Munitionslager | Gravierende Folgen für Dorfbewohner
Munitionslager-Räumung macht Mitholz für zehn Jahre zum Geisterdorf
Die Räumung des ehemaligen Munitionslagers in Mitholz BE hat gravierende Folgen. Die Dorfbewohner werden ihre Häuser wohl für rund zehn Jahre verlassen müssen. Die Räumung dürfte weit über eine Milliarde Franken kosten.
Das teilte das Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Dienstag mit. Bundesrätin Viola Amherd wurde am Abend im Berner Oberland erwartet. Sie wollte den Menschen vor Ort das Konzept zur Räumung der Munitionsrückstände vorstellen und die Mitwirkung für die lokale Bevölkerung eröffnen.
Noch müssen viele Fragen geklärt werden, und es braucht umfassende Schutzmassnahmen. Die gesamten Vorarbeiten dürften etwa ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen. Frühestens 2031 kann mit der Räumung begonnen werden.
Die vollständige Entfernung der Munitionsrückstände bleibt das Ziel, wie das VBS betont. Ob dies machbar ist, bleibt einstweilen offen. Zur Not könnte die gesamte Anlage mit Gestein überdeckt werden.
Die Langzeit-Evakuierung bliebe den 170 Dorfbewohnern dann erspart. Doch dass Munitionsrückstände für immer vor Ort blieben, wäre «ein giftiges Geschenk für unsere Nachkommen», wie Projektleiter Hanspeter Aellig an einer Medienorientierung sagte.
Riesige Munitionsmengen
Das riesige unterirdische Munitionslager der Armee wurde 1947 bei einer Explosion verschüttet. Der Grund waren vermutlich chemisch bedingte Selbstzündungen. In den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel sollen noch Tausende Tonnen Munition liegen.
Lange Zeit gingen Experten davon aus, dass allfällige weitere Explosionen nur beschränkten Schaden anrichten würden. Erst 2018 kam das VBS in einer neuen Risikoanalyse zum Schluss, dass vom Lager eine grössere Gefahr ausgeht als bis dahin angenommen.
Bund, Kanton, die Standortgemeinde Kandergrund sowie Kandersteg arbeiten seither an einer Lösung. Nun schicken sie ein Gesamtkonzept in die Mitwirkung.
Harter Schritt für Bewohner
50 bis 60 Haushalte gibt es in Mitholz; manche Familien leben seit Generationen hier. «Wir stehen zu unserer Verantwortung und wollen die Bewohner in dieser schwierigen Lage so gut wie möglich unterstützen», betonte Bruno Locher, Chef Raum und Umwelt VBS. Dabei gehe es auch, aber nicht nur um Geld.
Die Mitwirkung bis Ende März solle zeigen, wie die Menschen über die Pläne des VBS denken. Jeder Bewohner sei vor grosse Zukunftsfragen gestellt und müsse beispielsweise entscheiden, ob er einstweilen bleiben oder schon jetzt wegziehen wolle, ob er Mitholz für immer verlassen wolle oder auf eine Rückkehr nach der Räumung setze.
Strasse und Schiene schützen
Wichtig ist den Behörden auch der Schutz von Strasse und Schiene, welche den Norden mit dem Süden der Schweiz verbinden. So soll die Strassenverbindung zwischen Kandergrund und Kandersteg mit baulichen Massnahmen oder einer neuen Strassenführung gewährleistet werden. Auch für die Bahnlinie der BLS sind Schutzbauten notwendig.
«Die angestrebte Räumung ist komplex, sie dauert lange und braucht viele Vorkehrungen», stellte Brigitte Rindlisbacher fest, die Leiterin der Arbeitsgruppe Mitholz. Über das weitere Vorgehen werde der Bundesrat in der zweiten Jahreshälfte entscheiden - im Wissen, was die Bevölkerung vor Ort über das Projekt denkt.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar