Skicross | "Ich suche den Mittelpunkt nicht"
Olympiasieger Mike Schmid über seinen neuen Trainerjob
Beim Heim-Weltcup der Schweizer Skicrosser in Arosa kehrt einer zurück, der die Sportart als Erster nachhaltig prägte: Mike Schmid. Er gehört seit drei Monaten zum Swiss-Ski-Trainerstab.
Er kam quasi durch die Hintertür. Ohne Pauken, aber mit guten Ideen. Von Schmids Einstieg in das Trainergeschäft erfuhr die Öffentlichkeit im Herbst eher zufällig. Der Berner Oberländer sucht die Mikrofone nicht. Nach seinem verletzungsbedingten Rückzug von der Rennpiste im Dezember vor zwei Jahren verschwand der erste Olympiasieger der Skicross-Geschichte vorübergehend vom Spitzensport-Radar.
Auf ein Comeback bei Swiss Ski spekulierte Schmid nicht, im Strassenbau fand er, was er suchte: einen Job mit einer gewissen Regelmässigkeit, eine körperlich anspruchsvolle Arbeit, garantierte Nähe zur Familie. "Ich war eigentlich zufrieden", sagt Schmid und erinnert sich an ein wegweisendes Telefonat im Sommer: "Dann rief mich Nationalcoach Ralph Pfäffli an."
Der Prozess kam in Bewegung. Ein, zwei Feedbacks. "Passt es für das Team? Gibt es mir gegenüber eine gewisse Skepsis? Nicht jeder gute Fahrer ist ein guter Coach." Die Absprache mit der Partnerin, die unverzügliche Zusage. Seit September gehört Schmid zum Stab von Pfäffli; vorerst bis Ende Saison. "Für mich ist es wie ein Experiment und eine Chance zugleich, in der Branche wieder Fuss zu fassen."
Der 33-Jährige bringt eine Menge Knowhow in das Team. "Er weiss sehr viel, und er weiss vor allem, um was es in entscheidenden Rennen geht", lobt der Chefstratege Pfäffli seinen Assistenten, für den er sich beim Verband starkmachte. Er spüre, "wie viel in ihm schlummert. Mike hört im richtigen Moment zu und macht didaktisch täglich Fortschritte."
Schmid seinerseits spricht von einer echten Herausforderung. Der frühere Racer mit über 10-jähriger Profi-Tour-Erfahrung, der Mann, der immer auch bereit war, eine riskante Linienwahl zu treffen, hat schnell einmal realisiert, wie viel Energie die Knochenarbeit neben der Rennstrecke verschlingt. Die Feinabstimmung spätabends am Laptop, die gemeinsamen Analysen der Video-Sequenzen.
In der Ansprache hält er sich bewusst zurück. Schmid kennt die Geschichte der Equipe: "Der Erfolg in den letzten Jahren spricht fürs Team. Da muss ich nicht ankommen und grosse Veränderungen anschieben." Im Gegenteil: "Es geht auch darum, die eingespielten Abläufe nicht zu stören." Pfäffli sei der Boss, er gebe die Linie vor. "Ich suche den Mittelpunkt nicht. Es es geht nicht um mich, ich bin ein Teil des Trainerteams."
Dass Schmids Zuzug eng mit der Personalie Fanny Smith verlinkt ist, liegt auf der Hand. Die Integration der Weltklasse-Riderin, die nach über 8-jährigem Solo in das Swiss-Ski-Programm zurückgekehrt ist, soll mit flankierenden Massnahmen beschleunigt werden. Wer könnte sie bei ihrer dritten Olympia-Mission besser beraten als der "Gold-Schmid" von Vancouver 2010?
Von einem Privatcoach-Status könne nicht die Rede sein, betont Pfäffli. "Der Deal kam nur zustande, weil alle davon profitieren." Der Rückkehrer definiert seine Rolle auch eher allgemein: "Sie kommt auf mich zu, wenn es etwas zu besprechen gibt. Und bei der Besichtigung bin ich sicher dabei. Aber grundsätzlich habe ich das ganze Team im Auge."
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