Justiz | Vorläufig kein Antrag zur Wiederwahl
Wiederwahl von Bundesanwalt Michael Lauber wird aufgeschoben
Die Wiederwahl von Bundesanwalt Michael Lauber wird auf Herbst verschoben. Das Gerichtskommission der Vereinigten Bundesversammlung hat am Mittwoch einstimmig beschlossen, noch keinen Antrag zur Wiederwahl zu stellen.
Als Grund nannte Kommissionspräsident Jean-Paul Gschwind (CVP/JU) vor den Bundeshausmedien die laufende Disziplinaruntersuchung. Diese hatte die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft (AB-BA) letzte Woche gegen den Bundesanwalt eröffnet. Lauber reichte seinerseits eine Aufsichtseingabe gegen die AB-BA bei den Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat (GPK) ein.
Die GPK hatten den Bundesanwalt Anfang Woche angehört. Die Gerichtskommission habe nicht alle Protokolle zu dieser Anhörung erhalten, sagte Gschwind. «Die Gerichtskommission will nicht in der Hast entschieden.» Sie habe deshalb einstimmig beschlossen, den Entscheid über die Wahlempfehlung zu verschieben. Die Wiederwahl Laubers wäre in der Sommersession vorgesehen gewesen.
Laubers Gedächtnislücken
Hintergrund der aufgeschobenen Wahlempfehlung sind nicht dokumentierte informelle Treffen mit Fifa-Chef Gianni Infantino. Im Raum steht auch der Verdacht der Amtsgeheimnisverletzung, weil unbeteiligte Dritte an den Treffen teilnahmen.
Gegenüber der Aufsichtsbehörde hatte Lauber zudem nur zwei Treffen im Jahr 2016 angegeben. Später räumte er ein, dass es 2017 wohl ein drittes Treffen gegeben habe. Er machte aber geltend, sich nicht an dieses zu erinnern. Nach Angaben der GPK gibt es derzeit keine Anhaltspunkte, dass der Bundesanwalt diesbezüglich bewusst nicht die Wahrheit gesagt hätte.
Die nicht protokollierten Treffen könnten zu Verzögerungen in den Verfahren führen. Laut GPK wurden im Zusammenhang mit laufenden Fifa-Verfahren bereits mehrere Ausstandsbegehren gegen den Bundesanwalt und verfahrensführende Staatsanwälte vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona gestellt.
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