Frauentag | Frauen versammelten sich zu kleineren Demonstrationen und Aktionen an verschiedenen Orten
Frauen demonstrieren für Gleichstellung und weniger Diskriminierung
Trotz Coronavirus haben am Samstag und Sonntag Frauen in verschiedenen Schweizer Städten den internationalen Frauentag genutzt, um mehr Gleichstellung und weniger Diskriminierung zu fordern. Im Gegensatz zu anderen Jahren dominierten kleinere Aktionen statt grosser Demonstrationen.
Die Forderungen des Frauenstreiks vom vergangenen Jahr hätten nichts von ihrer Aktualität eingebüsst, stellte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in einer Mitteilung vom Sonntag fest. Frauen seien im Erwerbsleben immer noch konfrontiert mit Lohndiskriminierung und Sexismus, mit gläsernen Decken und prekären Arbeitsbedingungen.
Der SGB erinnerte daran, dass nach wie vor viele Frauen auf einen Teil ihres Erwerbseinkommens verzichteten, um sich unbezahlt um Kinder und Angehörige zu kümmern. Der Preis dafür seien Einkommen und Altersrenten, die keine Existenz sichern könnten.
Um die Situation von Frauen im Alter zu verbessern und die Rentenlücke zu schliessen, hätten die Gewerkschaften in der vergangenen Woche die Initiative für eine 13. AHV-Rente lanciert.
Der übliche Grossaufmarsch von Frauen zum Frauentag war angesichts der vom Bund und den Kantonen erlassenen Verbotes von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen wegen des Coronavirus nicht zu erwarten. Stattdessen versammelten sich Frauen zu kleineren Demonstrationen und Aktionen an verschiedenen Orten.
Demonstrationen in verschiedenen Städten
Mehrere Hundert Frauen demonstrierten trotz bundesrätlichem Veranstaltungsverbot am Sonntagnachmittag auf dem Zürcher Sechseläutenplatz für ihre Anliegen. Die Kundgebung war voon verschiedenen feministischen Organisationen organisiert worden.
Der Anlass war von der Stadtpolizei Zürich zwar nicht bewilligt worden, wurde aber toleriert, wie ein Mediensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Bereits am Samstag hatten Frauen auf ihrem Marsch durch die Zürcher Innenstadt gegen Gewalt, Sexismus und die Abwertung ihrer Arbeit demonstriert. Sie forderten die gleiche gesellschaftliche Wertschätzung und Entlöhnung für ihre bezahlte und unbezahlte Arbeit, wie Männer diese erhalten.
Zur alljährlich vor dem Internationalen Frauentag stattfindenden Demo hatte das Frauenbündnis Zürich aufgerufen. Es wollte die Demonstration trotz bundesrätlichem und stadtpolizeilichem Verbot auch dann durchführen, wenn wie in den vergangenen Jahren mehr als 1000 Frauen teilgenommen hätten.
In Bern fanden sich am Sonntagnachmittag mehrere Hundert Personen zu einer Kundgebung für Frauenrechte ein. Die Polizei hielt sich auch hier im Hintergrund. Die Kundgebung auf dem Bundesplatz verlief friedlich und bunt.
Kleinere Aktionen statt grosser Demonstrationen
Vor dem Bundeshaus formierten sich die Kundgebungsteilnehmenden schliesslich zum Frauen- oder Venusspiegel-Symbol. Sie bekräftigten ihre Forderungen wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, mehr Zeit und Geld für Betreuungsarbeit oder Respekt statt Sexismus.
Aufgerufen zur Kundgebung hatte die Frauenstreik-Koordination Bern, jene Organisation, die im vergangenen Juni den grossen Frauenstreik in Bern orchestriert hatte. Die Kundgebung reihte sich in rund dreissig Veranstaltungen ein, die im Rahmen eines feministischen Aktionswochenendes in Bern an verschiedenen Orten stattfanden.
In der Waadt wurden aufgrund des Coronavirus statt einer zentralen Demonstration in Lausanne dezentrale Demonstrationen in Renens, Morges, Yverdon, Vevey und Nyon durchgeführt. Bereits am Samstagabend hatten sich rund 300 Frauen in Lausanne auf dem Platz de la Riponne versammelt und Frauenlieder gesungen.
In Genf fanden am Sonntag kleinere Aktionen zum Internationalen Frauentag statt. Hinter dem Bahnhof Cornavin bei fast frühlingshaften Temperaturen versammelte sich beispielsweise eine Gruppe von Frauen und verlangte in einer Petition die Eröffnung eines Frauenhauses in der Stadt.
In Zug verkleideten Frauen des Frauenstreik-Kollektivs den stolzen Bannerträger Kolin auf dem Kolinbrunnen zur Gleichstellungsaktivistin Kolina. Mit der Aktion, männliche Status- und Identifikationssymbole umzudefinieren, wollten sie auf feministische Anliegen aufmerksam machen.
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