Medizin | Junkfood kann nachteilige Auswirkungen haben
Essattacken während der Schwangerschaft können lange nachwirken
Jede dritte Frau verliert während einer Schwangerschaft des öfteren die Kontrolle über ihr Essverhalten. Dies kann sich langfristig auf die Gesundheit ihrer ungeborenen Kinder auswirken. Besonders schädlich ist der Griff zu Junkfood.
Eine Studie der Universität Genf und der Genfer Universitätsspitäler (HUG) zeigt erstmals einen direkten Langzeiteffekt vom Essverhalten von Schwangeren auf die Gesundheit ihrer Kinder. Nadia Micali, Professorin für Psychiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität Genf, hat für die Untersuchung zusammen mit Kollegen aus London die Daten von über 11'000 Frauen aus England ausgewertet.
Die Längschnittanalyse gibt einerseits Aufschluss über das Essverhalten der Frauen. So wurde etwa erhoben, wie häufig die Frauen in der 32. Woche ihrer Schwangerschaft etwas zu sich nahmen, wie viel sie wogen und wie schwer ihre Kinder bei der Geburt waren. Andererseits wurden Gesundheitsdaten der Kinder im Alter von 15 Jahren erfasst.
Es zeigte sich, dass 36,3 Prozent der Frauen während ihrer Schwangerschaft das Gefühl eines Kontrollverlusts in Bezug auf ihre Ernährung hatten. Mehr als 5 Prozent empfanden diesen Kontrollverlust als besonders ausgeprägt.
Diese Frauen nahmen während der Schwangerschaft im Durchschnitt 3,5 Kilogramm mehr zu als Frauen mit guter Kontrolle. Zudem gebaren sie schwerere Babys. 15 Jahre später hatten diese Kinder ein doppelt so hohes Risiko als andere Kinder, übergewichtig oder fettleibig zu sein.
Auswirkung auf Stoffwechsel des Ungeborenen
Frauen, die mehr Kalorien zu sich nahmen, neigten auch eher dazu, zu Süssigkeiten, salzigen Snacks und anderem Junkfood zu greifen. In der Folge nahmen die Schwangeren weniger Vitamine A, C, B1, B6 und Folsäure zu sich, die für die Entwicklung des Fötus besonders wichtig sind.
"Dies ist womöglich der Kern des Problems", wird Micali in einer Mitteilung der Uni Genf zitiert. Der Vitaminmangel und die unausgewogene Ernährung könnten sich auf den sich entwickelnden Stoffwechsel beim Kind ausgewirkt und es für Fettleibigkeit anfällig gemacht haben.
Laut der Medizinerin kann dieses Problem alle Schwangeren betreffen, unabhängig von ihrem Alter oder davon, ob sie bereits vor der Schwangerschaft mit der Ernährung Probleme hatten. "Wenn der Kontrollverlust beim Essen in der Schwangerschaft so häufig ist, dürfen seine Spätfolgen nicht unterschätzt werden", so Micali weiter. Ziel müsse es sein, Mütter mit diesem Risiko zu erkennen und sie zu unterstützen, statt sie zu stigmatisieren.
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