Deutschland | Roman Bürki ganz auf Angriff eingestellt
Der Schweizer Keeper Roman Bürki fühlt sich in Dortmund akzeptiert
Roman Bürki arbeitet seit Wochen an seiner Rückkehr in die Bundesliga. In der zweiten Saisonhälfte hat der Berner Torhüter von Borussia Dortmund einiges vor.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur sda spricht der Dortmunder Keeper Roman Bürki über die erste gravierende Verletzung seiner Karriere, die ihn seit dem 1:0 gegen Bayern München im November von den Plätzen fernhält, und kündigt einen markanten Aufschwung des designierten Bayern-Verfolgers an. Angreifen will die Nummer 1 des BVB auch im Schweizer Nationalteam. Es gehöre zum Naturell eines Leistungssportlers, nach dem Höchsten zu streben, sagt der ehrgeizige 26-jährige Berner.
Wie belastbar ist Ihre im November gebrochene Hand inzwischen?
Roman Bürki: "Ich bin mit der Entwicklung zufrieden. Zuletzt absolvierte ich zwar vorwiegend Soloeinheiten, vereinzelt fing ich aber bereits erste Bälle. Inzwischen fühle ich mich eigentlich gut und sicher genug, wieder ins Teamtraining einzusteigen."
Das Spiel am Samstag in Bremen kommt zu früh?
"Die Hand ist für einen Torhüter extrem wichtig. Forcieren werden wir deshalb nichts, geplant ist, ab nächster Woche wieder zu spielen. In Bremen stehe ich nicht im Tor, gegen Mainz werde ich sicher dabei sein."
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie realisierten, dass ihnen erstmals in Ihrer Karriere eine längere Auszeit drohen würde?
"Zunächst hatte ich ja nichts gespürt. Erst am Tag danach, beim Griff an die Türklinke, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Als ich die Schwellung sah, kam schon ein ungutes Gefühl auf. Handverletzungen sind für einen Goalie sehr unangenehm, entsprechend aufgewühlt war ich."
Seit 60 Tagen pausieren Sie - kommt bei Ihnen keine Ungeduld auf?
"Der Arzt hat mir von Anfang erklärt, dass ich im Normalfall mit einer rund achtwöchigen Pause zu rechnen habe. Die Winterpause kam mir unter Umständen entgegen. Ich konnte mir die nötige Zeit nehmen, von einem konkreten Rückkehrdatum war nie die Rede. Die Reha stand im Vordergrund, ohne dabei unter Zeitdruck zu geraten."
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz bis zum Out im November aus?
"Es lief für mich generell gut. In der Champions League überzeugten wir, in der Liga habe ich konstant auf einem guten Level gespielt."
Wie ist Ihr Status beim BVB? Wie empfinden Sie den Zuspruch aus dem schwarzgelben Umfeld?
"Ich fühle mich sehr gut akzeptiert als Nummer 1. Die Leute haben sich auch immer wieder erkundigt, wann ich wieder zurückkehren würde. Es tut gut zu hören und sehen, wie positiv das Umfeld auf mich reagiert. Die Wertschätzung der Dortmunder bedeutet mir viel."
Dortmund ist ein Koloss mit globaler Ausstrahlung. Wo haben Sie nochmals einen Schritt gemacht? Gelingt es Ihnen noch besser, hohen Erwartungen standzuhalten?
"Die Grösse des Klubs, die enormen Zuschauerzahlen sind natürlich nicht zu vergleichen mit Freiburg (sein letzter Klub). Der BVB wird auch auf internationaler Ebene ganz anders beobachtet. Dortmund hat ein globales Publikum, das jedes Detail registriert und debattiert. Die Einsätze in der Champions League bringen mir ein weiteres Plus an Erfahrung, was mit Blick auf das Nationalteam nicht unerheblich ist."
Was muss in der Rückrunde besser funktionieren? Fünf Teams sind derzeit vor Dortmund klassiert.
"Die vielen verletzungsbedingten Ausfälle machten uns zu schaffen, das müssen wir irgendwie in den Griff bekommen. Uns fehlten teilweise mehr als ein Dutzend Spieler, die auf dem Platz von zentraler Bedeutung sind. Es wäre hilfreich, einmal in drei, vier Partien hintereinander mit der gleichen Verteidigung spielen zu können."
Glauben Sie, der 1:0-Erfolg gegen die Bayern bildet die Qualität des BVB realistischer ab als der inzwischen auf zwölf Punkte angewachsene Rückstand auf die Münchner?
"Wie schon erwähnt, die manchmal schwierige Personalsituation ist sicherlich mit ein Grund dafür, weshalb wir den Ansprüchen zu selten gerecht geworden sind. Aber im Prinzip müssen wir uns vor gar keiner Mannschaft verstecken. Wenn wir unser Potenzial abrufen, sind wir wieder vorne dabei. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns erneut für die Champions League qualifizieren werden."
Apropos Champions League: Was ist im Achtelfinal gegen Benfica zu erwarten?
"Wir haben in dieser Europacup-Saison bereits zweimal gegen Sporting Lissabon gewonnen. Ich bin zuversichtlich, auch Benfica schlagen zu können."
Wie beurteilen Sie den internationalen Markt eigentlich generell? England flutet seit ein paar Monaten die Szene mit Hunderten von TV-Millionen, China überbietet die astronomischen Summen inzwischen sogar noch. Droht der Bundesliga ein Ausverkauf?
"Die Löhne und Ablösesummen, die zurzeit im Raum stehen, sind ein Wahnsinn. Ich kenne das Niveau der chinesischen Liga nicht, aber sie hat in Europa keinen Stellenwert. Für mich als junger Spieler käme ein Wechsel nach China überhaupt nicht infrage. Die Bundesliga ist sportlich viel zu wertvoll, der Anreiz, sich hier in vollen Stadien mit den Besten messen zu können, überwiegt für einen ambitionierten Profi ganz klar."
Sie sprechen vom Ehrgeiz, die Besten herausfordern zu wollen. Wie beurteilen Sie unter diesem Gesichtspunkt die Konstellation im Nationalteam? Wie taxieren Sie Ihre mittelfristigen Chancen?
"Ich pflege mit dem Goalietrainer Patrick Foletti (Nationalteam) einen sehr offenen Umgang. Er weiss, dass die Zeit für mich vorbei ist, einfach zufrieden zu sein, wenn ich dabei sein darf. Ich habe mit meiner Klubwahl einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Dortmund ist ein riesiger Verein, wir sind regelmässig in der Champions League dabei."
Der Mönchengladbacher Yann Sommer ist im Nationalteam unbestritten.
"Eines vorweg: Wenn ich nicht spiele, unterstütze ich weiterhin jenen, der den Vorzug erhält. Und im Moment macht Yann seine Sache gut, es gibt überhaupt keinen Grund, während der Qualifikation einen Wechsel vorzunehmen. "
Aber irgendwann könnte der Konkurrenzkampf in der SFV-Auswahl zum Thema werden?
"Bei den Goalies selber gibt es ohnehin keine Diskussionen, egal wer eingesetzt wird. Aber es gehört zum Naturell eines Leistungssportlers, nach dem Höchsten zu streben und zum Zug zu kommen. Für mich wird immer entscheidend sein, dass die Leistung im Vordergrund steht."
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