Coronavirus | EDA plant zahlreiche weitere Flüge
EDA hat bereits 2000 Reisende in die Schweiz zurückgeholt
Die Rückholaktion des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) von Schweizern im Ausland dauert an. Bisher hat das EDA mit 13 Flügen aus Lateinamerika, Afrika und Asien rund 2000 Schweizer zurückgebracht.
Am frühen Donnerstagmorgen ist etwa ein Flug aus Yangon (Myanmar) in Zürich gelandet. Das EDA hat dabei neben 39 Schweizer Reisenden auch zahlreiche Staatsangehörige anderer europäischer Staaten in die Schweiz geflogen, wie es auf seiner Webseite mitteilte.
Am Mittwochabend ist zudem ein Flug aus Yaoundé in Kamerun mit 268 Passagieren aus der Schweiz und anderen europäischen Ländern in Zürich gelandet. Es war der zweite Flug aus Subsahara-Afrika.
Zurück geholt werden Personen, die ihre Rückreise wegen der Reisebeschränkungen wegen der Coronakrise nicht mehr selbst organisieren können.
Erholung fernab vom Flughafen
Besonders herausfordernd könne sein, wenn sich die Schweizer an abgelegenen Orten fernab vom nächsten Flughafen erholen, sagt Johannes Matyassy, Chef der Konsularischen Direktion im EDA, im Interview mit der Zeitung "Blick". Diese müssten zuerst an einen Flughafen gelangen, was bei einer Ausgangssperre schwierig sei. In solchen Fällen brauche es diplomatisches Geschick.
Hinzu kommt die weltumspannende Lage. Das EDA sei sich Krisen zwar gewohnt, sagte Matyassy. Einen fast weltweiten Shutdown habe er aber noch nie erlebt. Das EDA habe daher zunächst den Betrieb hochfahren, Personal aus anderen Abteilungen hinzuholen und zahlreiche Antworten auf Fragen finden müssen, während die Behörde bereits mit Anfragen überschwemmt worden war.
Zuerst auf Eigenverantwortung gesetzt
Das EDA hat die Reisenden zunächst aufgefordert, selber zu versuchen, einen Rückflug zu organisieren. Ohne diese Eigeninitiative vieler würden noch mehr Leute auf einen Rückflug warten, sagt Matyassy. Erst in einer zweiten Phase hat das EDA die Rückflüge gestartet.
Wie viele Schweizer sich noch im Ausland befinden, konnte Matyassy nicht genau sagen. Auf der Reise-App des EDA seien noch fast 13'000 Reisende registriert. Doch nicht alle hätten ihre Angaben dort hinterlegt, die Dunkelziffer dürfte damit hoch sein. Matyassy ruft Schweizer Reisende auf, sich in der Travel-Admin-App zu registrieren, damit die Rückreisen besser organisiert werden können.
Finanzhilfe für Gestrandete
Derweil gibt es Personen, die derzeit nicht zurück kommen können. Sie müssen sich vor Ort zunächst selber organisieren. Wer aber Probleme hat, auch finanzielle, kann sich an die Schweizer Vertretung wenden. Diese schaut dann, wer sich Geld aus der Schweiz zusenden lassen kann und wer wirklich bedürftig ist.
In "einigen wenigen Fällen" sei bereits eine solche Finanzhilfe geleistet worden, sagte Matyassy. Zahlen konnte er jedoch nicht nennen. Innerhalb Europas betrage die Limite 600 Franken, in anderen Ländern seien es 1200 Franken. Dazu könne medizinische Hilfe in Höhe von 2200 Franken gesprochen werden. Das Geld muss innert 60 Tagen zurückbezahlt werden.
Weitere Flüge geplant
Das EDA plant zahlreiche weitere Charterflüge. Noch am Donnerstag soll ein Flugzeug mit Schweizer Reisenden aus Casablanca (Marokko) in Zürich ankommen. Am Freitag werden Maschinen aus Phuket (Thailand), Quito (Ecuador) sowie Phnom Penh (Kambodscha) eintreffen. Am Sonntag ist ein Flug von Sydney (Australien) nach Zürich geplant.
Das EDA vermittelt für Schweizer Reisende auch Plätze auf Flügen, die von anderen Staaten durchgeführt worden sind. Gemäss Matyassy wurde für über 700 Schweizer Reisende eine solche Lösung gefunden. Die Schweiz hat ihrerseits knapp 1000 Staatsangehörige anderer Ländern auf ihren Flügen mitgenommen, schreibt das EDA. Das zeuge von der grossen Solidarität, die herrsche, sagte Matyassy.
NACHRICHTENÜBERBLICK NATIONAL
Neun weitere Tote durch Covid-19
Im Kanton Tessin sind in den letzten 24 Stunden erneut 9 Personen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. 76 Personen sind neu positiv auf das Virus getestet worden.
Insgesamt wurden bis Donnerstagmorgen im Kanton Tessin 2271 Personen positiv auf das Virus getestet, wie es beim Kanton am Donnerstag hiess. 141 Menschen verloren bisher ihr Leben.
Mietpreise verändern sich in der Corona-Krise kaum
Der Schweizer Mietwohnugsmarkt scheint angesichts der Corona-Krise ins Stocken zu geraten. Die Preise für Wohnungsmieten haben sich im März zwar kaum bewegt, in gewissen Regionen kam es aber zu grösseren Schwankungen.
Das Angebot an Mietwohnungen hat derweil stark abgenommen. Dies zeigt der von Immoscout24 und dem Immobiliendienstleister Iazi am Donnerstag veröffentlichte Swiss Real Estate Offer Index. Mietwohnungen waren im März fast gleich teuer wie im Februar (-0,1%) und lagen auch nur 0,1 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Allerdings wich die Entwicklung der Mietpreise in verschiedenen Regionen stärker vom Schweizer Mittelwert ab. Im Tessin stiegen die Mietpreise mit 1,4 Prozent am stärksten, während in der Nordwestschweiz mit 0,5 Prozent die deutlichste Preissenkung verzeichnet wurde.
Angebot und Nachfrage nehmen ab
Die Corona-Pandemie wirke sich vorerst noch nicht auf die Preise aus, heisst es im Communiqué. Allerdings mache sie sich beim Angebot bemerkbar. So sei die Anzahl an ausgeschriebenen Annoncen für Mietwohnungen im März um 15 Prozent auf 17'300 zurückgegangen. Gleichzeitig schwinde aber auch die Nachfrage, weshalb der Markt im Gleichgewicht und die Preise stabil blieben.
Ein ähnliches Phänomen sei beim Wohneigentum zu beobachten: Einen Preisanstieg verzeichnete der Index sowohl bei den Einfamilienhäusern (+1,3%) als auch bei Eigentumswohnungen (+1,7%). Allerdings seien die Ausschreibungen von Wohneigentum ebenfalls rückläufig.
Der Kauf einer Wohnung werde häufig von langer Hand geplant, weshalb die Krise derzeit noch nicht auf die Preise drücke. "Allfällige Auswirkungen dürften - wenn überhaupt - erst zu einem späteren Zeitpunkt im Wohneigentumsmarkt sichtbar sein", wird Immoscout24-Chef Martin Waeber in der Mitteilung zitiert.
Schichtarbeit während der Corona-Krise: Unfallrisiko steigt
Während der aktuellen Corona-Krise arbeiten mehr Menschen im Schichtbetrieb als sonst. Die Suva warnt: Dadurch erhöht sich das Fehler- und Unfallrisiko markant. Hauptursache ist Übermüdung.
Wer beispielsweise nach der Nachtschicht mit dem Auto nach Hause fährt, habe laut wissenschaftlichen Studien ein sieben- bis achtfach erhöhtes Risiko zu verunfallen. Dies teilte die Unfallversicherungsanstalt Suva am Donnerstag mit.
Nach jeder zusätzlichen Nachtschicht steige das Unfallrisiko weiter: um 25 Prozent nach der zweiten, um 35 Prozent nach der dritten und um 50 Prozent nach der vierten Nacht. Die Hauptursache für das erhöhte Unfallrisiko ist die Ermüdung der Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter. Wer unregelmässig arbeitet, ist häufig übermüdet.
Innere Uhr auf Schlaf programmiert
Besonders betroffen sind Mitarbeitende, die am Abend, in der Nacht oder frühmorgens arbeiten. Diese müssten dann arbeiten, wenn ihre innere Uhr eigentlich auf Schlaf programmiert sei, wenn ihre Organe und Körperfunktionen hormonell auf Erholung eingestellt seien. Umgekehrt müssten sie dann schlafen, wenn es draussen hell und warm sei und der Körper auf Hochtouren laufe. Dies fühle sich an wie ein dauernder Jetlag.
Das führt laut Suva über längere Zeit zu ungenügendem oder schlechtem Schlaf. Dies wiederum beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit und Körperfunktionen wie beispielsweise die Reaktionszeit.
Zudem würden Angestellte im Schichtbetrieb häufig ungesund essen. "Sie konsumieren kalte, süsse oder fettige Snacks und koffeinhaltige Getränke, um sich fit zu halten und essen unregelmässig", schreibt die Suva.
Schweizer Finanzchefs gemäss Umfrage besorgt wegen Coronakrise
Die Schweizer Finanzchefs zeigen sich mit Blick auf die Coronakrise besorgt, wenn auch weniger stark als ihre ausländischen Kollegen. So werden Liquiditätsengpässe und negative Betriebsergebnisse befürchtet.
Dies zeigt eine am Donnerstag publizierte Umfrage des Wirtschaftsprüfers PwC. Rund 75 Prozent der Schweizer CFOs erwarten wegen der Pandemie negative Auswirkungen auf Einnahmen und/oder Gewinne. Und 15 Prozent geben an, wegen der täglich neuen Informationen Schwierigkeiten zu haben, die Auswirkungen abzuschätzen.
Als die drei häufigsten Massnahmen gegen die Krise werden dabei die Kosteneindämmung, das Verschieben oder Streichen geplanter Investitionen sowie die Änderung der Finanzierungspläne genannt.
Entlassungen im April
Für den laufenden Monat April sehen die Finanzchefs Personalveränderungen als negativste Folgen. Konkret bedeutet dies, dass Angestellte in den vorübergehenden Urlaub geschickt würden, aber auch dass es zu Entlassungen kommen werde.
Mit Blick auf die Dauer der Krise zeigen sich die Finanzchef in der Schweiz derweil zuversichtlicher als ihre Kollegen im Ausland.
So gehen in der Schweiz 65 Prozent der CFOs davon aus, dass sich ihr Geschäft in weniger als einem Monat wieder normalisieren wird und weitere 25 Prozent rechnen mit einem Zeitraum von ein bis drei Monaten.
Mobility macht wegen Corona Teil der Flotte zu Langzeitmietautos
Die wegen der Coronavirus-Pandemie eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Schweizer Bevölkerung zwingt auch die Carsharing-Anbieterin Mobility zu Anpassungen ihres Angebots. Sie bietet einen Teil ihrer Fahrzeuge nun als Langzeitmietautos an.
Nach den Notmassnahmen des Bundesrates am 13. März hätten sich die Buchungen an einzelnen Mobility-Standorten fast halbiert, teilte die Carsharing-Firma am Donnerstag mit. Um die Kosten einzudämmen, reagiert diese darauf nun mit einer temporären Reduktion des Angebots für die Tages- oder Stundenmiete. Die so frei werdenden Autos werden im Gegenzug Privaten und Firmen zur Langzeitmiete angeboten.
Gesundheitswesen hat Priorität
Anbieter aus dem Gesundheitswesen, beispielsweise Spitäler, haben dabei Priorität. Diese werden von Mobility aktiv kontaktiert. Als erste Kundin für dieses Angebot konnte bereits die Spitex Wyland gewonnen werden.
Das Volumen liegt vorerst bei bis zu 25 Prozent der schweizweit 3'120 Mobility-Fahrzeuge. Die Mobility-Monatsmiete ist zu Selbstkostenpreisen erhältlich. Auch Wochenmieten sollen schon bald möglich sein.
Mehrstufige Reinigung der Autos
Auf welche Nachfrage das Angebot treffen werde, sei schwer abzuschätzen, erklärte Geschäftsführer Roland Lötscher in der Mitteilung. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mache es keinen Sinn, Autos zu betreuen, die nicht gefahren würden. Mit dem Angebot werde ökonomisch Notwendiges mit sozial Sinnvollem verbunden, erklärte Lötscher weiter.
Bei jenen Fahrzeugen, die Mobility im Standardbetrieb hält, liege das Augenmerk wie stets auf einer intensiven, mehrstufigen Reinigung, heisst es weiter. Diese erfolgt mit desinfizierenden Mitteln und je nach Nutzungshäufigkeit der Autos.
Darüber hinaus hat Mobility nach den Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) alle notwendigen Schutzmassnahmen getroffen. So arbeiten alle Verwaltungsmitarbeitenden im Homeoffice, während die Servicemitarbeitenden speziell geschult sowie mit wirkungsvolleren Desinfektionsmitteln und Utensilien wie Einweg-Handschuhen ausgestattet wurden. Wagenbetreuer, die einer Risikogruppe angehören, sind temporär von ihren Einsätzen befreit.
Coronavirus als Herausforderung für Wettervorhersagen
Dass die Corona-Epidemie den Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht hat, hat auch Auswirkungen auf die Wettervorhersagen. Für die Wettermodelle fehlen Daten, die normalerweise an Flugzeugen angebrachte Sensoren liefern.
Das macht das Erstellen von Prognosen und Klimabeobachtungen schwieriger. "Wenn noch weniger Wetterdaten von Flugzeugen geliefert werden und dies über einen längeren Zeitraum, dürfte die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen abnehmen", sagte Lars Peter Riishojgaard, Fachgruppenleiter bei der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf.
Christoph Wittmann, Leiter der Fachabteilung Modellentwicklung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, pflichtet dem bei: "Aufgrund der Flugausfälle ist definitiv ein Einfluss auf die Wettermodelle zu erwarten", sagte er im Gespräch mit der APA.
Ausfall von Daten
Vor allem Daten, die Flugzeuge bei einer Flughöhe zwischen elf- und zwölftausend Meter liefern, fallen nun weitgehend aus. Sie sind neben Satellitenbildern die wichtigste, wenn auch nur eine von zahlreichen anderen Quellen, die vor allem für das Erstellen von Globalmodellen bedeutend sind.
Fehlen diese Daten, ist klar, dass die Modellqualität leidet, räumt Wittmann ein. Welche Folgen das auf die Prognosen genau haben wird, sei schwer abzuschätzen: "Man versucht, dieses Datenmanko mit anderen Beobachtungen zu kompensieren." So würden nun häufiger als sonst üblich Radiosonden zum Einsatz kommen.
Dramatischer Einbruch
Sensoren an Flugzeugen liefern den Meteorologen Temperaturen sowie Windgeschwindigkeiten und -richtungen, Angaben über Luftfeuchtigkeit und Turbulenzen. Weil der Flugverkehr zur Eindämmung der Corona-Pandemie fast zum Erliegen gekommen ist, hat die WMO für Europa im März einen dramatischen Einbruch errechnet. Von mehr als 700'000 waren zuletzt nur mehr wenige Tausend Wetterdaten pro Tag verfügbar.
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