Gletscherforschung | 1500 Gletscher sollen vermessen werden
Umfassendes Inventar der schmelzenden Schweizer Gletscher
Mit der Klimaerwärmung schwinden die Schweizer Gletscher unaufhörlich. Aber wie schnell und mit welchen Auswirkungen? Das soll ein neues und umfassendes Inventar der hiesigen Gletscher zeigen.
"Die Gletscherschmelze beeinflusst die Abflussmenge in unseren Flüssen und ist damit relevant für Naturgefahren und die Katastrophenprävention, die Energieversorgung, den Verkehr, den Tourismus, Baustellen und nicht zuletzt für die Gletscherforschung", erklärt Yvo Weidmann von der ETH Zürich, der am Projekt "Glacier Monitoring Schweiz" (Glamos) beteiligt ist.
Rund 100 Gletscher überwacht Glamos derzeit im Auftrag verschiedener Bundesämter. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Veränderungen ihrer Eisdicke und Länge, wie die ETH am Montag in einer Mitteilung schrieb. Neu sollen rund 1500 Gletscher vermessen und damit ein umfassendes Inventar ihrer Veränderung erstellt werden.
Es ist jedoch nicht das erste Inventar der Schweizer Gletscher: Eine erste Bestandsaufnahme gab es im Jahr 1973, ausserdem wurde eine für das Jahr 1850 aus Schätzungen, Karten und Moränen rekonstruiert. Weitere Inventare folgten in den Jahren 2000 und 2010. Dabei kamen jedoch verschiedene Methoden zum Einsatz, was die Daten schwer vergleichbar macht.
Jeder Gletscher mit eigener Nummer
Ab dem kommenden Jahr soll nun ein Inventar mit bisher unerreichter Präzision folgen, das laufend weiterentwickelt und alle vier bis sechs Jahre komplett erneuert werden soll, wie die ETH schrieb. Dabei greift das Projekt auf bestehende Daten zurück, bereitet sie auf, verknüpft sie auch mit neuen Messdaten und glaziologischen Modellen.
So lässt sich unter anderem bestimmen, wie viel Wasser ein Gletscher wann liefert. Ausserdem lasse sich anhand der Inventarnummer eines jeden Gletschers seine individuelle Geschichte nachvollziehen.
Wichtige Grundlage für das neue Inventar seien die digitalen, dreidimensionalen Karten, die das Bundesamt für Landschaftstopographie seit einigen Jahren erstellt, hiess es weiter. Eine klassische Karte zeige zwar, wo sich was befinde, aber die reine Aufsicht zeigt nur einen Bruchteil der Information.
Teile eines Gletschers können mit Schutt bedeckt und der sichtbare Eiskörper nur ein Teil des tatsächlichen Gletscher sein, erklärte Weidmann gemäss der Mitteilung. Bei der digitalen, dreidimensionalen Karte lassen sich hingegen Schichten entfernen oder hinzufügen.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar