Umwelt | Umweltorganisation: Kisten befinden sich etwa 150 Meter von einer Gasleitung und einem Trinkwassersensor entfernt

Tonnen von möglicherweise gefährlicher Munition liegen im Genfersee

Sedimentologin zeigte sich überrascht darüber, wie unseriös aus ihrer Sicht die Behörden mit dem Fall umgehen. (Symbolbild)
1/1

Sedimentologin zeigte sich überrascht darüber, wie unseriös aus ihrer Sicht die Behörden mit dem Fall umgehen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Quelle: SDA 22.11.19 0
Artikel teilen

Hunderte von Tonnen scharfer Munition lagern bei Genf auf dem Seegrund. Das Kriegsmaterial wurde in den 1950er und 1960er Jahren von der Firma Hispano-Suiza (Schweiz) versenkt. Experten sind besorgt über ein mögliches Unfall- und Umweltrisiko.

Besorgniserregend seien die vielen Unsicherheiten in diesem Fall, sagte Stéphanie Girardclos, Sedimentologin an der Universität Genf und Genfersee-Expertin am Freitag vor den Medien. Es sei unklar, welche Art Munition in welcher Menge und an welcher Stelle in den See geworfen worden sei.

Die Umweltorganisation Odysseus 3.1 wollte mehr wissen. Taucher untersuchten den Seegrund. Bei zweiten Tauchgang fanden sie vier durchbrochene Munitionskisten, die auf einer Seetiefe von 45 bis 55 Meter liegen.

"Diese Kisten befinden sich etwa 150 Meter von einer Gasleitung und einem Trinkwassersensor entfernt", sagte Lionel Rard, Präsident von Odysseus 3.1. Die Munition enthält viele giftige Elemente, wie zum Beispiel Schwermetalle. Im Falle von Korrosion könnten sich diese ausbreiten und Umweltschäden verursachen.

Sorge um Trinkwasser

Die Sorge ist umso grösser, als dass der Genfersee das eigentliche Wasserreservoir der Genferinnen und Genfer ist. "Es ist die wichtigste Trinkwasserressource des Kantons", sagte Frau Girardclos. Im Falle einer Kontamination bliebe nur die Lösung, Wasserflaschen an die Bevölkerung zu verteilen.

Die Sedimentologin zeigte sich überrascht darüber, wie unseriös aus ihrer Sicht die Behörden mit dem Fall umgehen. "Seit Jahrzehnten reichen alle die heisse Kartoffel weiter. Nichts zu tun ist jedoch verantwortungslos. Je länger wir warten, desto gefährlicher wird die Lage", warnte die Wissenschaftlerin.

Die SP-Grossrätin Salima Moyard ist jemand, die sich des Themas angenommen hat. Sie forderte die Genfer Regierung bereits 2017 auf, sich um den Fall zu kümmern, nachdem die Zeitung "Tribune de Genève" darüber berichtet hatte. Jetzt richtete sie erneut eine dringliche Interpellation an die Exekutive, in der Hoffnung, etwas zu bewirken.

"Unterschätzte Gefahr"

In einer ersten Reaktion hatte der Staatsrat geantwortet, dass diese Munitionskisten mit Sedimentschichten bedeckt seien. Diese Ablagerungen würden eine Art natürliche Schutzglocke bilden. Das Bergen der Munition hingegen könnte das Ökosystem schädigen. Moyard wies die Regierung darauf hin, dass einige Kisten nicht vergraben seien.

Die Wissenschaftlerin Girardclos sagt: "Die Sedimentationsrate ist sehr niedrig im Petit Lac. Die Strömungen sind stark und es gibt keine grossen Ablagerungen. Das Wasser wird auch in einer Tiefe von etwa fünfzig Metern mit Sauerstoff angereichert, so dass die Korrosionsrate hoch ist."

Übliche Schweizer Praxis

Die Schweizer Armee versenkte 1940er bis 1960er Jahren einen Teil ihrer überschüssigen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg im Thunersee, im Brienzersee und im Vierwaldstättersee. 2012 entschied sie, auf eine Bergung und Entsorgung dieser Munition zu verzichten, da diese keine Gefahr für Mensch und Umwelt darstelle, die Bergung dagegen gefährlich und aufwändig wäre.

Aber dieses Material befindet sich - anders als in Genf - in Tiefen von 200 Metern oder mehr. Es wurden Analysen durchgeführt, die eine sehr geringe Korrosionsrate zeigten.

In Genf anders

In Genf unterscheidet sich die Situation auch, weil nicht die Armee, sondern ein Privatunternehmen die Munition versenkte. Es war für die Firma günstiger, das Material zu entsorgen, indem sie es in den See warf. Dies sei eigentlich ein Umweltdelikt, stellte Girardclos fest.

Diese Praxis wurde vom Kanton Genf jedoch erst 1962 verboten. Der Bund tat es ihm zehn Jahre später gleich. Das Unternehmen Hispano-Suiza (Schweiz) wurde 1970 aufgelöst.

22. November 2019, 22:00
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. «Wir hätten lieber längerfristige Konzepte, um die Attraktivität des Berufs zu steigern»
  2. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  3. Oberwalliser Schäfer triumphieren
  4. Märkli-Bschiss im Volg
  5. Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  6. Ernennungen für Lötschental, Törbel und Embd
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Tena MatijevicMartín StephanEnio Karlen
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    Tonnen von möglicherweise gefährlicher Munition liegen im Genfersee | 1815.ch
    • Trauer
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Trauer
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Schweiz
    • News-Schweiz
    • Tonnen von möglicherweise gefährlicher Munition liegen im Genfersee

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich