Geflügelzucht | Migros-Tochter Micarna weiht Hühnerfarm in Siders ein. Und will Richtung Oberwallis expandieren
«Wir suchen weitere Standorte für einen Elterntierpark»
Siders | Vier Hallen, 50 000 Hühner, acht Millionen Bruteier pro Jahr: Die Micarna-Hühnerfarm in Siders wartet mit imposanten Zahlen auf. Was steckt hinter den Fakten? Projektleiter Anton Grub im Gespräch.
Anton Grub, der Elterntierpark in Siders ist seit Ende Januar in Betrieb. Wie läufts?
«Die Tiere haben sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt und die Mitarbeitenden haben sich gut eingearbeitet. Natürlich gibt es bei einer Prototypanlage auch Kinderkrankheiten. Unsere Systeme sind komplex, die Bedienung anspruchsvoll. Wir optimieren derzeit die Prozesse, hatten aber so weit keine gravierenden Probleme. Das zeigt sich auch an der Legeleistung der Tiere: Qualität und Quantität sind ausgezeichnet.»
Wie sieht es mit der Geruchsbelästigung aus? Gab es negative Rück-meldungen?
«Es gab vereinzelt Rückmeldungen, dass man den Geruch wahrnehme. Von einer eigentlichen Geruchsbelästigung war jedoch nie die Rede. Man sollte zudem berücksichtigen, dass wir in der Anfangsphase sind und die Anlagen noch optimieren werden. Übrigens: Sie können auch selbst beurteilen, wie stark man den Geruch wahrnimmt. Wir stehen hier direkt vor den Hallen.»
Der Geruch ist hier in der Tat gering. Blicken wir ins Oberwallis: Micarna will auch hier einen Elterntierpark realisieren. Wie ist der Stand der Dinge?
«Ich kann bestätigen, dass wir neue Standorte suchen. Der Ball ist bei den Gemeinden.»
Bei welchen?
«Agarn ist ein Thema, das ist bekannt. Zu weiteren Standorten möchte ich mich derzeit nicht äussern.»
Die Bewohner haben aber Bedenken, wenn in ihrer Nähe ein Elterntierpark realisiert werden soll. Sie könnten offensiver kommunizieren und so Vorbehalten entgegenwirken.
«Der neue Elterntierpak in Siders gibt uns die Möglichkeit, Bedenken zu entkräften. Wir können den Leuten zeigen, wie ein Elterntierpark aussieht und wie gross die Emissionen sind. So kann man aufgrund von Fakten entscheiden, ob man für oder gegen einen Elterntierpark ist, und nicht aufgrund von Vorurteilen.»
Massentierhaltung geht einher mit grossem Antibiotika-Einsatz. Wie gehen Sie hier mit der Antibiotika-Problematik um?
«Wir setzen bei unseren Elterntieren sehr selten Antibiotika ein. Diese Gesundheit und Robustheit der Tiere zeigt sich auch in der Brüterei, wo die Küken schlüpfen, und in der anschliessenden Mast. Bei Küken, welche aus den Eiern der eigenen Elterntiere im Wallis schlüpfen, ist der Antibiotika-Einsatz markant kleiner als bei Import-Bruteiern.»
50 000 Hühner sind in der Anlage. Gibt es da keine Verhaltensstörungen?
«Wir haben zum einen den Wintergarten, wo sich die Tiere beschäftigen können. Zudem füttern wir die Tiere täglich mit Körnern. Diese werden eingestreut, sodass die Hühner ihr natürliches Suchverhalten ausleben können. Wir haben zum Ziel, die Tiere möglichst artgerecht zu halten.»
Im Sommer wird es im Wallis heiss. Kein Problem für die Tiere?
«Unsere Hallen sind über dem Standard isoliert. Zudem haben wir eine sogenannte Vernebelungsanlage. Mit feinen Wassertropfen können wir im Sommer die Temperatur um fünf bis acht Grad kühlen. Das Tierwohl ist uns wichtig.»
Was passiert mit den Hennen, wenn sie ihre Legeleistung nicht mehr erbringen?
«Sie werden im grenznahen Ausland geschlachtet. In der Schweiz gibt es keine Schlachtanlagen für derart grosse Elterntiere, wie wir sie hier in Siders haben. Das Fleisch kommt anschliessend wieder zurück in die Schweiz und wird von Micarna zu Geflügel-Charcuterie weiterverarbeitet.»Interview: bra
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