NATIONAL- UND STÄNDERATSWAHLEN 2015 | Thomas Burgener (61), SPO
«Am Simplon ist der Lastwagenverkehr das Problem»
Im Oktober 2015 sind National- und Ständeratswahlen. Auf 1815.ch erhalten die Kandidaten aus dem Oberwallis die Möglichkeit, zu aktuellen Themen Stellung und Position zu beziehen und den Wählern zu zeigen, welche Werte sie vertreten. Heute mit SP-Ständeratskandidat Thomas Burgener (61) aus Visp.
Thomas Burgener ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt in Visp. Er ist Jurist und blickt auf eine längere politische Laufbahn zurück, so auch als Nationalrat und Staatsrat. In seiner Freizeit beschäftigt sich Ständeratskandidat Burgener neben anderem mit Rebbau und Musik.
1815.ch: A9: Warum harzt es beim Autobahn-Bau?
Thomas Burgener: An den Umweltorganisationen kann es nicht liegen, sie haben seit 20 Jahren keinerlei Einsprachen eingereicht. Viele Arbeitsvergaben wurden von unterliegenden Firmen angefochten. Und die Gerichte lassen sich zu viel Zeit. Und die Leitung der zuständigen Dienststelle liess wohl auch zu wünschen übrig.
Autoverlad an der Furka, in Brig und am Lötschberg: Zu teuer für Oberwalliser?
Die Oberwalliser nutzen in Richtung Bern vorab die Bahn. Für unsere Gäste und damit für den Tourismus ist der zu starke Frankenkurs das Problem. Die SPO hat mit Erfolg den Preisüberwacher eingeschaltet, der eine Zeitlang höhere Tarife am Lötschberg verhinderte. Am Simplon ist das Problem vorab der Lastwagenverkehr, der die Autofahrer vergällt.
Wirtschaftsstandort Oberwallis: Welche Bedeutung messen Sie der Lonza zu?
Die Lonza ist das wirtschaftlich wichtigste Standbein des Oberwallis. Das Chemiewerk profitiert von guten Rahmenbedingungen, und das ist gut so. Sowohl als Mitglied des Gemeinderats von Visp wie auch als Walliser Staatsrat hatte ich stets einen konstruktiven Dialog mit den Lonza-Verantwortlichen. Die Kontakte der Behörden mit Direktion und Verwaltungsrat sind wichtig.
Quecksilber-Affäre: Wer trägt die Verantwortung und wer muss für alle Sanierungskosten aufkommen?
Verantwortlich ist in erster Linie die Lonza, die das Quecksilber in die Umgebung abgab. Noch ist offen, inwieweit auch den Kanton und die Gemeinden ein Mitverschulden trifft. Wer wusste wann was? Das muss sauber geklärt werden. Es ist nicht an den Privaten, für Sanierungskosten aufzukommen: Sie wussten nicht, dass das Land aus dem Kanal vergiftet ist.
Grossraubtiere im Wallis: Ist ein Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch möglich?
Das Zusammenleben mit den Menschen ist wohl nicht das Problem, eher das mit den Schafen und anderen Nutztieren. Der Herdenschutz muss verstärkt und korrekt abgegolten werden. Aber ich kann auch mit erleichterten Bedingungen für einen Abschuss gut leben. Die Bilder von Schafen mit herauskullernden Gedärmen machen mir weh.
200-Jahr-Feier: Wie sehen Sie das Verhältnis des Wallis zur Deutschschweiz?
Das Verhältnis ist sicher nicht schlecht. Die Deutschschweizer mögen uns und unsere schöne Landschaft. Wir müssen aufhören, nach eidgenössischen Abstimmungen unsere Gäste öffentlich zu beschimpfen. Vielmehr müssen wir unsere Hausaufgaben selber machen: effiziente Raumplanung, weniger kalte Betten, Restrukturierung des Tourismus.
«Raspille-Graben»: Was halten Sie von einem «Halbkanton», wie das zuweilen von Oberwallisern verlangt wird?
Davon halte ich so viel wie eine Maus von einem Telefonbuch. Die zwei Sprachen und Kulturen sind eine Bereicherung, die wir vermehrt nutzen müssen. Das Oberwalliser Gejammer einiger Parteien im Grossen Rat gegen die Welschen bringt nichts. Es braucht die Umsetzung dynamischer Ideen, die über die Sprachgrenze hinaus aufgegleist werden.
Homo-Ehen im Wallis: Wie stehen Sie zu gleichgeschlechtlichen Ehen?
87 Prozent der Menschen in Irland sind Katholiken. Und an der Urne beschlossen über 62 Prozent der in Irland Stimmenden, die gleichgeschlechtliche Ehe jener von heterosexuellen Paaren gleichzusetzen. Gleichgeschlechtliche Eheschliessungen gehören für mich zum verfassungsmässigen Gleichheitsgebot.
Sepp Blatter: Ein Sympathieträger fürs Oberwallis?
Ich kenne Sepp seit gut 50 Jahren. Im Oberwallis hat er viele Freunde, aber auch einige Neider. Jetzt ist Sepp aufgrund der Strafuntersuchung durch die Behörden massiv unter Druck. Es gilt die Unschuldsvermutung. Und: er hat sich nicht persönlich bereichert. Ich kenne die Details der Deals nicht. Kommt drauf an, ob diese durch die Instanzen der FIFA gingen. So oder so: Er bleibt ein Freund.
Cannabis und Co.: Was halten Sie von der Legalisierung von «weichen» Drogen?
Wer die Zahlen genau anschaut, stellt fest: Im Wallis ist das Suchtproblem Nummer eins der Alkohol. Meine Position: Alles mit Mass. Die Legalisierung des Konsums von Cannabis-Produkten macht Sinn. Heute sind das Problem die teils zu hohen THC-Werte, die im derzeit unkontrollierten Markt für jugendliche Konsumierende gesundheitliche Schäden bewirken können.
Die Kandidatenporträts werden seit dem 31. August 2015 in jener Reihenfolge publiziert, in welcher die Rückmeldungen eingegangen sind.
pmo
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Kommentare
Mani - ↑3↓12
Nichts als leere wirklich leeere Versprechungen er weiss ja nicht mal das es eine Firma Namens Drecksacksack in der Schweiz gibt, also was will der in Bern ?????
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Gilgamesh - ↑22↓16
Für mich ist er der einzige wählbare Kandidat. Gute und überlegte Antworten.
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petschi - ↑38↓28
Von den 4 Kandidaten gibt er die vernüftigsten Antworten.
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Albrecht Marco - ↑23↓26
Und das mit Abstand. Einzig das mit der Restrukturierung des Tourismus ist fade. Fehlt noch das Wort Rahmenbedingungen. Das Lieblingswort der Politiker.