Finanzen | Die Affäre «Vincenz» und ihre Folgen
Raiffeisen-Präsident schliesst weitere Kader-Bereinigung nicht aus
Der neue Raiffeisen-Präsident, Guy Lachappelle, schliesst weitere personelle Konsequenzen in der Teppichetage der Bankengruppe nicht aus. Es würden Massnahmen ergriffen, sollte der Bericht der unabhängigen Untersuchung zur Vincenz-Zeit Handlungsbedarf zeigen, sagte er in einem am Montag publizierten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ).
«Es kann dabei durchaus sein, dass disziplinarische und personelle Konsequenzen nötig werden», so der neue oberste Raiffeisen-Banker. Der Bericht soll bekanntlich bis Ende Jahr vorliegen. Erst am Freitag war CEO Patrik Gisel per sofort zurückgetreten.
Den Auftrag der Finanzmarktaufsicht Finma, die Überführung der Raiffeisen-Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft zu prüfen, nimmt Lachappelle zwar «ernst». Gleichzeitig meinte er: «Das Genossenschaftsmodell, wie es heute bei Raiffeisen gelebt wird, ist ein Erfolgsmodell.» Trotzdem würden nun Vor- und Nachteile abgewogen, wobei am Schluss die 246 Raiffeisenbanken entscheiden würden. «Und ich werde mich an diesen Entscheid halten.»
Abbau in der Zentrale
Kurt Sidler, der als «Regionalvertreter» bei der aktuellen Strategiediskussion mitwirkt, erwartet nun eine Kompetenzverlagerung von der Zentrale in die Regionen oder die einzelnen Banken, wie er dem «Tages-Anzeiger» sagte. «Beispiele könnten das Marketing oder die Produktauswahl sein.» So bekämen die Raiffeisenbanken bei Anlageprodukten mehr Autonomie.
Dies werde voraussichtlich auch zu einem Personalabbau führen, räumte Sidler ein. «Am Ende des Prozesses wird es wohl so sein, dass Raiffeisen Schweiz weniger Menschen als bisher beschäftigen wird.»
Zur Bewältigung der Vincenz-Zeit meinte er, dass er Vorschläge erwarte, welche Beteiligungen nun verkauft werden sollen. «Wir an der Basis waren nicht glücklich, dass Raiffeisen Schweiz früher so viele Beteiligungen angehäuft hat.» Bei der Frage, ob Raiffeisen Regress auf fehlbare Manager nehmen sollte, müsse nun die unabhängige Untersuchung abgewartet werden. «Ich schliesse aber zivil-rechtliche Schritte nicht aus», so Sidler.
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