Frauenstreik | Mitarbeiterinnen von McDonalds aus den USA in Zürich
Lila und laut: Tausende Frauen fordern Gleichstellung
Der Frauenstreik ist dezentral organisiert, der Berner Bundesplatz ist jedoch ein Kristallisationspunkt: Dort verschafften sich um 11 Uhr tausende Frauen mit Pfannendeckeln, Hörnern, Trillerpfeifen, Rasseln und Rätschen Gehör. Bis Mittag beteiligten sich allein in Bern insgesamt rund 10'000 Frauen und Männer am Streik, wie die Veranstalterinnen mitteilten.
Um 11 Uhr war der Moment, in dem laut Streikaufruf im ganzen Land die Frauen ihre Arbeitsplätze verlassen und mit viel Lärm und Transparenten auf sich aufmerksam machten.
Gestreikt wurde auch im Nationalrat. Präsidentin Marina Carobbio (SP/TI) unterbrach die Sitzung für eine Viertelstunde und der Ratssaal leerte sich rasch. Viele Vertreter der SVP blieben indes an ihren Plätzen sitzen. Auf dem Bundesplatz mischten sich Politikerinnen unter die Frauen. Sie wurden von der Menge lautstark begrüsst.
Aus Fenstern des Bundeshauses wurden vorübergehend violette Tücher geschwenkt. Dass die Parlamentarierinnen nur eine kurze Zeit an der Kundgebung auf dem Bundesplatz teilnahmen begründeten sie damit, dass sie die Männer im Bundeshaus nicht einfach abstimmen lassen wollten, wie Grünen-Präsidentin Regula Rytz sagte.
Dem Parlament wurde eine Bittschrift übergeben, in ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent für Damen-Hygieneprodukte gefordert wird. Diese Petition für eine tiefere Tamponsteuer haben mehr als 11'000 Personen unterschrieben. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent gilt für Güter des täglichen Bedarfs. Tampons und Binden werden zum Normalsatz von 7,7 Prozent besteuert.
Mit Kinderwagen zogen fünftausend Frauen durch Bern. Die Umzugsteilnehmerinnen fordern eine gute Kinderbetreuung und gute Arbeitsbedingungen.
Solidarität aus den USA
Solidarität erfuhren die Schweizerinnen aus den USA. Nach Zürich kamen Mitarbeiterinnen von McDonalds, die sich derzeit in den USA wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz im Streik befinden. Eine Delegation aus den USA hat sich mit der Gewerkschaft Unia getroffen, wie es in einer Mitteilung der Kampagne "Fight for 15 $" heisst. Die Gewerkschaft will damit Konzerne wie McDonalds daran erinnern und dazu aufrufen, dass sie ihre Mitarbeiterinnen mit Respekt behandeln - egal in welchem Land sie tätig sind.
In Luzern erzielten Mitarbeiterinnen einer Reinigungsfirma nach drei Stunden Streik einen Erfolg, wie der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB mitteilte. Die Frauen protestierten gegen Gratisarbeit, unbezahlte Reisezeiten sowie für ein besseres Betriebsklima. Der Arbeitgeber habe nun zugesichert, dass Vor- und Nachbearbeitungsarbeiten sowie die Reisezeit ab sofort bezahlt werden, heisst es vom SGB.
Thema bei internationalem Kongress
Auch am Jahreskongress der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf ist der Frauenstreik ein Thema. Mit dem Kampf gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt sowie gegen Ungleichheit stehen zwei zentrale Themen des Frauenstreiks im Zentrum der Debatten. Ein Zeichen setzte ILO-Generaldirektor Guy Ryder; er hat am Morgen Marilia Agostino Mendes und Anja Dräger an der ILO-Jahreskonferenz empfangen; die beiden Vertreterinnen der Schweizer Gewerkschaftsdelegation haben über den Frauenstreik gesprochen.
Bereits am frühen Morgen war in Zürich bei der Hardbrücke die "Klitoris-Wanderung" gestartet . Das Ziel das Ziel der Aktivistinnen ist, dass aufgeklärt wird ohne Sexismus. In Lausanne trafen sich in den frühen Morgenstunden zum Auftakt rund 500 Frauen, die auf die Anliegen des weiblichen Geschlechts mit Transparenten aufmerksam machten.
Als Auftakt des Frauenstreiktages gilt, dass das höchste Haus der Schweiz, der Roche-Turm in Basel, mit dem Logo des Streiktages angestrahlt wurde, wie die Gewerkschaft Unia mitteilte.
Der 14. Juni ist ein Schlüsseldatum für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz. 1981 hiess das Volk den entsprechenden Verfassungsartikel gut. 1991, zehn Jahre später, legten eine halbe Million Frauen in der Schweiz die Arbeit nieder, angeführt von den Gewerkschaften. Im Gegensatz zu diesem ersten Streik vor 28 Jahren wird der Frauenstreik diesmal von regionalen Kollektiven und nicht zentral von den Gewerkschaften angeführt.
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