Coronavirus | Lage spitzt sich zu
Sieben Tote und über 800 Ansteckungen
Die Zahl der Coronavirus-Toten in der Schweiz ist auf sieben gestiegen. Das Bundesamt für Gesundheit meldete zudem 815 bestätigte Fälle von Infektionen. Es rechnet damit, dass Massnahmen, wie sie im Tessin ergriffen wurden, bald für die ganze Schweiz gelten könnten.
Zu den Donnerstagmittag publizierten 815 bestätigten Fällen kamen noch 43 dazu, für die die definitive Bestätigung noch ausstand. Am Mittwochmittag waren es noch 613 bestätigte Fälle gewesen. Lediglich die Kantone Obwalden und Appenzell-Innerrhoden haben noch keine positiven Fälle gemeldet. Neu meldete auch Uri zwei Erkrankungsfälle.
Insgesamt starben in der Schweiz bisher sieben Personen an der Covid-19-Infektion, zuletzt eine 67-jährige Patientin aus Basel-Stadt. Sie litt laut Angaben des Kantons an schweren Vorerkrankungen.
"Rest der Schweiz wird nachziehen"
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass Massnahmen, wie sie im Tessin ergriffen wurden, bald für die ganze Schweiz gelten könnten. "Der Rest der Schweiz wird nachziehen", sagte Daniel Koch, Leiter vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Damit sollen Risikogruppen geschützt werden und die Überlastung der Spitäler verhindert werden, sagte Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten des BAG, am Donnerstag gegenüber Radio SRF in der Sendung "Heute Morgen".
In allen Tessiner Gerichten finden die Verhandlungen per sofort unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zu jeder Zeit müssen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Das Händeschütteln ist verboten. Die Schweizer Armee behält über das kommende Wochenende mehr Rekruten in den Kasernen, um die Epidemie nicht anzuheizen.
Auch in Liechtenstein wurden die Massnahmen verschärft. Das Nachbarland kündigte an, alle öffentlichen Hallenbäder zu schliessen. Diese sollen bis Ende März zu bleiben.
SVP fordert Öffnung von Armeespitälern
Die SVP forderte angesichts der Coronavirus-Pandemie die sofortige Schliessung aller Landesgrenzen für Personen. Einzig der Warenverkehr dürfte noch zirkulieren. Zudem verlangt die Partei die Vorbereitung der Not- und Armeespitäler "für den Ernstfall".
Die SP schlug derweil eine "Drei-Pfeiler-Strategie" vor. Diese sieht kurzfristige Massnahmen für die Wirtschaft wie etwa die Ausdehnung und Erleichterung der Kurzarbeitsentschädigungen sowie im Gesundheitswesen Schutzmassnahmen für das Personal vor. Für die Zeit nach Ende der Pandemie soll der Bundesrat nach dem Wunsch der Partei ein Konjunkturprogramm vorbereiten.
Der in Genf tagende Uno-Menschenrechtsrat wird seine laufende Sitzung wegen der Ausbreitung des Coronavirus am Freitag abbrechen. Und die Saison der Schweizer Eishockeymeisterschaft wird abgebrochen.
Swiss streicht viele US-Flüge
Der amerikanische Einreisestopp für Menschen aus Europa schlägt auf die Swiss und ihren Mutterkonzern Lufthansa durch. Die Swiss streicht zwar die meisten Flüge aus der Schweiz, fliegt aber weiterhin Chicago und Newark bei New York an, wie die Airline am Donnerstagabend mitteilte.
Das Angebot dürfte sich primär an US-Staatsbürger richten, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen. Alle anderen US-Flüge würden ab dem 14. März aufgrund der Restriktionen der US-Administration vorerst eingestellt.
Aus der Schweiz dürfen zudem keine Flugzeuge mehr in Malta landen. Dies ordnete die Regierung des Mittelmeerstaats an, wie das Schweizer Aussendepartement EDA bekannt gab. Reisende aus der Schweiz müssen dem Beschluss zufolge zudem bei der Einreise in Quarantäne. Die Massnahme gilte auch für Personen, die im Flugtransit durch die Schweiz gereist sind.
Das Bahnunternehmen BLS schränkt den Autoverlad am Simplon zwischen Brig VS und Iselle (I) ab Samstag ein. Ab dann verkehren die Züge nur noch im 90-Minuten-Takt statt wie sonst an den Wochenenden alle 60 Minuten. Postauto bedient den Streckenabschnitt zwischen Iselle und Domodossola ab sofort und bis auf weiteres nicht mehr.
Besucher- und Ferienstopp
Auch in den Kantonen wurden weitere Massnahmen getroffen. Zürich etwa erliess ein generelles Besuchsverbot für Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie Invalideneinrichtungen. Dieses gilt ab Freitag und vorerst bis am 30. April 2020, wie die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich am Abend mitteilte.
Die Kliniken können Ausnahmen gewähren etwa bei Besuche für Patienten in ausserordentlichen Situationen. Dazu gehören Eltern von Kindern, Partner von Gebärenden sowie nahe Angehörige von sterbenden Menschen oder unterstützungsbedürftigen Patienten. Vollständige oder weitreichende Besucherstopps haben andere Spitäler in den vergangenen Tagen auch schon angekündigt, so in den Kantonen Wallis, Waadt und Neuenburg.
Das Lausanner Universitätsspital Chuv verfügte seinerseits einen Ferienstopp für das Personal. Diese Massnahme sei notwendig, um die Pflege der Patienten gewährleisten zu können. Die Verfügung trat am Donnerstag in Kraft und gilt grundsätzlich für alle Mitarbeiter.
An der Universität Luzern werden wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus ab kommendem Montag sämtliche Lehrveranstaltungen, Sitzungen und Besprechungen digital durchgeführt. Die Massnahmen dauern voraussichtlich bis mindestens Ende der Osterpause.
Repatriiert
Vier wegen Coronavirus-Verdacht auf einem Kreuzfahrtschiff vor San Francisco festsitzende Schweizer sind am Donnerstag in die Heimat zurückgekehrt. Die US-Behörden hatten einen Repatriierungsflug für die Passagiere der "Grand Princess" organisiert.
Marco Solari, Präsident des Locarno Film Festival, ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Wie das Festival gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte, liegt er seit Dienstag im Regionalspital La Carità in Locarno.
Aktualisiert um 22.23 Uhr
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar