Medien | Nur wenig Zeit für Anpassungen
Schawinski schlägt Fusion von SRF1 und SRF3 vor
Vor der No-Billag-Abstimmung kritisiert Medienunternehmer Roger Schawinski Initianten wie SRG. Den Initianten wirft er vor, die Bevölkerung hinters Licht zu führen. Von der SRG verlangt er zu sparen. Unter anderem schlägt er eine Fusion von SRF1 und SRF3 vor.
Die SRG könne die beiden Radiosender zusammenlegen, da sie sich "musikalisch stark angenähert haben", sagte Schawinski im Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende". Und den Kultursender SRF2 könnte man billiger machen, zeigte sich der Radiopionier gegenüber dem Online-Portal Watson überzeugt.
Auch bei der Produktion der Nachrichtensendungen gebe es womöglich Sparpotenzial bei Radio SRF. "Für die Nachrichtensendungen arbeiten beim Radio SRF rund 200 Leute (...) Vielleicht würde es bei der SRG in der Deutschschweiz auch mit 150 gehen."
Jetzt Perspektiven aufzeigen
Die neue SRG-Führung unter Generaldirektor Gilles Marchand müsse schon vor der Abstimmung aufzeigen, wohin sie die SRG steuern wolle. "Marchand ist jetzt seit hundert Tagen im Amt. Dies wäre ein guter Zeitpunkt, sein angekündigtes Konzept einer 'neuen SRG' zu präsentieren. Damit könnte er punkten", sagte Schawinski der Zeitung und bedauerte gegenüber Watson: Marchand habe diese "riesige Chance" bislang vergeben.
"Die SRG-Führung hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt, sonst hätte sie längst signalisiert, dass sie bei den Programmen zu Abstrichen bereit ist."
Dabei müsse sich die SRG bei einem Nein zu No-Billag gleich "für die nächste Schlacht rüsten". Schawinski gibt einer Initiative zur Senkung der Fernseh- und Radiogebühren auf 200 Franken noch bessere Chancen auf einen Sieg an der Urne. "Aus meiner Sicht müsste man einen Gegenvorschlag mit 300 Franken vorbereiten, um das Schlimmste abzuwenden."
Liquiditätsengpass ab 5. März
Stimmt das Volk aber No-Billag zu, wird die SRG sehr rasch auf einen Konkurs zusteuern, zeigt sich der Medienunternehmer überzeugt. "Die Liquidität nähme schnell drastisch ab. Die Lieferanten würden sofort Vorkasse verlangen, die SRG könnte keine Jahresdeals im Werbemarkt mehr abschliessen - und die Zuschauer würden per sofort ihre Gebühren nicht mehr bezahlen."
Zugleich müsste die SRG hunderte Millionen Franken für den Sozialplan zurückstellen. "Innert kürzester Zeit würde ein Liquiditäts-Engpass entstehen, der nach jeder betriebswirtschaftlichen Logik sehr rasch zu Konkurs und Liquidation der SRG führen würde", sagte Schawinski gegenüber Watson.
Der Text der Initiative lasse keinen anderen Ausweg für die SRG zu, zumal keine Zeit dafür bleibe, denn die Übergangsfrist dauere nur wenige Monate. Bei der Masseneinwanderungsinitiative habe der Bundesrat immerhin drei Jahre Zeit für die Umsetzung gehabt.
Vernebelungstaktik der Initianten
Den Initianten warf er vor, dem Stimmvolk "ernsthaft weismachen" zu wollen, "es werde dann schon nicht so strikt umgesetzt, wie sie sie selbst formuliert haben". Dabei hätten sie den Text "bewusst glasklar" gehalten.
"Das ist ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Schweizer Demokratie, dass die Initianten vor dem Urnengang versprechen, ihre Initiative werde nur teilweise umgesetzt, um so zu punkten. Für mich ist dies eine krasse Form von Vernebelungstaktik", kritisierte Schawinski.
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