Altersvorsorge | Körperliche Arbeit und Druck hinterlassen Spuren
Fast 60 Prozent der Arbeitnehmenden lassen sich früher pensionieren
Über die Hälfte der Schweizer Arbeitnehmenden lassen sich vor dem ordentlichen Pensionierungsalter in den Ruhestand versetzen. Lediglich 32 Prozent arbeiten so lange, wie es vom Gesetz her vorgesehen wäre.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Pensionskassenberaters Swisscanto. Der vorzeitige Ruhestand von 58 Prozent der Schweizer Bevölkerung könnte mittelfristig die finanzielle Stabilität der Pensionskassen gefährden, schreibt René Raths, Verwaltungsratsmitglied der Swisscanto Vorsorge AG in der Studie.
Der hohe Anteil der frühzeitigen Pensionierungen habe überrascht. Zu denken geben dem Pensionskassenberater Swisscanto vor allem die steigende Lebenserwartung und somit die längere Bezugsdauer der Renten. Laut Raths werden im Jahr 2035 rund 2,3 Erwerbstätige einen Rentner finanzieren.
Der "Trend" zu Frühpensionierungen widerspreche dem Druck, das Rentenalter zu erhöhen. So heisst es auch in der Studie, dass eine vielfach geforderte Erhöhung des Rentenalters über 65 Jahre hinaus im Moment auf erheblichen politischen Widerstand stossen dürfte.
Zeichen des Wohlstands
Die Studie, welche von der "NZZ am Sonntag" ausgewertet wurde, kommt zum Schluss, dass die Angestellten im Durchschnitt 1,5 Jahre vor dem vorgesehenen Pensionierungsalter mit der Erwerbstätigkeit aufhören. Dies sei ein Zeichen des Wohlstands in der Schweiz, schreibt Raths weiter.
Doch es gibt auch einen anderen Grund. So zitiert die "NZZ am Sonntag" Matthias Kuert Killer, Leiter Sozialpolitik beim Gewerkschaftsverband Travail Suisse: "Wir stellen fest, dass ein beträchtlicher Teil der Arbeitnehmer nach 60 Jahren an ihre gesundheitlichen Grenzen stösst und ausgebrannt ist." Körperliche Arbeit auf dem Bau, aber auch der Arbeitsdruck wegen der Digitalisierung würden Spuren hinterlassen.
Momentane Lage der Pensionskassen stabil
Gemäss der Studie ist die aktuelle Verfassung der Pensionskassen momentan sehr stabil. Sie weisen demnach einen durchschnittlichen Deckungsgrad von knapp 113 Prozent aus und verfügen damit über eine Wertschwankungsreserve von 13 Prozent gegenüber den eingegangenen Verpflichtungen. Seit der Finanzkrise 2008 ist das laut Swisscanto ein neuer Höchststand.
An der "Schweizer Pensionskassenstudie 2018" nahmen 535 Vorsorgeeinrichtungen teil (Vorjahr 507). Das erfasste Vermögen der Teilnehmer beläuft sich auf 680 Milliarden Franken. Gesamthaft sind damit 4,1 Millionen Versicherte repräsentiert. Die Studie, welche von Ende April 2018 datiert und am vergangenen Dienstag publiziert wurde, deckt damit rund 80 Prozent der beruflichen Vorsorge ab.
Angesichts dieser Zahlen dürfen die ermittelten Daten ein hohes Mass an Repräsentativität für die gesamte 2. Säule der Schweiz für sich beanspruchen, heisst es weiter.
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