Drohnen | Nur dichter Nebel, Hagel oder sehr starker Wind können Einsätze verunmöglichen
Zivilschutz setzt auf Drohnen und bildet Piloten professionell aus
Um bei Katastrophen die Lage rasch aus der Luft zu beurteilen, setzen immer mehr Zivilschutzorganisationen auf Drohnen. In Appenzell Ausserrhoden lassen sich derzeit acht Zivilschützer professionell zu Drohnen-Piloten ausbilden.
Wie ein grosses schwarzes Insekt steht die knapp vier Kilogramm schwere Drohne "Matrice 200" auf dem Gelände des Ausserrhoder Zivilschutzes in Teufen AR. Ein Dreierteam aus dem Piloten, dem Kameramann und dem Funker macht sich für den Übungseinsatz bereit. Nach einer Reihe von Checks heisst es: "Ready to fly".
Beobachtet vom Instruktor Ueli Sager, surrt die vierrotorige Drohne in die Luft und steuert zum simulierten Schadenplatz mit einem teilweise zerstörten Haus und einem Schuttkegel. Die Sonne scheint, und die schwenkbare Kamera an der Drohne liefert gestochen scharfe Bilder auf den Display des Kameramanns.
Auch nachts und bei Regen
"Was wir brauchen, sind gute Bilder und Videos, und dies auch bei schlechtem Wetter", erklärt der Ausserrhoder Zivilschutzkommandant Samuel Signer. Die Drohnen können auch nachts und bei Regen fliegen. Einzig dichter Nebel, Hagel oder sehr starker Wind können Einsätze verunmöglichen.
Ausserrhoden gehört zu den ersten Kantonen mit einer eigenen Zivilschutz-Drohnengruppe. Sie soll ab Anfang 2019 einsatzbereit sein. Die "Flotte" besteht aus der grossen schwarzen Matrice-Drohne und einem kleineren, weissen Fluggerät sowie diversem Zubehör und einem Materialkoffer. Kostenpunkt: Rund 15'000 Franken.
Während einer Woche lassen sich in Teufen sechs Ausserrhoder Zivilschützer und zwei Kollegen aus Nidwalden zu Drohnen-Piloten ausbilden. Dazu gehört viel Theorie - Luftrecht, Meteorologie, Navigation, Aerodynamik oder Luftfahrzeugkunde - und praktisches Flugtraining. Auch das menschliche Verhalten unter Stress wird thematisiert.
Besser als Helikopter
Ende Woche absolvieren die acht Teilnehmer die Prüfung "Due" des Schweizerischen Drohnenverbands (SVZD), die ihnen professionelle Kompetenzen attestieren wird. Instruktor Ueli Sager ist Präsident des SVZD und selber ein Profi. Seine Firma Remote Vision bietet Drohnen-Einsätze für Landwirtschaft und Industrie an.
Sager erläutert, wie der Zivilschutz bei Katastropheneinsätzen mit Hilfe von Drohnen rasch und gefahrlos eine Lagebeurteilung machen kann, zum Beispiel bei Erdrutschen, Überschwemmungen, Hochwasser führenden Bächen oder bei Brandobjekten, bei denen Einsturzgefahr besteht. Die Kameras liefern Bilder in hoher Auflösung.
Bisher kamen in solchen Situationen oft Helikopter zum Einsatz. Diese sind aber viel teurer und wetterabhängiger als Drohnen. Die ausgebildeten Drohnen-Piloten Zivilschutzes müssen ihr Können in Zukunft jedes Jahr in Wiederholungskursen und bei Flugübungen auffrischen. Ziel ist eine permanente Einsatzbereitschaft.
Etwa 170 lizenzierte Profis
Der "Job" des Drohnen-Piloten ist bei den Zivilschutzleistenden beliebt. Die Piloten wurden in einem Assessment aus rund 15 Anwärtern ausgewählt. Da ihnen die Lizenz "Due" auch privat Vorteile bietet, zahlen sie selber je 200 Franken an die Ausbildung. Laut Sager besitzen in der Schweiz erst 170 Personen diese Lizenz.
Zum Vergleich: Rund 100'000 Drohnen wurden in der Schweiz bisher verkauft. Wie viele tatsächlich in der Luft über Felder, Dörfer und Städte schwirren, ist laut dem Drohnen-Instruktor nicht bekannt. Geregelt ist bisher wenig. Längst nicht jeder Hobby-Drohnenpilot dürfte über genügende Kenntnisse verfügen.
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