Rückholaktion | Jetzt steckt sie zu Hause in Quarantäne
Zurückgeholte Bernerin: «Im Flugzeug husteten etliche»
Die 19-jährige Bernerin Ramona Rüegg ist eine der 151 Schweizerinnen und Schweizer, welche am Dienstag im ersten Corona-Rückholflug der Schweiz in Zürich-Kloten landeten. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erzählt sie von einem normalen und doch nicht normalen Flug.
Normal am Flug sei gewesen, dass die Stewardessen der Fluggesellschaft Edelweiss keine Masken getragen und auch kein Desinfektionsmittel verteilt hätten, sagt die junge Bernerin. Der Flug sei zudem ruhig verlaufen - wegen der Zeitverschiebung während der mittelamerikanischen Nacht. Sie habe viel geschlafen.
Ungewöhnlich war aber, dass die Polizei beim Abflug in der costaricanischen Hauptstadt San José alle Reisenden namentlich aufrief. Dies, um zu kontrollieren, ob die Angemeldeten da seien. Viele Reisende trugen zudem Gesichtsmasken. Und: "Im Flugzeug hatten etliche einen trockenen Husten", sagt Ramona Rüegg.
Das habe zu einer sonderbaren Stimmung geführt. Die Leute seien allgemein aggressiver gewesen als normalerweise und auf Distanz bedacht. Hustende Leute seien stärker beachtet worden als sonst jeweils.
Nach der Landung des Direktflugs mussten die Passagiere die Maschine gruppenweise verlassen. "Bei der Gepäckabholung näherten sich dann aber doch alle Passagiere wieder einander an", so Rüegg.
Nur einen Tag lang Kinder betreut
Ramona Rüegg will im Herbst ein Studium der Sozialarbeit beginnen und wollte dafür in Costa Rica ein Vorpraktikum absolvieren. Im ersten Monat ihres Aufenthalts absolvierte sie einen Sprachkurs. Dann hätte sie drei Monate lang in einer Schule Kinder aus armen Familien betreuen wollen.
Nun hat die junge Bernerin nur gerade an einem einzigen Tag Kinder betreut. Dann traten auch in Costa Rica Massnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft und die Kinder kamen nicht mehr zur Schule. "Von einem Tag auf den anderen änderte sich schlagartig alles", sagt Ramona Rüegg.
Die junge Frau zögerte lange mit der Rückkehr. Dann aber wurde ein anderer Praktikant von seiner Gastfamilie rausgeworfen, weil sie fand, er habe sich zu lange im Freien aufgehalten. Die Nervosität der Costaricaner stieg. Deshalb entschloss sie sich angesichts der Unsicherheiten doch zur Rückkehr. Der Stress war gross, bis sie ein Billett erhielt.
Zuerst sollte sie im Internet ein solches kaufen, doch war die angegebene Seite überlastet. Schliesslich erhielt Ramona Rüegg vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten ein SMS mit der Aufforderung, telefonisch ein Billett zu reservieren. Diese Mitteilung erhielt sie, weil die junge Frau auf der Travel-Admin-App registriert ist.
Die Billettbestätigung erhielt sie am Sonntag, am Montag startete der Flug. 850 Franken bezahlen ihre Eltern dafür.
Nun in Quarantäne
Ramona Rüegg hat nach ihrer Ankunft eine "triste Gefühlslage" in der Schweiz festgestellt. Sie ist froh, daheim zu sein, aber noch nicht wirklich angekommen. Zuhause steckt sie nun in Quarantäne.
Nach Costa Rica möchte sie noch einmal reisen - sie habe sich am Montag in der Eile gar nicht richtig von ihrer costaricanischen Gastmutter und nicht von anderen Freiwilligen verabschieden können.
Ein Mediensprecher der Fluggesellschaft Edelweiss Air sagte am Mittwoch auf Anfrage, grundsätzlich sei das Risiko, sich während eines Flugs mit dem Virus anzustecken, "extrem gering". Die Flugzeuge seien mit Filtern ausgestattet, welche die Luft wie in Operationssälen reinigten.
Durch die Verwendung dieser speziellen Filter sei die Kabinenluft sauberer als die Luft, die der Mensch auf der Erde einatme. Darüber hinaus ströme die Luft in Flugzeugen von oben nach unten, also nicht seitwärts und nicht in Längsrichtung.
Rainer Schneuwly, Keystone-SDA
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