Spital | Erstes Patientenhotel der Schweiz
Erstes Patientenhotel der Schweiz beim Unispital Lausanne eröffnet
Beim Universitätsspital Lausanne (CHUV) hat das erste Patientenhotel der Schweiz den Betrieb aufgenommen. Patienten des Spitals sollen dort wenn möglich den Schluss ihres Spitalaufenthaltes verbringen.
Die zwei Türme nördlich des Spitalareals sehen auf den ersten Blick wie ein modernes Kongresshotel aus. Viel Glas prägt die Fassade, der Eingangsbereich hat eine Rezeption und einen lichtdurchfluteten Innenhof. Keine Spur von Spitalkleidung oder rollenden Betten.
Wer seinen Spitalaufenthalt im Patientenhotel abschliessen möchte, muss sich bereits selbständig ankleiden und in das gediegene Restaurant bewegen können. Dennoch steht ihnen rund um die Uhr Pflegepersonal zur Verfügung.
Zudem trägt jeder Patient ein elektronisches Notrufarmband, mit dem er innert Sekunden lokalisiert werden kann. Die Patienten werden nicht im Zimmern, sondern in einem zentralen Pflegebereich behandelt.
Die Zimmer des Hotels sind für Patienten vorgesehen, die noch Untersuchungen oder Behandlungen benötigen, wie Philipp Müller, Finanzdirektor des CHUV, am Donnerstag vor den Medien in Lausanne sagte. Das Spital trägt die volle medizinische Verantwortung.
Rückkehr nach Hause
Als Beispiel nannte Müller einen Patienten, der im CHUV eine Hüftprothese eingesetzt bekommt und zum Abschluss der Behandlung ins Patientenhotel geht. Damit werden die Patienten auch auf die Rückkehr nach Hause vorbereitet.
Wer noch in einem anderen Spitalgebäude behandelt werden muss, wird vom Spital-Transportdienst hingefahren. In einer ersten Phase mit 27 eröffneten Zimmern seit Mitte Oktober war stets ein gutes Dutzend der Zimmer belegt.
Die Patienten waren zuvor in verschiedensten Spitalabteilungen wie der Herzchirurgie oder der Urologie behandelt worden, sagte Müller. Das Patientenhotel solle das CHUV entlasten, sagte der Waadtländer Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard (SP).
Mehr Betten im Spital frei
Dank dem Patientenhotel sollen mittelfristig bis zu 60 der rund 1000 Spitalbetten in der Spitzenmedizin frei werden. Den Patienten wird der Aufenthalt im Hotel durch die obligatorische Krankenversicherung gedeckt.
Im Gegensatz zu einem Spitalzimmer können auch Angehörige zusammen mit den Patienten übernachten, allerdings auf eigene Kosten. Zudem steht das Drei-Sterne-Hotel auch gesunden Gästen oder beispielsweise Teilnehmern von Kongressen am CHUV offen.
Von den 114 Zimmern stehen 105 dem Universitätsspital zur Verfügung. Das Projekt wurde mit der Privatfirma Reliva AG und den Retraites Populaires aufgezogen. Letztere bezahlten den Bau von 33 Millionen Franken und profitieren von den Einnahmen eines langfristigen Mietvertrags.
Die auf Patientenhotels spezialisierte Reliva AG bringt ihre Kenntnisse aus der Hotellerie ein und betreibt das Hotel. Während das Pflegepersonal beim CHUV angestellt ist, arbeitet das Hotelpersonal für Reliva.
Partnerschaft mit Privatwirtschaft
In der Partnerschaft mit Reliva verpflichtete sich das CHUV, mindestens 70 Prozent des Patientenhotels auszulasten. Erst wenn das Hotel weniger als 70 Prozent ausgelastet wäre, müsste sich das CHUV an der Deckung der Aufwände beteiligen.
Das sei eine ausgeglichene Partnerschaft, sagte Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard: "Es gibt keine Privatisierung der Gewinne und eine Sozialisierung der Verluste."
Die Reliva AG möchte das Modell auch in anderen Schweizer Spitälern vorantreiben. Ein Projekt für ein Patientenhotel gibt es in der Stadt Basel, wie Christoph Glutz, Delegierter des Verwaltungsrates der Reliva, am Donnerstag sagte.
Dieses Projekt sei aber wegen der laufenden Diskussion über den Zusammenschluss der Spitalgesellschaften beider Basel derzeit auf Eis gelegt. Es gebe Gespräche mit weiteren Standorten sagte Glutz. Über diese Projekte könne er aber noch keine Angaben machen.
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