Gesellschaft | Stars, die wir verloren haben

2019 gestorbene Schweizer Prominente

"Einen Schauspieler wie Bruno Ganz wird es nie wieder geben": So stimmten 71 Prozent von knapp 6000 Lesern in einer "Blick"-Umfrage.
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"Einen Schauspieler wie Bruno Ganz wird es nie wieder geben": So stimmten 71 Prozent von knapp 6000 Lesern in einer "Blick"-Umfrage.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 31.12.19 0
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Der Tod hat 2019 wieder Ernte gehalten unter Schweizer Prominenten: Der Schauspieler Bruno Ganz ist gestorben, die Fussball-Legenden Köbi Kuhn und Fritz Künzli, Weltklasse-Fotograf Robert Frank, Tier- und Umweltschützer Franz Weber, Paartherapeut Jürg Willi sowie Sektengründerin Uriella.

"Einen Schauspieler wie Bruno Ganz wird es nie wieder geben": So stimmten 71 Prozent von knapp 6000 Lesern in einer "Blick"-Umfrage. Mit Bruno Ganz hat die internationale Film- und Theaterwelt einen ihrer begabtesten, charismatischsten, fleissigsten und gleichzeitig bescheidensten Darsteller verloren.

Ganz drehte mit allen zeitgenössischen Regie-Grössen, auf der Leinwand etwa mit Francis Ford Coppola, Wim Wenders und Lars von Trier, im Theater unter Peter Stein, Peter Zadek, Claus Peymann und Luc Bondy. Als Hitler in "Der Untergang" (2004) und Alpöhi in "Heidi" (2015) hat sich Ganz unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis gebrannt.

1980 spielte Ganz in "Die Verweigerung" (La Provinciale) unter der Regie des Westschweizers Claude Goretta. Der Zufall wollte es, dass dieser im Februar vier Tage nach Ganz mit 89 das Zeitliche segnete. Gorettas Ruhm war nicht so langlebig wie der des elf Jahre jüngeren Ganz. In die Annalen eingehen wird der Westschweizer, weil er 1977 mit "La dentellière" Isabelle Huppert bekannt machte. Der Film wurde wie vier Jahre vorher Gorettas "L'invitation" in Cannes ausgezeichnet.

Eine Früh- und eine Spätzünderin

Die Schauspielerin Ines Torelli, die ebenfalls dieses Jahr von uns ging, hatte ihre besten Zeiten etwa gleichzeitig wie Goretta, aber in einer anderen Niveausparte: Sie gehörte zur glanzvollen Zürcher Unterhaltungsszene der 1960er und 70er rund um Hans Gmür.

Nach Anfängen in verschiedenen Cabarets spielte sie Hauptrollen in Musicals wie "Bibi Balù", "Golden Girl" und "Die kleine Niederdorfoper". Mit der Coverversion "Gigi vo Arosa" hatte sie 1975 einen durchschlagenden Hit. Torelli - eine ungefähre Übersetzung ihres Geburtsnamens Stierli - starb mit 88 in ihrer Wahlheimat Kanada.

Das Pferd vom anderen Ende aufgezäumt als die früh erblühte Torelli hat die Schauspielerin Monica Gubser, die ebenfalls dieses Jahr gleichfalls mit 88 verschied: Sie war eine Spätberufene. Erst Theaterdarstellerin, dann Jahrzehnte lang Hausfrau, Wirtin und Mutter, erhielt sie mit 53 ihre erste Filmrolle im TV-Film "An allem schuld" von Jeanpierre Heizmann.

So richtig ab hob ihre Karriere aber erst nach 2000, mit "Lüthi und Blanc", "Usfahrt Oerlike", "Recycling Lily" und "Die letzte Pointe" - vor allem aber mit "Die Herbstzeitlosen" (2006). Unvergessen, wie Gubser als alte Bäuerin Hanni nach der ersten turbulenten Fahrstunde eine Zigarette mit dem Fahrlehrer raucht - als hätten sie gerade miteinander geschlafen.

Die ewige Braut und der Retter der Ehe

Wieder am anderen Ende der Promi-Palette siedelte die im Februar verstorbene Uriella alias Erika Hedwig Bertschinger-Eicke, Gründerin der neureligiösen Bewegung Fiat Lux. Ihre zahlreichen Anhänger beteten das stets wie eine Braut in weisser Spitze mit Hochzeits-Haarschmuck ausgestattete "Sprachrohr Gottes" als Wunderheilerin an. Andere lachten ob dem Bild, das sie abgab, wenn sie mit einem Silberlöffel in der Badewanne wundertätiges Heilwasser anrührte.

Wenn nicht Wunder, so mindestens Besserung vollbrachte der im April verschiedene Psychiater, Psychotherapeut und Psychoanalytiker Jürg Willi, der erste Paartherapeut Europas. Seine Bücher wie "Die Zweierbeziehung", "Ko-evolution" und "Was hält Paare zusammen" retteten in den 1970er- und 80er-Jahren wohl so manche Ehe oder liessen sie zumindest auf zivilisierte Art scheitern.

Kunst, Sport und Politik

Vom im September in Kanada verstorbenen Fotografen Robert Frank wussten viele nicht, dass er Schweizer war - dafür schien er viel zu berühmt. Mit "The Americans" (1958) schrieb Frank Kunstgeschichte, indem er die Ästhetik des Fotobuchs revolutionierte.

Wäre er nicht schon als Fotograf bekannt geworden, wäre er als Erfinder des Independent-Film berühmt, sagte Richard Linklater über ihn: Franks dreissig No-Budget-Filme sind für Kenner Klassiker. Besonders "Cocksucker Blues" über die Rolling Stones: Der Dokfilm war so schonungslos ehrlich, dass die Stones ihn nicht für die Öffentlichkeit freigeben mochten.

Was Frank für die internationale Kunstfotografie war, war Köbi Kuhn (†76) für den nationalen Fussball: "Du kamst als Legende, du warst eine Legende, und du gingst als Legende", sagte der Fussballer Alex Frei an Kuhns Abdankung.

Wenige Wochen nach Kuhn starb auch die "Tormaschine" Fritz Künzli, einer der stärksten Schweizer Stürmer aller Zeiten und beim FCZ Kuhns Offensivpartner. Künzlis vier NLA-Torjägerkronen bedeuten bis heute Rekord. Seit 1975 war er mit der späteren Vize-Miss-Schweiz Monika Kälin zusammen. Sie betreute ihn, nachdem er an Alzheimer erkrankt war und war bei ihm im Spital, als er mit 73 entschlief.

Gestorben ist 2019 auch die erste Bundeskanzlerin der Schweizerischen Eidgenossenschaft: Annemarie Huber-Hotz verschied während einer Wanderung mit siebzig Jahren an akutem Herzversagen. Am Nationalfeiertag notabene.

31. Dezember 2019, 20:00
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