Fussball | Deutscher Fussball-Bund präsentiert Analyse zum historischen WM-Debakel
Selbstgefällig, arrogant

Selbstkritisch. Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw und Team-Manager Oliver Bierhoff äusserten sich am Mittwoch zum peinlichen Vorrunden-Aus an der WM in Russland.
Foto: Keystone
Fünf Tage nach dem SFV ist auch der Deutsche Fussball-Bund (DFB) mit seinen Analysen und Konsequenzen des russischen WM-Sommers an die Öffentlichkeit getreten. Und wie in der Schweiz blieben auch in Deutschland grössere Veränderungen (vorerst) aus.
Der einzige neue Fakt: Thomas Schneider ist nicht mehr Assistent von Nationaltrainer Joachim Löw. Er übernimmt die Leitung des Scoutings. Die Wegbeförderung von Schneider betrifft auch den Schweizer Urs Siegenthaler, der bisher Chefscout war.
Allerdings wird Siegenthaler im Gegensatz zu den Spekulationen von deutschen Medien in den letzten Tagen den DFB nicht verlassen müssen. «Wir wollten ganz bewusst einen Fachmann im Scouting-Team haben, was die Analyse der Gegner betrifft. Urs Siegenthaler wird selbstverständlich weiter in diesem Bereich zuständig sein», sagte Löw.
Vor der Pressekonferenz vom Mittwoch in München war durchgesickert, dass man im DFB mit der Arbeit Siegenthalers an der WM nicht zufrieden war. «Ihm wird vorgeworfen, die Taktik Mexikos falsch vorausgesagt zu haben», schrieb «Die Zeit» vor zwei Tagen. Demnach war die deutsche Mannschaft von den Kontern der Lateinamerikaner überrascht worden. Der Titelverteidiger verlor das Startspiel gegen Mexiko 0:1.
Es war kein Selbstläufer
Das historische Debakel mit dem ersten Scheitern in der WM-Vorrunde in der Geschichte des DFB erklärte Team-Manager Oliver Bierhoff mit der mangelnden Einstellung der Mannschaft. «Wir sind selbstgefällig aufgetreten und haben die Unterstützung der Fans für zu selbstverständlich gehalten», sagte er. Man habe gedacht, dass das ein Selbstläufer sei, so Bierhoff. Löw erkannte auch spielerisch-taktische Fehler. «Mein allergrösster Fehler war, dass ich geglaubt habe, dass wir mit unserem dominanten Stil durch die Vorrunde kommen. Es war fast schon arrogant. Ich wollte das auf die Spitze treiben und es noch mehr perfektionieren.»
Löw gab zudem zu, dass man den Fall Mesut Özil nach dessen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan «absolut unterschätzt» habe. «Wir dachten, dass wir das Thema aus der Welt schaffen mit dem Treffen beim Bundespräsidenten. Mein einziger wichtiger Gedanke war, uns richtig auf die WM vorzubereiten», sagte Löw.
Mittlerweile ist Özil aus dem Nationalteam zurückgetreten. Die Art seines Abgangs war in Deutschland tagelang das grosse Thema - auch in der Politik. «Mit seinem Vorwurf über Rassismus hat Mesut ganz einfach auch überzogen. Es gab nie in der Mannschaft auch nur einen Ansatz von Rassismus, keinen Ansatz von rassistischen Äusserungen», so Löw. Und Bierhoff meinte dazu: «Es schmerzt uns alle, dass dieser Rücktritt so vollzogen wurde.»
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