schwer zu beantworten. Ich habe da etwas Mühe damit, würde in meinem Alter eher nein sagen. Jedoch ist die heutige Gesellschaft moderner und toleranter geworden, was die gleichgeschlechtlichen Paare betrifft. Und dass gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen werden müssen, ist für mich auch ein Fragezeichen.
Sepp Blatter: Ein Sympathieträger fürs Oberwallis?
Sepp Blatter ist fürs Wallis wie auch für die Schweiz ein Sympathieträger ohnegleichen. Doch mit der Wiederwahl und dem kurz darauf folgenden Rücktritt wirft er Fragen auf. Wie und was wahr ist, möchte ich in keiner Art und Weise kommentieren. Nichtsdestotrotz hat er für den Weltfussball und die Schweiz sehr viel vollbracht.
Cannabis und Co.: Was halten Sie von der Legalisierung von «weichen» Drogen?
Ich bin nur dann für die Legalisierung von weichen Drogen, wenn jeder, der diese Drogen einnimmt, sich selber bewusst ist über die körperlichen, seelischen und psychischen Schäden, die er sich zufügt. Die Konsumenten müssen die eigene Verantwortung wahrnehmen sowie die körperlichen/psychischen Beeinträchtigungen und die Kosten selber tragen. Sonst klar nein.
Die Kandidatenporträts werden seit dem 31. August 2015 in jener Reihenfolge publiziert, in welcher die Rückmeldungen eingegangen sind.
pmo
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ZAdi - ↑9↓4
Das Ende der Alusuisse
1997 wurde beim Traditionsunternehmen Alusuisse ein ehrgeiziger Wirtschaftsjurist Chef. Sergio Marchionne sagte: «Ich werde alles unternehmen, um den Shareholder-Value zu steigern.» Das lockte Martin Ebner an: Er stieg 1998 mit 11 Prozent ein. Und auch sein Freund Christoph Blocher outete sich mit 5,6 Prozent. Danach kauften beide weiter. Monate später folgte der Putsch. Blocher und Ebner sassen als Präsident und Vize im Verwaltungsrat. Sie beteuerten, Alusuisse sei «ein langfristiges Investment», und Ebner zeigte sich mit Dächlikappe bei den Arbeitern.
Die Alusuisse lief zuvor glänzend: mit einer Rendite von 20 Prozent. Die Gruppe hatte allerdings ein ernstes Problem: Dank billigem Strom überschwemmten die Russen die Märkte mit riesigen Mengen Rohaluminium. Es drohte ein enormer Preiszerfall.
Die Lösung von Blocher, Ebner und Marchionne war: Sie teilten die Firma in die Chemiesparte Lonza (LONN 134 -1.11%) und die Aluminiumverarbeiterin Alusuisse. Und verschoben 1,7 Milliarden Franken Vermögen, dazu Grundstücke und den Firmensitz in die Lonza. Bei der Alusuisse leerten sie die Kasse: durch eine riesige Sonderdividende für die Aktionäre. Dann verkauften sie die Trümmer, die von dem einst stolzen Konzern noch übrig waren, nach Kanada.
Ihre Herrschaft dauerte 18 Monate. Analysten berechneten, dass Ebner mindestens 404 Millionen Franken verdiente, Blocher 89 Millionen. Der Firmenhistoriker Adrian Knöpfli schrieb: «Ihre Amtsdauern waren die kürzesten in der Alusuisse-Geschichte, aber in dieser kurzen Zeit bewirkten sie das Ende der 112-jährigen Geschichte eines grossen Schweizer Industriekonzerns.»
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