Streik | Logistik-Verantwortliche des Cern stellen Tätigkeiten ein
Streik bei der Forschungseinrichtung Cern in Genf
Aus Unmut über schlechte Arbeitsbedingungen sind die Angestellten der Firma ISS Facility Services in Genf am Mittwochmorgen in den Streik getreten. Die Mitarbeiter des dänischen Konzerns sind am Europäischen Kernforschungszentrum (Cern) für die Logistik zuständig.
Die Kampfmassnahme sei unausweichlich gewesen, da die Firma ISS Gespräche mit der Gewerkschaft verweigerte, teilte die Gewerkschaft Unia am Mittwoch mit. Laut Gewerkschaft haben 17 der insgesamt 26 Mitarbeiter dem Streik zugestimmt und die Arbeit am Mittwochmorgen niedergelegt.
Die betroffenen Angestellten hatten sich zuvor an die Gewerkschaft gewandt, weil sie unter anderem den zunehmenden Druck und mangelnden Gesundheitsschutz beklagen. Sie fordern Garantien für ihre Arbeitsplätze und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dazu zählen etwa einen 13. Monatslohn ab dem zweiten Dienstjahr, Entschädigungen für Kleider und Verpflegung und das Recht auf einen Lohnanstieg mit zunehmender Dienstdauer.
Ausserdem verlange das ISS-Personal besseren Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Oft müssten die Angestellten gefährliche Materialien transportieren. Dafür benötigten sie eine spezielle Betreuung. Wegen Hinweisen auf eine zu hohe Asbestbelastung, habe die Unia auch die Suva für Untersuchungen auf den Plan gerufen.
Die nach der Ansicht der Belegschaft willkürliche Entlassung eines 58-jährigen Kollegen habe zum Streik beigetragen, sagte ein Sprecher der Unia auf Anfrage. Die Belegschaft sei beunruhigt, auch weil die jüngste Entlassung nicht die einzige gewesen sei. Bereits vorher habe ISS Mitarbeitern gekündigt, ohne sie zu ersetzen. Die Belegschaft ist der Meinung, dass ISS damit die Sozialbeiträge umgehen wolle, erklärte der Sprecher weiter.
ISS weist Vorwürfe zurück
Der für das Mandat in Cern verantwortliche ISS-Geschäftsführer Jérôme Bochaton bestreitet die Vorwürfe. Die Entlassung des 58-jährigen Mitarbeiters sei wegen einer "vergleichsweise wichtigen Arbeitsabsenz" erfolgt, sagte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Nach Bochaton sind mehr als 20 Prozent des ISS-Personals in Genf mehr als 50 Jahre alt und würden ihrem Dienstalter entsprechend entlöhnt. Damit trat er dem Vorwurf der Gewerkschaft entgegen, wonach ISS gegen die vertraglich vereinbarten Arbeitsbedingungen und Löhne verstösst.
Bochaton zeigte sich zudem enttäuscht über das Verhalten der Gewerkschaft. Unia sagte, sie habe noch keine Antwort auf den Forderungskatalog vom 6. März erhalten. ISS habe der Gewerkschaft aber schriftlich mitgeteilt, dass die geforderten Anpassungen wegen der vorherrschenden Marktbedingungen nicht umsetzbar seien, erklärte Bochaton.
Zudem seien die von ISS bezahlten Löhne höher als die Löhne, die im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) gefordert sind. In dem Brief habe er sich des Weiteren zu einem Treffen in den nächsten Tagen bereit erklärt. Dennoch wolle er weiterhin offen für ein Gespräch bleiben und nicht gegen die Gewerkschaft vorgehen.
Für den Betrieb im Cern stellt der derzeitige Ausfall an Mitarbeitenden laut Bochaton kein relevantes operationelles Risiko dar.
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