Coronavirus | Schutzmasken-Pflicht bei Kontakt. Und: Bund solle «Mängel in der Krisenvorsorge sofort beheben»
SVP verlangt baldige Kursänderung des Bundes bei Coronamassnahmen
Isolierung von Risikopersonen, Tragpflicht von Schutzmasken, strenge Einreisekontrollen: Die SVP fordert den Bund auf, seine Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus ab Mitte April zu ändern. Ansonsten wären die wirtschaftlichen Schäden nur schwer reparierbar.
Die vom Bundesrat via Notrecht bis zum 19. April 2020 getroffenen Massnahmen schützten die gefährdeten Bevölkerungsgruppen, attestiert die SVP in einem Strategiepapier, das die Fraktion einstimmig verabschiedet hat. Danach brauche es aber einen neuen wirtschafts- und gesundheitspolitischen Weg. Sonst drohten Massenarbeitslosigkeit und Firmenzusammenbrüche.
"Wir müssen möglichst rasch aus dem Notrecht hinaus", sagte alt Bundesrat Christoph Blocher am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Weder eine weitergehende Isolation - "Hunger und Armut würden folgen" - noch die sofortige Aufhebung aller Massnahmen - "zu früh" - seien zielführend. Es brauche einen Mittelweg.
Restriktive Einreisekontrollen
Die SVP schlägt vor, dass sich besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen bis zur Eindämmung des Virus so weit wie möglich isolieren sollten. Der verstärkte Grenzschutz sei aufrechtzuerhalten. Einwanderer und Einreisende aus Risikogebieten seien ebenso abzuweisen wie Personen, die nicht zweifelsfrei nachweisen könnten, dass sie frei vom Coronavirus seien. Ankommende Schweizer müssten für eine gewisse Zeit in die Quarantäne.
Daneben fordert die SVP die Einführung einer allgemeinen Tragepflicht von Schutzmasken, wo ein Kontakt zwischen Menschen stattfindet. Die nicht gefährdete Bevölkerung soll so wieder arbeiten dürfen.
Ab sofort müsse der Bund die "Mängel in der Krisenvorsorge" sofort beheben, schreibt die Fraktion weiter. Dies gelte vor allem für die Beschaffung von Schutzmasken und -kleidung, von Tests sowie von Beatmungsgeräten. Dieser Forderung sei höchste Priorität einzuräumen.
"Hygienemasken sind eine Riesenhilfe"
"Die Verhaltensregeln des Bundes sind richtig, kamen aber zu zögerlich", urteilte die Thurgauer SVP-Nationalrätin Verena Herzog. Zudem sei es unverständlich, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Wirksamkeit von Hygienemasken immer wieder infrage stelle. Das sei eine reine Notlüge, weil die Pflichtlager nicht gefüllt seien.
"Hygienemasken halten Viren zurück und sind logischerweise eine Riesenhilfe, wenn auch kein hundertprozentiger Schutz vorhanden ist", sagte Herzog. Es brauche eine verständliche Aufklärungskampagne, wie die Schutzmasken anzuwenden seien.
Zudem plädierte Herzog für möglichst viele Tests, "damit der Gegner sichtbar wird". Diese Massnahmen ergänzten die bereits geltenden Regeln und ermöglichten, dass bald wieder gearbeitet werde.
Neue Rezepte gefragt
Die Forderungen stellte eine Arbeitsgruppe mit Parteigrössen der SVP über das Wochenende zusammen, wie Fraktionschef Thomas Aeschi (ZG) sagte. Das Ziel sei ein möglichst baldiges Ende des Notstands, weil dieser der Wirtschaft zu stark schade.
Der Shutdown verursache jeden Monat Schäden in Milliardenhöhe, sagte der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter. Die vom Bundesrat gesprochenen 42 Milliarden Franken bezeichnete er als "Schmerzmittel für zweieinhalb Monate". Danach verpuffe die Wirkung des Notprogramms.
Es brauche 25 Jahre, um die entstandenen Schulden wieder abzubauen, ergänzte die Bündner Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher. Deshalb brauche es schnell neue Rezepte. Das Beispiel China zeige, dass mit entsprechenden Vorsichtsmassnahmen die Wirtschaft langsam wieder hochgefahren werden sollte.
Diskussionsgrundlage geschaffen
Aufzuheben sei beispielsweise das Arbeitsverbot, wo kein Homeoffice möglich ist. Läden, Restaurants und Schulen seien unter Einhaltung der wirksamen Schutzmassnahmen zu öffnen. Das Versammlungsverbot sei zu lockern.
Es sei nicht die Aufgabe der SVP, die Ablösung des Notrechts im Detail zu erarbeiten, sagte Martullo-Blocher. Das Strategiepapier solle dem Bund helfen, den Ausstieg auf dem Notrecht vorzubereiten. Der Bundesrat müsse eine schrittweises Auffahren pro Branche planen.
Die SVP schlägt den anderen bürgerlichen Parteien und den Verbänden vor, diese wirtschafts- und gesundheitspolitische Strategie für die Zeit nach dem 19. April 2020 gemeinsam zu diskutieren und zu beschliessen.
GLP fordert Regeln für Kredite
Die Grünliberalen haben sich am Dienstag ebenfalls zu den bundesrätlichen Notmassnahmen geäussert. Ihrer Ansicht nach braucht es "klare Kriterien, unter welchen die Kredite zu einem späteren Zeitpunkt ganz oder teilweise erlassen werden können". Es brauche eine Art "Krediterlassfilter".
Es gehe dabei nicht um eine staatliche Vollkaskoversicherung, schreibt die GLP in einer Mitteilung. Es gehe darum zu verhindern, dass insbesondere Selbstständige und KMU auf nicht abtragbaren Schuldenbergen sitzen blieben. "Sonst kommt es zeitlich verzögert zu einer Konkurswelle, was dem Ziel der Kreditvergabe diametral zuwiderlaufen würde."
NACHRICHTENÜBERBLICK NATIONAL
Drei Verletzte bei Unfall bei Rückführung von Schweizern aus Peru
Bei einem Busunfall während der Rückführung von Schweizer Reisenden aus Peru sind drei Personen verletzt worden. Die Reisenden waren in einem Buskonvoi von Cusco nach Lima gebracht worden.
Über den Unfall berichtete die Online-Plattform blick.ch am Dienstag aufgrund von Berichten von Augenzeugen. Das Aussendepartement EDA bestätigte den Unfall auf seiner Webseite. Die Schweizer Botschaft, die den Konvoi organisiert habe, stelle die medizinische Versorgung der Verletzten in einem lokalen Spital sicher.
Bei den drei Verletzten handelt es sich gemäss EDA nicht um Schweizerinnen oder Schweizer, sondern um einen lokalen Chauffeur und um zwei ausländische Touristen. Die beiden Touristen hätten die Reise fortsetzen können.
Gemäss früheren Angaben des EDA waren insgesamt vier Busse von Cusco im Andenhochland nach Lima unterwegs, mit rund 130 Reisenden an Bord. Weil in Peru wegen des grassierenden Coronavirus die Reisemöglichkeiten stark eingeschränkt sind, wie das EDA schreibt, werden die Reisenden auf dem Landweg transportiert.
Der verunglückte Bus sei gegen eine Felswand gefahren, schrieb blick.ch anhand von Berichten einer mitreisenden Augenzeugin. Die Reisenden seien in die übrigen Busse des Konvois umgestiegen, und diese seien nach rund eineinhalbstündiger Wartezeit weitergefahren.
Nicht nur aus Cusco, sondern auch aus Arequipa und Tumbes waren Reisende mit Bussen nach Lima zum Flughafen gebracht worden. Noch am Dienstag sollte in Perus Hauptstadt der Flug mit den insgesamt rund 270 Reisenden aus der Schweiz und anderen europäischen Ländern an Bord starten. Die Maschine wurde am Mittwoch in Zürich erwartet.
Über 600 Personen zurück
Am Dienstag kamen über 600 Personen mit zwei vom EDA organisierten Flügen zurück in die Schweiz. Eines der Flugzeuge kam mit 299 Passagieren aus Buenos Aires. Das zweite brachte 332 Personen von den Philippinen in die Schweiz. Transportiert wurden Schweizerinnen und Schweizer sowie Reisende aus anderen europäischen Ländern.
Das EDA plant nach eigenen Angaben weitere solche Sonderflüge. Es geht davon aus, dass noch Tausende Reisende aus der Schweiz wegen geschlossener Grenzen und ausgefallener Flugverbindungen irgendwo im Ausland festsitzen. Johannes Matyassy, Direktor der Konsularischen Direktion im EDA, sprach vergangene Woche von der grössten Rückholaktion aller Zeiten.
30'500 Personen wurde Einreise verweigert
Die Eidg. Zollverwaltung (EZV) hat seit dem 13. März rund 30'500 Personen die Einreise in die Schweiz verweigert. Seit Anfang letzter Woche seien wegen "Überqueren geschlossener Grenzen" 414 Bussen ausgesprochen worden, sagte EZV-Direktor Christian Bock am Dienstag am Grenzübergang Boncourt JU.
Einige Personen hätten immer noch nicht begriffen, dass sie jetzt besser zu Hause bleiben sollten. Andere meinten, dass die Einschränkungen für sie nicht gälten und versuchten, über die grüne Grenze in die Schweiz zu gelangen. In diesen Situationen sei die EZV nun auf die Unterstützung der Armee angewiesen.
Für Personen, die unter anderem im Gesundheitswesen tätig seien, hätten sie eine sogenannte "Green Lane" eingerichtet. Diese Menschen würden schneller abgefertigt und könnten so "bevorzugt" in die Schweiz einreisen. Auch in Notsituationen könne die Schweizer Grenze immer noch passiert werden: In 3600 Fällen habe die EZV deswegen eine Einreise bewilligt.
Insgesamt sei der Personenverkehr seit Inkrafttreten des Notrechts am 13. März um 70 Prozent zurück gegangen, sagte Bock weiter. Aber auch auf den Warenverkehr habe die Krise Auswirkungen: So habe es 11 Prozent weniger Importe, 20 Prozent weniger Exporte und 13 Prozent weniger Transitbewegungen gegeben.
Zahl der bestätigten Fälle steigt auf über 16'000
Die Zahl der in der Schweiz nachgewiesenen Covid-19-Infektionen ist innerhalb eines Tages um 701 Fälle auf 16'176 gestiegen. Das teilte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mit. Insgesamt wurden bisher rund 123'150 Tests auf das Virus durchgeführt.
Der Anteil der positiv Getesteten belief sich nach Angaben des BAG auf 13 Prozent. Am Montag hatte das BAG noch 1201 neue bestätigte Fälle im Vergleich zum Vortag gemeldet.
Auf die Anzahl der Einwohner gerechnet haben die Kantone Tessin und Waadt die meisten Fälle. Das BAG berichtete über 373 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung in der Schweiz. Gemäss der Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die auf Meldungen der Kantone beruht, kamen bisher 427 Menschen durch das Coronavirus ums Leben - auch hier die meisten im Tessin (120) und in der Waadt (77).
Tessin: 15 weitere Tote durch Covid-19
Im Kanton Tessin sind in den letzten 24 Stunden weitere 15 Personen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. 129 weitere Personen sind innerhalb eines Tages positiv auf das Virus getestet worden.
Insgesamt wurden bis Dienstagmorgen im Kanton Tessin 2091 Personen positiv auf das Virus getestet. Bisher 120 Menschen verloren ihr Leben.
Zürcher Unispital testet neue stationäre Patienten auf Covid-19
Das Universitätsspital Zürich testet ab Mittwoch alle neuen stationären Patientinnen und Patienten auf Covid-19, selbst wenn diese keine Symptome zeigen und etwa wegen eines Unfalls eingeliefert werden.
Ziel ist es, die Sicherheit für Mitarbeitende und andere Patienten zu erhöhen. Diese Tests würden aber die Gefahr bergen, sich in falscher Sicherheit zu wiegen, weil der Test am einen Tag negativ und am nächsten Tag positiv ausfallen könne, sagte Infektiologe Hugo Sax am Dienstag vor den Medien im Zürcher Universitätsspital.
Es sei deshalb möglich, dass der Corona-Test im Laufe eines längeren Aufenthalts wiederholt werde. Pro Tag hat das Unispital eine Kapazität von bis zu 500 Tests. Bis das Testergebnis vorliegt, werden alle neuen stationären Patienten isoliert.
Epidemiologe plädiert für viel mehr Covid-19-Tests in der Schweiz
Damit die Schweiz in der Corona-Krise den Weg zurück zur Normalität finden kann, plädiert der Epidemiologe Marcel Salathé für Covid-19-Tests schon bei leichten Symptomen. So könnte jeder einzelne neue Fall schnell identifiziert und schnell isoliert werden.
Salathé schlägt gemeinsam mit anderen Wissenschaftern vor, dass die Schweiz die Methode "Test-Isolate-Quarantine" anwenden soll. "Bei dieser Methode müssen zuerst einmal deutlich mehr Personen auf das Virus getestet werden", erklärt der Epidemiologe von der ETH Lausanne in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "NZZ". Jeder, der auch nur leichte Symptome habe, müsse einen Test machen können, bevor er wieder arbeiten gehe.
"Erkrankte schnell zu isolieren, reicht aber nicht. Denn ein Betroffener ist ja bereits ansteckend, bevor er erste Symptome spürt." Darum sei es wichtig, sämtliche Personen zu finden, mit denen ein Patient Kontakt hatte. Die Kontaktpersonen sollten sich auch so schnell wie möglich in Quarantäne begeben können
"Kein einziger Fall darf vernachlässigt werden"
"Man muss sich das so vorstellen: Als Covid-19-Patient ist man ein Funke, der leicht zu einem Waldbrand führen kann. Darum darf kein einziger Fall vernachlässigt werden", betont Salathé. Doch bis vor wenigen Wochen habe die Schweiz die dafür nötige Test-Kapazität noch nicht gehabt. Mittlerweile habe das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Kapazitäten ausgebaut, und es könnten rund 7000 Tests pro Tag gemacht werden.
Allerdings reiche das noch nicht, sagte Salathé. "Jeder, der Husten oder andere Symptome hat, soll sich schnell und unkompliziert testen lassen können." Insbesondere Leute, die im Gesundheitswesen arbeiten oder sonst mit vielen Leuten in Kontakt kommen, sollten sich immer wieder testen lassen können.
Ob Geschäfte und Restaurants Ende April wieder öffnen können hänge davon ab, wie sich die Fallzahlen in den kommenden drei Wochen entwickeln, so der Epidemiologe. "Bis jetzt sehen wir, dass sich die Kurve leicht abflacht. Doch der Rückgang ist noch nicht so stark, wie er sein sollte."
Die Methode "Test-Isolate-Quarantine" funktioniere aus wissenschaftlicher Sicht dann, wenn es nur wenige neue Fälle pro Tag gibt. Sobald die Zahl zu hoch sei, werde es schwierig, das exponentielle Wachstum zu bremsen.
"Masken können Übertragung bremsen"
Salathé ist ausserdem dafür, dass in der Schweiz mehr Masken getragen werden sollen. Dies obwohl das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mehrfach davon abgeraten hat, eine Maske zu tragen, wenn man nicht krank ist.
"Man hat gemerkt, dass es zu Beginn zu wenige Masken für das Gesundheitspersonal gab und diese somit sparsam eingesetzt werden mussten. Aber dass Masken die Übertragung des Virus bremsen können, ist aus wissenschaftlicher Sicht eigentlich klar", sagte Salathé. Er gehe deshalb davon aus, dass Masken künftig auch in der Schweiz stärker zum Alltag gehören würden.
"Die Maske führt dazu, dass ich weniger Leute anstecke. Aber sie senkt auch das Risiko, dass ich mich selbst anstecke. Klar darf man nicht die Illusion haben, eine OP-Maske biete den perfekten Schutz. Aber allein die Tatsache, dass ich mir weniger an Mund und Nase fasse, wenn ich eine Maske trage, verringert das Ansteckungsrisiko."
Das sei sicher auch einer der Gründe, warum sich das Virus in Japan und anderen asiatischen Ländern weniger schnell verbreitet als in Europa, wo Masken kulturell bisher weniger akzeptiert waren, ist Salathé überzeugt.
Grippenet.ch beteiligt sich an Überwachung von Covid-19
Die partizipative Online-Plattform Grippenet.ch nimmt an der Überwachung der Coronavirus-Epidemie teil. Auf der Basis der deklarierten Symptome sollen Verdachtsfälle identifiziert und das Ausmass sowie die Ausbreitung der Krankheit besser verstanden werden, wie die Universität Genf am Dienstag mitteilte.
Grippenet.ch verfolgt jedes Jahr dank der freiwilligen Beteiligung der Bevölkerung die Entwicklung der saisonalen Grippe in der Schweiz. Neu wurden Fragen zum Coronavirus in den wöchentlichen Fragebogen integriert. Gestartet wurde in der Woche vom 9. März.
Angesichts des aktuellen Rückgangs der saisonalen Grippe in den letzten Wochen könnte die Überwachung durch die partizipative Plattform einen wirksamen Beitrag zur Überwachung der Coronavirus-Epidemie in der Schweiz leisten, schreibt die Universität Genf.
Interessierte können sich anonym registrieren und wöchentlich angeben, ob sie Grippesymptome haben. Auch Kinder und Eltern können mit deren Zustimmung angemeldet werden. Dies soll zu einer repräsentativen Stichprobe der Bevölkerung beitragen.
Die Daten werden unter Berücksichtigung von häufigen, durch das Coronavirus verursachten Symptomen wie Fieber, Husten und Atembeschwerden sowie Hochrisikoexpositionen analysiert. Die Wahrnehmung von Risiken im Zusammenhang mit der Krankheit und Verhaltensänderungen wie das Einhalten von Hygiene-Massnahmen oder das Distanz-Halten werden ebenfalls bewertet.
Das Projekt wird zusammen mit Forschenden der ETH Zürich betrieben und ist Teil einer europäischen Initiative für wissenschaftliche Bürgerbeteiligung zur Beobachtung Influenza-artiger Krankheiten, um deren Ausbreitung besser zu verstehen.
Bund verstärkt wissenschaftlichen Austausch in der Coronakrise
Der Bund will die Wissenschaft mehr in die Bewältigung der Corona-Pandemie einbinden. Er hat deshalb eine Taskforce eingerichtet, in der die ganze Hochschullandschaft mit Forscherinnen und Forschern vertreten ist.
Das wissenschaftliches Beratungsgremium im Kampf gegen das Coronavirus habe viel Potenzial, sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bereits am Montag. Am Dienstag wurden die Details dazu publik.
Geleitet wird die wissenschaftliche Taskforce vom Präsidenten des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), Matthias Egger. Sie soll den Gesamtbundesrat, Innenminister Alain Berset sowie die zuständigen Stellen des Bundes und der Kantone beratend unterstützen.
Die Covid-19-Pandemie stelle die Schweiz vor enorme Herausforderungen im Gesundheitswesen, heisst es in einer Mitteilung. Die Schweizer Wissenschaftsgemeinschaft könne helfen, "den Ausgang dieser Krise positiv zu beeinflussen, sei es durch Forschung, Bildung oder Wissenstransfer".
Die "Swiss National Covid-19 Taskforce" steht auch kantonalen Behörden für Anfragen und Beratungen zur Verfügung. Die vorgesehenen Arbeiten werden über das reguläre Budget der beteiligten Organisationen finanziert. Wo immer möglich sollen in erster Linie reguläre Förderinstrumente der Forschung und Innovation genutzt werden.
Beratungs- und Schutzangebot für Gewaltbetroffene überlastet
Bereits vor zwei Jahren ist in der Schweiz die Europaratskonvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Kraft getreten. Die Corona-Krise zeigt nach Ansicht von Terre des Femmes Schweiz die Dringlichkeit einer umfassenden Umsetzung dieser Verpflichtungen.
Nach wie vor fehlten in der Schweiz Angebot wie zum Beispiel eine 24-Stunden-Beratung oder die Unterstützung für marginalisierte Gewaltbetroffene, schreibt Terre des Femmes Schweiz in einer Mitteilung vom Dienstag. Aktuell spitzten sich diese Versäumnisse drastisch zu, da Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt zunähmen.
Laut Terre des Femmes sind die Beratungs- und Schutzangebote überlastet, nicht immer erreichbar und müssten aufgrund der Empfehlung, zuhause zu bleiben, neue Unterstützungswege aufbauen. Ein zusätzliches Problem seien die grossen Hürden und fehlenden spezialisierten Angebote etwa für alte Menschen, Migrantinnen und Migranten, Geflüchtete und Menschen mit Behinderungen oder Transmenschen.
Ein jederzeit zugängliches professionelles Beratungsangebot sei essenziell für Gewaltbetroffene und genau dieses fehle in der Schweiz, kritisiert Terre des Femmes. Konkret müsse die Beratung mündlich und schriftlich auf verschiedenen Kanälen in möglichst vielen Sprachen durch Psychologinnen, Sozialarbeiter und andere Spezialistinnen durchgeführt werden können.
Mit Verweise auf das deutsche Hilfetelefon kritisiert Terre des Femmes, dass sich Bund und Kantone bis heute weigern würden, ein solches dringend nötiges Angebot via Telefon, Chat, oder Online zu finanzieren.
Coop und Rotes Kreuz zusammen bieten Heimlieferservice an
Damit über 65-Jährige in Corona-Krisenzeiten nicht aus dem Haus müssen, bietet das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) zusammen mit Coop einen kostenlosen Heimlieferdienst an. Der Lieferservice läuft in Bern, Olten, Zürich und Lausanne an, weitere Regionen sollen folgen.
Laut einer gemeinsamen Mitteilung von Rotem Kreuz und Coop vom Dienstag können bei Coop City Warenhäusern und Coop Supermärkten Lebensmittel und Hygieneprodukte telefonisch oder via E-Mail bestellt werden. Freiwillige Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes würden die Bestellung am nächsten Werktag nach Hause liefern.
Der Mindestbetrag für eine Bestellung beträgt 20 Franken, die Lieferung selbst ist kostenlos. Die Bezahlung erfolgt per Rechnung.
Lehrabschlüsse ohne schulische Prüfungen
Während der Coronakrise sollen Lehrabschlüsse ohne entsprechende schulische Prüfung zulässig sein. Dort wo möglich, sollen praktische Prüfungen durchgeführt werden. Das schlagen verschiedene Berufsbildungsakteure vor.
Der entsprechende Lösungsvorschlag für das Qualifikationsverfahren in der beruflichen Grundbildung wurde am Dienstag bis am Freitagmittag in Konsultation geschickt. Danach soll das Spitzentreffen Berufsbildung, zu dem neben Vertretern des Bundes und der Kantone auch die Sozialpartner gehören, einen Antrag zuhanden des Bundesrats machen. Eine Einigung soll noch vor Ostern erfolgen.
Bisher herrscht ein Wildwuchs an vorgeschlagenen Massnahmen. Die Berner Bildungsdirektorin beispielsweise will Lehrabschlüsse und Maturazeugnisse auch ohne Prüfung ausstellen. Andere Kantone haben noch gar keine Pläne, die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) kommt zu keinem Ergebnis.
Note des ersten Semesters zählt
Der vorliegende Entwurf wurde von einer Arbeitsgruppe des breit abgestützten Steuergremiums Berufsbildung 2030 erarbeitet. Das übergeordnete Ziel: Berufslernende sollen trotz Coronakrise wie in den Vorjahren ihren Lehrabschluss mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis beziehungsweise einem eidgenössischen Berufsattest realisieren können.
Im schulischen Bereich - Berufskenntnisse und allgemeinbildender Unterricht - sollen in diesem Jahr keine Prüfungen stattfinden. Der Abschluss soll sich auf die bis zum Ende des ersten Semesters 2019/2020 erzielten Semesterzeugnisnoten stützen.
Eine Prüfung der praktischen Ausbildung soll, dort wo möglich, stattfinden. Pro Berufsfeld soll ein schweizweit einheitliches Verfahren definiert werden. Die Eingabe soll von einer kantonalen Kommission geprüft und vom Bund genehmigt werden. Wenn keine praktischen Prüfungen möglich sind, wird zumindest eine Beurteilung der berufspraktischen Kompetenzen durch den Lehrbetrieb eingeholt.
Mehr Klarheit bis Ende Woche
Ziel sei, dass alle Berufslernenden ihr Fähigkeitszeugnis oder ihr Berufsattest erhielten, wenn sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügten, heisst es in der Mitteilung der Verbundpartner. "Sollte dies aufgrund der besonderen Umstände bei Einzelnen nicht möglich sein, so sorgen die Kantone für Nachprüfungen."
Auch für Kandidierende der Berufsmaturität sei "eine der Situation angepasste Regelung" zu finden. Diese werde sowohl im Vorgehen als auch in der Umsetzung koordiniert mit der gymnasialen Maturität und der Fachmaturität. Die gemeinsam mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) erarbeitete Lösung werde kommuniziert, sobald die Arbeiten abgeschlossen seien. Schon Ende Woche sollen schweizweit gemeinsame Grundsätze vorliegen.
"Die Jungen müssen ihre Abschlüsse bekommen", hatte Hannes Germann (SVP/TG), Präsident der ständerätlichen Bildungskommission, am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gesagt. Wichtig sei eine einheitliche Lösung. "Es darf keinen Flickenteppich geben."
Föderales Flickwerk
Im Bildungswesen ist das besonders kompliziert. Dieses ist zwischen Bund, Kantone und Gemeinden aufgeteilt. Der Bund ist lediglich bei den ETH allein zuständig. In der Berufsbildung ist er gemeinsam mit den Kantonen und Sozialpartnern, bei der Maturitätsprüfung gemeinsam mit den Kantonen zuständig. Die meisten Kompetenzen liegen bei den Kantonen, und diese haben sich bisher nicht auf ein koordiniertes Vorgehen geeinigt.
Auf eine nationale Lösung gedrängt hatte unter anderem die Berner Bildungsdirektorin Christine Häsler. Weil wohl keine Prüfungen durchgeführt werden können, schlägt sie vor, auf das bisher Geleistete der Lehrlinge und Gymnasiasten abzustellen.
Notfalls müsse man auf allen Stufen die Abschlüsse ganz pragmatisch auch ohne Prüfung ausstellen - aufgrund der bisherigen Leistungen, sagte Häsler im Interview mit der Zeitung "Der Bund" vom Montag. "Es darf nicht sein, dass den jungen Menschen ein unverschuldeter Nachteil entsteht."
Selbständige verlangen Änderung bei Erwerbsausfallentschädigung
Nach dem Willen des Schweizerischen Verbandes freier Berufe (SVFB) sollen alle Selbständigerwerbenden der Covid-Erwerbsausfallentschädigung unterstellt werden. Die Maximalsätze dieser Entschädigung sollten zudem verdoppelt werden.
Für Selbständigerwerbende habe sich die Lage weiter verschärft. Viele hätten existenzielle Probleme, teilte der Dachverband von 16 Standesverbänden mit rund 90'000 Mitgliedern am Dienstag mit. Trotz Ausweitung der ursprünglichen Verordnung der Erwerbsersatzentschädigung falle immer noch ein grosser Teil der Selbständigerwerbenden zwischen die Maschen.
Der Verband stellt daher die dringliche Forderung, alle Selbständigerwerbenden der Covid-Erwerbsausfallentschädigung zu unterstellen. Ausgerechnet die Gesundheitseinrichtungen wie Arztpraxen sowie Praxen und Einrichtungen von Gesundheitspersonen seien bisher ausdrücklich ausgeschlossen.
Freiberuflichen Physiotherapeuten, Ärztinnen, Zahnärzten, Osteopathen, Psychologinnen, Psychotherapeuten, Chiropraktoren und Logopädinnen verbiete die aktuelle Verordnung gleichzeitig den grössten Teil ihrer Berufstätigkeit ausdrücklich. Die Umsätze dieser Berufsgruppen sind laut SVFB um bis zu 95 Prozent eingebrochen.
Die Maximalentschädigung der Covid-Erwerbsausfallentschädigung von 196 Franken pro Tag deckt laut dem Verband die Fixkosten der meisten Selbständigerwerbenden bei weitem nicht. Der Maximalbetrag sollte daher für Fälle mit höheren Fixkosten verdoppelt werden.
Der Verband erklärt zudem, dass viele Selbständigerwerbende problemlos die Gesundheitsbestimmungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) durch Homeoffice, Videokonferenzen oder ähnliches einhalten können. Jetzt drohten aber Umsätze wegzubrechen, weil Baubewilligungen-, Ausschreibungs- und Gerichtsbehörden nicht mehr tagten, weil Bund oder Kanton dies verbieten würden.
Pandemie beschert Onlinehändlern so viel Arbeit wie an Weihnachten
Der Onlinehandel läuft wegen der Coronavirus-Krise auf Hochtouren: Die Shops kommen den Bestellungen derzeit kaum hinterher. Der aktuelle Boom könnte der Verlagerung des Handels ins Internet auch längerfristig Schub verleihen.
Um das Coronavirus in Schach zu halten, hat der Bundesrat die "ausserordentliche Lage" ausgerufen: Läden, die nicht dem Grundbedarf dienen, müssen geschlossen bleiben. Die Menschen sind aufgerufen, wenn möglich zu Hause zu bleiben.
Viele bestellen daher online: "Wir bekommen momentan so viele Bestellungen wie sonst kurz vor Weihnachten", sagt etwa Digitec-Galaxus-Sprecher Alex Hämmerli. Und sein Pendant bei der Brack-Gruppe Competec, Daniel Rei, ergänzt: "Nur, dass der Weihnachtstag nicht kommt: Also kontinuierlich viele Bestellungen."
Brack-Chef Roland Brack ging in einem kürzlich auf Instagram veröffentlichten Videointerview mit FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt sogar so weit zu sagen: "Ich wünsche mir weniger Bestellungen."
Doch nicht alle profitieren vom Boom: Der Modehändler Zalando etwa - Branchenplatzhirsch in der Schweiz - hat seine Prognosen für dieses Jahr gekappt. Alleine das erste Quartal werde deutlich schlechter ausfallen als von Analysten zuletzt erwartet: Die europäischen Kunden hätten sich mit Käufen zurückgehalten und ihren Konsum eingeschränkt.
Kunden müssen sich gedulden
Dafür schiessen auch bei Händlern, für die ihr Ladennetz ein starkes Standbein ist, nun die Onlineaufträge hoch. Buchhändler Orell Füssli Thalia etwa berichtet dort von einem Plus von 50 Prozent.
Die Bestellflut hat auch Auswirkungen auf die Lieferzeiten: Bei Digitec-Galaxus dauert es etwa zwei Tage länger als üblich, bis die Bestellungen bei den Kunden ankommen. Bei Orell Füssli Thalia kann es zu Lieferverzögerungen von etwa drei bis vier Werktagen kommen. Und bei Ikea müssen Kunden bei der normalen Möbellieferung inzwischen mit 25 Tagen rechnen.
Auch die Lebensmittel-Shops werden derzeit von Bestellungen überhäuft: Die Bestellungen bei Coop@home hätten sich verdoppelt, sagt Coop-Sprecherin Marilena Baiatu. In den meisten Regionen seien die Liefertermine für mehrere Tage vollständig ausgebucht. Auch bei LeShop von der Migros gibt es Wartezeiten, und die auf regionale Lebensmittel spezialisierte Firma Farmy ist laut Angaben auf der Internetseite schon den ganzen April ausgebucht.
Das alles fordert auch die Schweizerische Post: Um etwas Abhilfe zu schaffen, hat sie bereits beim Bundesrat eine Sonderbewilligung beantragt - und erhalten, auch am Sonntag Lebensmittel zustellen zu dürfen. Zudem dünnt sie ihren Service aus, indem sie ihre Filialen teilweise schliesst und sich mehr Zeit bei der Beförderung lässt.
Flexibles Neueinteilen von Personal
Die Onlinehändler und ihre Logistikpartner sind also gefordert, ihre Kapazitäten schnell stark hochzufahren. Bei der Migros-Onlinehandelstochter Digitec-Galaxus etwa wurde die Logistik insgesamt mit über 200 neuen Arbeitskräften verstärkt. "Einen Teil davon leihen wir von Firmen aus, die wegen der Pandemie weniger oder gar keine Aufträge mehr haben", sagt Hämmerli.
Auch Brack hat über 50 Mitarbeitende in der Logistik rekrutiert und will weitere Personen einstellen. Da man nicht so viele Personen auf einmal einarbeiten könne, seien es etwa jeden Tag zehn neue, sagte Brack. Zudem habe man Nacht- und Sonntagsarbeit beantragt. Zur Entlastung habe man auch bestimmte Produkte wie WC-Papier aus dem Sortiment genommen. Zudem wurden Mitarbeitende aus anderen Abteilungen aufgeboten.
Gleich alleine durch interne Umstellungen konnten sich die Coop-Töchter Microspot und Coop@home organisieren. Beispielsweise helfen Angestellte, die sonst in den nun geschlossenen Läden der Microspot-Schwester Interdiscount tätig sind, nun im Onlinehandel aus.
Laut Thomas Lang von der Unternehmensberatung Carpathia Consulting haben die grösseren Shops nun insgesamt einen gewissen Vorteil: Sie seien auf solche Peaks besser vorbereitet, da sie an Black Friday oder Weihnachten einen ähnlichen Ansturm erlebten. "Nur wird dieser in der aktuellen Situation wohl noch länger andauern, und man hat sich nicht länger auf diese Kapazitäten vorbereiten können."
Zusätzlicher Schub möglich
Ob der zusätzliche Boom im Onlinehandel auch über die Coronavirus-Krise hinaus anhält, ist noch offen. Es könne keine Voraussage gemacht werden, sagt Microspot-Sprecherin Sachs. "Ob nach der Wiedereröffnung des stationären Handels mehr Konsumentinnen und Konsumenten auf den Geschmack gekommen sind, bleibt abzuwarten", sagt auch Brack-Sprecher Rei. Brack rechne aber damit, dass sich die Situation wieder normalisiere.
Andere gehen zumindest von einer gewissen Nachwirkung aus: Galaxus etwa rechnet mit einem Nachhall-Effekt: "Vor allem viele ältere Schweizerinnen und Schweizer entdecken in diesen Tagen die Vorteile des Einkaufs im Internet", sagt Hämmerli.
Und auch Coop@Home erwartet, dass das seit Jahren gruppeninterne stärkste Wachstum des Lebensmittelshops durch die momentane Entwicklung zusätzlich verstärkt wird. Überhaupt hat der Onlinehandel von Lebensmitteln noch viel Potenzial: Laut kürzlich veröffentlichten Zahlen des Verbands des Schweizerischen Versandhandels (VSV) macht E-Commerce hier erst 2,8 Prozent des Gesamtvolumens aus.
Klar ist: Bereits seit längerem verlagert sich das Geschäft fortlaufend von den Läden in den Onlinehandel. "Die aktuelle Lage wird dieser Verlagerung mit Sicherheit einen zusätzlichen Boost geben", sagt E-Commerce-Experte Lang. Schub komme "vor allem von Käufern, die generell das erste Mal oder in zusätzlichen Sortimenten das erste Mal einkaufen und sich von der Einfachheit und Bequemlichkeit überzeugen konnten."
Für den Schweizer Handel sind dies aber keine schlechten Nachrichten. Dieser muss laut Lang nicht damit rechnen, nun Marktanteile an grosse internationale Player wie Amazon zu verlieren. "Mit Ausnahme von Fashion ist der Onlinehandel in der Schweiz stark in Schweizer Hand", sagt Lang. Zudem hätten die neuesten Zahlen des Branchenverbands VSV ergeben, dass die Schweizer Onlinehändler zuletzt erstmals wieder Marktanteile zurückgewonnen hätten.
TCS registriert fast vier Mal mehr Hilfsgesuche wegen Corona-Krise
Beim Touring Club Schweiz (TCS) laufen derzeit die Telefone heiss. Seit Januar sind bei der ETI-Zentrale rund 20'000 Anrufe im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingegangen. Das entspricht einer Zunahme um über 350 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Ausbruch des Coronavirus hat beim TCS zu dieser Ausnahmesituation geführt und die Hilfegesuche auf ein Rekordniveau hochschnellen lassen, wie der TCS in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt.
In den meisten Fällen habe Soforthilfe durch fachkundige Beratung und Informationen geboten werden können. Am häufigsten unterstützten die TCS-Spezialisten und -Ärzte zur Zeit bei Fragen wegen zur Neige gehenden Medikamentenvorräten beziehungsweise über Alternativen wegen der verlängerten Aufenthalte im Ausland und unsicheren Daten für die Rückkehr in die Schweiz.
Bei 43 Personen seien eine Hospitalisierung oder vertiefte medizinische Abklärungen im Ausland notwendig gewesen. Für "viele Mitglieder und ihre Angehörigen" organisierte der TCS nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem EDA die Rückreise in die Schweiz.
Aufgrund einer schweren Covid-19-Erkrankung sei auch eine Repatriierung eines TCS-Mitglieds aus Ägypten notwendig gewesen. Diese sei von der Rega im Auftrag des TCS durchgeführt worden. Rund 5400 Fälle verfolgten die Spezialisten der ETI-Plattform derzeit weiter, schreibt der TCS.
Mehr Personal im Einsatz
Der TCS hat auf die vielen Anfragen mit einer Aufstockung des Personals in der ETI-Zentrale reagiert. Bis zu 13 zusätzliche Personen wurden für die Fallbearbeitung aufgeboten. Der Schichtbetrieb an Wochenenden wurde bis auf weiteres hochgefahren.
Trotzdem könne es bei der Fallbearbeitung zu längeren Wartezeiten kommen. Meldungen sollten daher am besten schriftlich eingereicht und App und Homepage regelmässig konsultiert werden, um die neuesten Informationen zu erhalten, rät der TCS.
Die ETI-Reiseschutzversicherung deckt unter anderem Personen-Rückführungen im Krankheitsfall in die Schweiz, Pannenhilfe im Ausland und die Übernahme von Heilungskosten im Ausland. Aktuell zählt der TCS rund 700'000 ETI-Kundinnen und Kunden.
Eidgenossenschaft will mehr Mittel am Geld- und Kapitalmarkt holen
Die Massnahmen des Bundesrates zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus erhöhen den kurzfristigen Finanzierungsbedarf des Bundes. Die zusätzlichen Ausgaben sollen einerseits über die bestehende hohe Liquidität finanziert, andererseits sollen mehr Mittel aufgenommen werden.
Die Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) wird daher das ausstehende Volumen an kurzfristigen Geldmarktpapieren im laufenden Jahr erhöhen, wie sie am Dienstag mitteilt. Es soll im laufenden Jahr auf 12 von rund 6 Milliarden Franken steigen.
Der Emissionskalender Eidgenössischer Anleihen bleibe mit einem geplanten Emissionsvolumen von 2,5 Milliarden unverändert. Die EFV verkaufe aber wieder vermehrt noch nicht platzierte Eigentranchen, auch um die Liquidität im Handel mit Eidgenössischen Anleihen zu unterstützen.
Der Bundesrat hat am 20. März 2020 zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus ein umfassendes Massnahmenpaket in der Höhe von 32 Milliarden Franken beschlossen. Mit den bereits am 13. März beschlossenen Massnahmen sollen über 40 Milliarden Franken zur Verfügung stehen, davon 20 Milliarden in Form von Bürgschaften.
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Kommentare
Hans Eyer, Naters - ↑3↓1
Soll sich doch Herr Blocher bzw. die Parteipolitik aus diesem Thema raushalten und sich dann nach der Coronakrise mit guten und effektivern parteipolitischen Problemen befassen!
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