Gesellschaft | Ein Fest pro Generation
Wurzeln der Fête des Vignerons reichen ins 17. Jahrhundert zurück
Vier bis fünf Mal pro Jahrhundert, einmal pro Generation, findet in Vevey die Fête des Vignerons statt. Das Freilichtspektakel feiert die Weinbaukultur der Region. Sie ist die erste lebendige Schweizer Tradition, die von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wurde.
Die Anfänge der in der Deutschschweiz wenig bekannten Fête des Vignerons sind rätselhaft. Eines ist sicher, ihre Geschichte ist stark mit derjenigen der Weinbruderschaft von Vevey verbandelt, der sogenannten Confrérie des Vignerons. Eine Vereinigung, die höchst wahrscheinlich schon im Mittelalter bestand.
Damals hiess sie noch Abbaye de l'Agriculture und war ein Zusammenschluss der Grundbesitzer. Ihre Aufgabe war es, Weingüter zu besuchen, zu kontrollieren und die Arbeit der Rebbauern zu beurteilen.
Im 17. Jahrhundert veranstaltete die Zunft jedes Jahr einen schlichten Festumzug durch das Städtchen Vevey am Ufer des Genfersees. Die Parade, die Jahr für Jahr mehr Zuschauer anzog, folgte im Anschluss an die Generalversammlung, bei der die Arbeit der Rebbauern bewertet wurde.
Um 1770 setzte sich die Confrérie des Vignerons zum Ziel, die Perfektionierung des Rebbaus zu fördern. Gute Arbeit der Rebbauern sollte belohnt werden. Die Besten ihres Fachs wurden prämiert.
Vom Umzug zum ersten Fest
Durch die Krönungszeremonie der besten Arbeiter verwandelte sich die ursprüngliche Parade allmählich in die Fête des Vignerons. Geburtsstunde ist das Jahr 1797: Damals wurde auf dem Marktplatz eine erste Bühne für 2000 Schaulustige errichtet, damit diese an der Krönung teilnehmen konnten.
Ab 1819 wurde das Fest nach den vier Jahreszeiten gegliedert. Die Darstellung der Feldarbeit, des weidenden Viehs, der Arbeit im Weinberg, der Lobpreis des Vaterlands sowie Gestalten aus der griechischen, lateinischen und der christlichen Mythologie bilden seither den thematischen Reigen der Aufführung.
Zielgruppe jenseits des Röstigrabens
Die gigantische Arena der diesjährigen Ausgabe vom 18. Juli bis zum 11. August hat Plätze für 20'000 Zuschauer. Es gibt zwanzig Vorführungen. Das von Regisseur Daniele Finzi Pasca konzipierte handelt von einem Dialog zwischen einem kleinen Mädchen namens Julie und seinem Grossvater, der es in die Traditionen und Arbeiten am Weinberg einführt.
Ziel der Promotoren ist es, den Anlass auch in der Deutschschweiz bekannt zu machen und mehr Zuschauer aus dem Landesteil jenseits der Saane anzulocken. Deswegen laden die Organisatoren zum ersten Mal Gastkantone nach Vevey ein.
Rund 12 Prozent der Tickets wurden bislang in der Deutschschweiz gekauft, im Vergleich zu 7 Prozent im Jahr 1999. Insgesamt rechnen die Organisatoren mit einer Million Besucher - doppelt so viele wie 1999.
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