Reisen | Knapp die Hälfte der Schweizer fährt drei- oder mehrmals pro Jahr für mindestens drei Tage weg
Trotz Greta lieben 9 von 10 Schweizern das Reisen
Trotz des Wirbels um die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg ist die Reiselust der Schweizer ungebrochen hoch: 88 Prozent der Bewohner verreisen mindestens einmal pro Jahr in die Ferien oder unternehmen mindestens eine dreitägige private Reise pro Jahr.
Knapp die Hälfte der Schweizer fährt gar drei- oder mehrmals pro Jahr für mindestens drei Tage weg, wie aus einer Umfrage des Reiseversicherers Allianz Partners Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Link bei gut 1'000 Personen hervorgeht. Dabei seien längere Reisen immer noch beliebter als Kurztrips, sagte der neue Chef von Allianz Partners Schweiz, Olaf Nink, am Mittwoch vor den Medien in Zürich.
Lediglich 11 Prozent der Befragten Unternehmen überhaupt keine längere Reise. Bei den Kurztrips ist fast ein Fünftel abstinent.
In erster Linie verbinde der Kunde das Thema Nachhaltigkeit mit den Transportmitteln. Je gut ein Viertel gebe an, mit dem Zug zu verreisen oder selten oder gar nicht mehr zu fliegen. Das seien Lippenbekenntnisse, sagte Nink. Die Passagierrekorde an den Flughäfen sprächen eine andere Sprache. Weniger reisen oder Ferien machen kommt nur für 6 Prozent der Befragten in Frage.
Klimawandel weniger wichtig als Übertourismus
Ähnliches stellt Touristikprofessor Christian Laesser von der Universität St. Gallen fest. In etwa zwei Drittel der Reisebüros sei der Klimawandel nur bei 5 Prozent der Buchungen ein Thema.
"Die Kunden sind noch nicht dort, wo man sie haben wollen würde, wenn sie wirklich kritisch mit diesem Thema umgehen würden", sagte Laesser. Aber immerhin glaubten 38 Prozent der Reisebüros, dass der Klimawandel in Zukunft an Bedeutung gewinne, sagte Laesser in Bezug auf eine separate Umfrage des Schweizer Reise-Verband (SRV) und der Universität St. Gallen bei 331 Reisebüros in der Schweiz. Ein Grossteil der Reisebüros gehe von einer Stagnation aus.
Häufiger brennt den Kunden der Übertourismus ("Overtourism") unter den Nägeln. Bei drei Vierteln der Reisebüros sei das in der einen oder anderen Form ein Thema. Etwa ein Drittel der Reisebüros reagiere hierbei erst, wenn der Kunde das Thema anspreche. Ein knappes weiteres Drittel der Reisebüros wird von sich aus tätig, etwa indem beispielsweise alternative Reiseziele angeboten werden. Die Deutschschweizer sind hier aktiver als die Welschen, wie Laesser feststellte.
Umsatz wächst - Marge schrumpft
Geschäftsmässig ging es mit den Reisebüros im Jahr 2018 beim Umsatz weiter aufwärts, nachdem sie im Vorjahr erstmals seit langem die Talfahrt beenden konnten und die Wende geschafft hatten. Konkret kletterte der durchschnittliche Umsatz pro Reisebüro 2018 um 3,4 Prozent auf 2,98 Millionen Franken. Die Erholung, die bereits 2017 eingesetzt hatte, hielt damit an. Auch der Umsatz pro Mitarbeiter sei im Durchschnitt von 0,91 Millionen auf 0,96 Millionen Franken gestiegen, teilte der SRV mit.
Dennoch gibt es Wermutstropfen. Die durchschnittliche Nettorendite schrumpfte auf 1,0 Prozent. Dies sei das Minimum, sagte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Schuld sei die fortschreitende Erosion der Beraterhonorare, die mittlerweile seit drei Jahren sinken würden.
Die Beraterhonorare machten rund ein Drittel der Bruttomarge aus, sagte Kunz. Warum sie weiter erodiert seien, sei nicht ganz klar, sagte Kunz am Rande im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Vielleicht liege es daran, dass sie auf den Rechnungen nicht separat ausgewiesen und somit auch nicht als Beraterhonorare erfasst würden. Da müsse man eine Analyse machen.
Der Geschäftsgang im vergangenen Jahr könne als zufriedenstellend bezeichnet werden, hiess es weiter. "Dagegen trüben sich die kurzfristigen Aussichten etwas ein: Es wird von gleichermassen eher kleiner werdenden Dossiers wie auch Umsätzen und Margen ausgegangen." Denn der Geschäftsgang sei in diesem Jahr eher schleppend.
Und es sei noch unklar, wie sich der Herbst entwickeln werde. Stimmen in der Branche sprächen von einem starkem Herbstgeschäft, sagte Kunz. Vielleicht reiche das, um das bisherige Minus auszugleichen. Es dürfte aber schwierig werden, im Gesamtjahr 2019 die Grenze von 3 Millionen Franken Umsatz pro Reisebüro zu erreichen.
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