Lebensmittel | Zwölf Anforderungen müssen erfüllt sein
Milchbranche lanciert Label für Nachhaltigkeit
Wer Milch und Milchprodukte kauft, wird bald einem neuen Label begegnen. Die Branchenorganisation Milch hat am Dienstag «swissmilk green» lanciert, einen Branchenstandard für nachhaltige Schweizer Milch.
Um diesen zu erfüllen, müssen die Milchproduzenten insgesamt zwölf Anforderungen erfüllen. Dazu gehören unter anderem die Teilnahme an Tierwohlprogrammen, die Zusammensetzung des Futters und Leistungen im Bereich Biodiversität. Weitere Kriterien betreffen Aus- und Weiterbildung, den Antibiotikaeinsatz oder die maximale Milchleistung von Kühen. Zudem muss jede Milchkuh einen Namen haben, die in der Tierverkehrsdatenbank eingetragen ist.
Nach Angaben der Branchenorganisation Milch (BOM) können Konsumentinnen und Konsumenten ab 1. September am «swissmilk green»-Logo erkennen, dass die Milch die geforderten Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. «Klasse statt Masse», lautete die von BOM-Präsident Peter Hegglin ausgegebene Losung.
«Innere Werte»
Ziel des Labels ist es, die bereits vorhandene Qualität der Schweizer Milch deutlicher hervorzuheben. Geschäftsführer Stefan Kohler sprach von «inneren Werten». Schweizer Milch habe deutliche Mehrwerte, von welchen zu lange zu wenig gesprochen worden sei.
Bundespräsident Ueli Maurer gratulierte der Branche zu ihrem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Dieses ziele darauf ab, gesunde Lebensmittel zu produzieren und die Natur zu erhalten. Gleichzeitig werde damit hervorgehoben, dass ein Produkt einen Preis, aber auch einen Wert habe.
Bisher haben sich rund 40 Milchproduktions-Organisationen, Verarbeiter, Grossverteiler und auch der Schweizer Tierschutz zum neuen Standard bekannt. Die Branchenorganisation hofft, dass mittelfristig alle Schweizer Milchprodukte nach den Vorgaben produziert werden.
Kritik am neuen Label
Neben Zuversicht und Lob gibt es jedoch auch Kritik am neuen Label. Nach Ansicht der Umweltorganisation WWF verdient der Standard die Auszeichnung «green» nicht.
Die Milchproduzenten gingen zwar einen kleinen Schritt in Richtung Verbesserung des Tierwohls, schreibt sie in einer Mitteilung. Sie leisteten aber keinen Beitrag zur Reduktion der Nährstoffeinträge, der Ammoniakbelastung oder des hohen Kraftfutterverbrauchs. Für den WWF handelt es sich bei «swissmilk green» um einen Schritt in die richtige Richtung, doch bleibe es einfach Schweizer Milch.
Auch die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert das neue Label. Dieses verspreche einen Mehrwert, der nicht vorhanden sei, schreibt sie in einer Mitteilung. Die Anforderungen gingen kaum über die gesetzlichen Standards hinaus. Die in Aussicht gestellte grüne Schweizer Milch entspreche nicht der Realität.
Laut BOM-Geschäftsführer Kohler wurde die «Flughöhe» zunächst bewusst tief gehalten, um möglichst viele Partner an Bord holen zu können. Das Niveau soll aber nach und nach angehoben werden. «Wir stehen am Anfang», sagte Kohler. Doch schon heute werde das Tierwohl von mehreren tausend Kühen nachweislich verbessert.
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