Wirtschaft | Gewerkschaften sind wegen angekündigtem Stellenabbau aufgebracht
SBB Cargo streicht hunderte weiterer Stellen
Der Chef von SBB Cargo Nicolas Perrin hat einen weiteren Stellenabbau bei seiner Firma angekündigt. In einem Interview mit der Zeitung «Schweiz am Wochenende» vom Samstag sagte er, dass in den kommenden Jahren rund 760 Stellen entfallen. Die Gewerkschaften reagieren empört.
Als Hauptgründe für diese Massnahme gab Perrin zwei Umstände an. Erstens sei der Verwaltungsapparat - trotz der bereits angekündigten Stellenreduktion von 80 Personen - immer noch zu gross. «Der Abbau wird bis 2020 noch mal mindestens in der gleichen Grössenordnung nötig sein», sagte der Manager in dem Interview bezüglich der Streichungen in der Administration.
Zweitens soll SBB Cargo bei der Effizienz zulegen, sich also nicht wie bisher auf so viele einzelne Wagenladungen konzentrieren. «Unsere Rangierteams transportieren teilweise einen oder zwei Wagen», sagte Perrin zu der Zeitung. Dies sei nicht effizient, betonte er.
Sozialplan bei Entlassungen
In diesem Segment habe die Firma zudem im vergangenen Jahr 14 Prozent an Umsatz verloren. Daher möchte SBB Cargo seine Präsenz in Wirtschaftsräumen mit grossen Gütermengen weiter stärken. Im Geschäft mit einzelnen Wagenladungen fielen bei SBB Cargo in den kommenden zwei Jahren deshalb Stellen «im dreistelligen Bereich» weg, sagte Perrin in dem Interview weiter.
Insgesamt geht der SBB-Cargo-Chef davon aus, künftig mit einer um einen Drittel reduzierten Belegschaft auszukommen. Derzeit beschäftigt die Firma - ohne SBB Cargo International - rund 2300 Angestellte. Das heisst, rund 760 Positionen werden obsolet.
Perrin will die Personalreduktion hauptsächlich über Pensionierungen und die natürliche Fluktuation erreichen. Bei Entlassungen käme der Sozialplan der SBB zu Tragen, sagte er.
Ein «No go» für die Gewerkschaften
In einer gemeinsamen Mitteilung am Samstag forderten die Gewerkschaften SEV, transfair, VSLF und KVöV den SBB-Verwaltungsrat dazu auf, das Abbauprojekt sofort zu stoppen. Eine weitere Verunsicherung der Mitarbeitenden von SBB Cargo sei inakzeptabel. Seit der letzten Reorganisation hätten die Arbeitsbelastung und die Personalengpässe bereits zu «prekären Situationen» geführt.
«Jetzt zum x-ten Mal Kapazitäten zu streichen [...] während die Prognose von einer Zunahme des Güterverkehrs um 45 Prozent bis ins Jahr 2040 ausgehen, wäre eine unternehmerische, soziale, verkehrs- und verlagerungspolitische Katastrophe», wird SEV-Generalsekretär und Nationalrat Philippe Hadorn (SP/SO) in der Mitteilung zitiert.
Nach den Abbaumassnahmen der vergangenen Jahre müsse SBB Cargo «unter Führung eines neuen Verwaltungsratspräsidiums eine zukunftsgerichtete, nachhaltige Strategie entwickeln». Diese solle «dem Gedanken des Service public verpflichtet sein und den Klimazielen mit Verlagerungszielen gerecht werden», heisst es weiter.
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