Biodiversität | Besorgniserregender Rückgang
Umweltkommission fordert Massnahmen gegen Insektenschwund
Der Bundesrat soll Massnahmen gegen den Insektenschwund ergreifen. Das fordert die Umweltkommission des Nationalrates (Urek). Sie hat einstimmig eine Motion dazu beschlossen.
Die Kommission will den Bundesrat beauftragen, dem Insektenschwund mit zusätzlichen Massnahmen entgegenzusteuern, wie sie in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Den Rückgang der Insekten bezeichnet sie als besorgniserregend.
Zum einen soll der Bundesrat bestehende Aktionspläne zu Biodiversität, Bienengesundheit und Pflanzenschutzmitteln unverzüglich umsetzen. Zum anderen soll er weitere Massnahmen auf wissenschaftlicher Basis festlegen und dem Parlament ein Paket mit Gesetzesänderungen vorlegen.
Pflanzenschutzmittel und Dünger
Als Orientierungshilfe soll ein Bericht dienen, welche die Urek bei der Bundesverwaltung bestellt hatte. Darin werden die nachgewiesenen Ursachen für den Rückgang der Insekten und die bisherigen Massnahmen dargestellt. Zu den Ursachen zählen die Zerstörung der Lebensräume von Insekten und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern beeinträchtige viele aquatischen und terrestrischen Insekten und deren Lebensräume massiv, heisst es im Bericht. Dabei spiele die Landwirtschaft die Hauptrolle, in geringerem Masse auch Siedlungen und der Verkehr.
Nicht nur Schädlinge
Zu den Pflanzenschutzmitteln hält der Bericht fest, diese töteten nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge, die als Bestäuber oder natürliche Feinde der Schädlinge eine wichtige Rolle spielten. Weiter beeinträchtigten sie die Bodenqualität, die Biodiversität der Bodenorganismen sowie die Pflanzenvielfalt.
Die systematische Vernichtung von "Unkräutern" durch Herbizide könne lokal zu einem verminderten Nahrungsangebot für Insekten führen. Weniger Insekten bedeute auch weniger Insektenfresser wie Vögel, was sich beispielsweise in den Untersuchen der Schweizer Vogelwarte deutlich zeige. Die Pflanzenschutzmittel gelangten zudem in die Gewässer und gefährdeten die Wasserinsekten sowie darauf angewiesene insektenfressende Fische.
Weniger Pestizide
Als mögliche Massnahme könnte gemäss dem Bericht der Insektenschutz im Rahmen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln stärker gewichtet werden. Auch könnte die Verwendung von Pflanzenschutzmittel mit geringem Umweltrisiko eine Voraussetzung für Direktzahlungen werden. Zu den weiteren möglichen Massnahmen gehört ein verbindlicher Absenkpfad der landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen.
Über die Motion wird das Parlament entscheiden. Mit dieser gibt die Umweltkommission einer Petition Folge, die von über 165'000 Personen unterzeichnet worden ist. Eine parlamentarische Initiative von Nationalrat Beat Jans (SP/BS) mit einer konkreten Forderung zu Pestiziden lehnte sie ab. Jans schlägt vor, via Gewässerschutzgesetz den Einsatz von Pestiziden zu verbieten, falls diese die Wasserqualität stark beeinträchtigen.
Bestehende Massnahmen ausreichend
Die Kommission beantragt ihrem Rat mit 13 zu 9 Stimmen bei 3 Enthaltungen, der Initiative keine Folge zu geben. Sie anerkenne zwar, dass das Wasser in der Schweiz zum Teil durch problematische Stoffe belastet werde, was auch die Insekten beeinträchtige, schreibt die Kommission.
Sie halte aber die bestehenden Schutz- und Überwachungsmassnahmen beim Trink- und Grundwasser für ausreichend. Um negative Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln einzudämmen, würden die in der Agrarpolitik ab 2022 vorgesehenen Massnahmen ausreichen.
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