WM2018 | Dem zweiten Remis knapp entgangen
Brasilien trifft in der Nachspielzeit zweimal

Philippe Coutinho verhinderte für die "Seleção" in der Nachspielzeit mit dem 1:0 die drohende Schmach.
Foto: Keystone
Brasilien wurde erst in der Nachspielzeit erlöst. In der 91. und 97. Minute gelangen Philippe Coutinho und Neymar die Goals zu Brasiliens 2:0-Sieg gegen Costa Rica.
Philippe Coutinho und Neymar! Zehn Minuten vor Schluss symbolisierten die beiden grandiosen Offensiv-Strategen primär Brasiliens Ohnmacht und Ratlosigkeit. Fünf Tage nach dem 1:1 gegen die Schweiz gelang auch gegen Costa Rica lange wenig. Neymar warf im Frust den Ball weg. Coutinho reklamierte. Beide wurden verwarnt. Nach Argentinien wankte an der WM in Russland vom südamerikanischen Kontinent auch Brasilien.
Eine Viertelstunde später weinte Neymar auf dem St. Petersburger Rasen. Er weinte Freudentränen. Und Coutinho beschrieb "unglaublich grosse Gefühle". Coutinho mit einem "Spitzgagu" (berndeutsch für einen mit der Fussspitze getretenen Ball) 27 Sekunden nach Ablauf der regulären Spielzeit brachte Brasilien in Führung. Coutinho hatte schon gegen die Schweiz Brasiliens Goal erzielt. Neymar stellte in der 97. Minute mit dem 2:0 den Sieg des Favoriten sicher. Noch nie war an einer Fussball-WM in einem Spiel ohne Verlängerung derart spät ein Tor gefallen.
So wurde Neymar am Ende doch noch gefeiert. Während der regulären Spielzeit fiel der Star von PSG mehr durch Hadern und Jammern auf. In der 78. Minute war ihm von Hollands WM-Delegation in Person von Schiedsrichter Björn Kuipers ein Penalty zuerst zugesprochen und nach der Konsultation des Videos weggenommen worden. Nach der Verwarnung näherte sich Neymar bei einem weiteren Frust-Foul sogar dem Ausschluss an. Sein 66. Nationalmannschaftstor machte aber alle Pannen während der Vorstellung vergessen. Nur Pelé (77 Goals), der im Stadion mitzitterte, und Ronaldo (62 Tore) erzielten für die "Selecão" mehr Tore als Neymar.
Brasiliens wahrer Held hiess jedoch Philippe Coutinho, der mit seinem Treffer den Bann gebrochen hatte. "Costa Rica machte uns die Aufgabe unglaublich schwierig", so Coutinho. "Sie standen mit zehn Mann hinten und verteidigten sich so geschickt. Am Ende wurden wir aber dafür belohnt, dass wir die Geduld nie verloren. Die drei Punkte sind extrem wichtig für uns. Jetzt sind wir im Turnier angekommen."
Costa Rica dagegen, der Sensations-Viertelfinalist von 2014, kann in Russland nicht mehr weiterkommen. "Yes, we can!", sangen die Fans der "Ticos" vor dem Spiel. Als gutes Omen wurde erachtet, dass wie bei Costa Ricas einzigem Sieg über Brasilien (bei 9 Niederlagen) - einem 3:0 vor 58 Jahren in der Panamerikanischen Meisterschaft - Costa Rica in weiss und Brasilien in blau spielte. Dem Aussenseiter boten sich zwei gute Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Celso Borges schoss in der 13. Minute neben das Tor; Bryan Ruiz und wieder Borges sorgten nach 67 Minuten mit einer Kopfballstafette für Unruhe in Brasiliens Fünfmeterraum. Aber der fünfmalige Weltmeister spielte nach sechs WM-Partien mit stets mindestens einem Gegentreffer diesmal zu Null.
Costa Rica verabschiedet sich nächsten Mittwoch mit der Partie gegen die Schweiz aus dem Turnier. Dem Team von Vladimir Petkovic bleibt die Hoffnung, dass der CONCACAF-Vertreter nach dem Ausscheiden offensiver aufstellen wird. In den letzten sechs WM-Spielen Costa Ricas fielen bloss sechs Tore: 1:0 gegen Italien, 0:0 gegen England, 1:1 n.V. gegen Griechenland, 0:0 n.V. gegen die Niederlande, 0:1 gegen Serbien und 0:2 gegen Brasilien. Costa Rica macht jedem Gegner das Toreschiessen schwer. Dazu passend Neymars Schlusswort: "Ja, am Ende hatten wir auch Glück!"
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