Grippe | Weniger Grippe-Verdachtsfälle
Grippe bleibt aber weit verbreitet
In der Schweiz müssen nach wie vor viele Menschen wegen der Grippe das Bett hüten. Die Grippeepidemie dürfte aber ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Zahl der Verdachtsfälle sank im Vergleich zur Vorwoche. Am häufigsten erkranken Kleinkinder.
Ärztinnen und Ärzte des Sentinella-Meldesystems registrierten 38,7 Grippeverdachtsfälle auf 1000 Konsultationen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch auf seiner Webseite schrieb. Das entspricht hochgerechnet 313 Fällen (Vorwoche 350) pro 100'000 Einwohner.
Den Höhepunkt hat die Grippewelle der Saison in der zweiten Woche des angebrochenen Jahres erreicht mit 361 Verdachtsfällen pro 100'000 Einwohner, wie das BAG weiter schreibt. Eine zweite Spitze folgte in der vierten Woche mit einer Inzidenz von hochgerechnet 350 Fällen.
Untypischer Verlauf
Ein solcher Verlauf kommt eher selten vor und trat letztmals im Winter 2003/2004 auf. Warum das so ist, lässt sich nicht erklären. Es gehöre dazu, dass Grippeepidemien nicht so ganz vorhersehbar seien, sagte Daniel Koch am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Der Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheit beim BAG hält es aber für wahrscheinlich, dass die Grippewelle nun endgültig ihren Höhepunkt erreicht hat und die Zahl der Verdachtsfälle in den nächsten Wochen sinken dürfte. "Fast in allen Altersgruppen sind die Zahlen rückläufig", erklärte Koch.
Impfrate zu tief in der Schweiz
Auffällig sei an der diesjährigen Grippewelle, dass das B-Virus Yamagata eine solche Epidemie ausgelöst habe. In der Regel komme dies nur bei einem A-Virus vor, so Koch. Zudem schützt die Hälfte aller Grippe-Impfungen gar nicht vor diesem Virus.
Die Erkrankung durch das B-Virus Yamagata fällt zwar weniger heftig aus, der Wirkstoff dagegen ist aber nur in der Vierfach-Impfung enthalten. Diese erhielte in der Schweiz nur jede zweite der rund 1 bis 1,2 Millionen geimpften Personen, sagte Koch weiter. Er hofft, dass in Zukunft alle Impfstoffhersteller nur noch Vierfach-Impfungen anbieten.
Auf die Epidemie hat dies aber sowieso keinen Einfluss, solange die Impfrate so tief ist. In der Schweiz impft sich nur knapp ein Fünftel der Bevölkerung. Bei den Risikogruppen ist der Anteil leicht höher. Damit die Impfung Wirkung zeigt, wäre eine Durchimpfungsrate von 60 Prozent notwendig, schätzte Koch.
Alarm schlägt nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Wie neue Zahlen zeigen, ist die Impfrate bei Risikogruppen in Europa in den letzten sieben Jahren gesunken. Jährlich würden 44'000 Menschen an der Grippe sterben, wie die WHO in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt. Daniel Koch vom BAG kann dies für die Schweiz nicht bestätigen. Die Impfrate sei hierzulande in den letzten Jahren konstant geblieben.
Kleinkinder am stärksten betroffen
Am stärksten von der Grippe betroffen sind weiterhin Kinder bis vier Jahre mit 578 Fällen pro 100'000 Einwohner. Es folgen die 5- bis 14-Jährigen mit 429 Fällen und die über 65-Jährigen mit 313 Fällen pro 100'000 Einwohner.
Die Krankheit ist in allen Regionen noch weit verbreitet. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, sowie in Glarus, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Zürich steigt die Anzahl Grippeverdachtsfälle weiterhin. Dagegen verzeichnen Graubünden und das Tessin weniger Fälle. In den übrigen Regionen ist die Anzahl konstant.
Die Grippe-Epidemie grassiert bereits seit den Weihnachtstagen. Der Grenzwert, um von einer Epidemie zu sprechen, liegt bei 68 Verdachtsfällen pro 100'000 Einwohner.
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