Bundesratswahlen | Nominierten werden auf Bundesratstauglichkeit geprüft
Die Chancen für drei Frauen im Bundesrat stehen gut
Am 5. Dezember dürften zwei Frauen in den Bundesrat gewählt werden. Nach der Nomination der offiziellen Kandidatinnen und Kandidaten führen die Frauen jedenfalls.
Die CVP-Fraktion hat sich für ein reines Frauenticket entschieden: Die Nationalrätin Viola Amherd und die Zuger Regierungsrätin Heidi Z'graggen sind die Kandidatinnen. Dass die Wahl auf Z'graggen fiel, ist eher überraschend. Sie hat in Bern keine Hausmacht. Im Hearing überzeugte sie laut Fraktionsmitgliedern aber.
Die FDP-Fraktion schickt die St. Galler Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter und den Nidwaldner Ständerat Hans Wicki ins Rennen. Keller-Sutter galt von Beginn weg als Favoritin - und ist es weiterhin: Sie erhielt 38 von 41 Stimmen, Wicki setzte sich mit 29 von 41 Stimmen gegen den Schaffhauser Regierungspräsidenten Christian Amsler durch.
FDP-Fraktion will eine Frau
FDP-Fraktionspräsident Beat Walti erklärt sich das gute Resultat Keller-Sutters mit dem starken Bedürfnis der Partei, mit einer Frau im Bundesrat vertreten zu sein. Keller-Sutter war schon 2010 Kandidatin gewesen. Damals zog das Parlament aber Johann Schneider-Ammann vor. Nun hat sie gute Chancen, dessen Nachfolge anzutreten.
"Ich freue mich sehr", sagte Keller-Sutter am Abend vor den Medien in Bern. Sie bedankte sich für den Vertrauensbeweis. Dieser gebe ihr Ruhe und Kraft für den weiteren Parcours. Keller-Sutter und Wicki sassen früher in der Kantonsregierung und haben somit beide Exekutiverfahrung. Wicki bringt darüber hinaus unternehmerische Erfahrung mit. Dennoch dürfte er gegen Keller-Sutter einen schweren Stand haben.
Das Unmögliche möglich machen
In den vergangenen Jahren machte sich die gelernte Konferenzdolmetscherin im Ständerat einen Namen als Brückenbauerin. "Ich verkenne meine Situation selbstverständlich nicht", sagte Wicki. Trotzdem werde er kämpfen und zu überzeugen versuchen. Er stelle seine Kandidatur unter das Motto "das Unmögliche möglich machen".
Sein Vorteil sei, dass er zehn Jahre lang national und international in Führungspositionen in der Privatwirtschaft tätig gewesen sei, sagte Wicki. Dass die CVP sich für ein reines Frauenticket entschieden hat, erhöht nach seiner eigenen Einschätzung seine Chancen nicht.
Den Bekanntheitsgrad steigern
Auch Z'graggen ist sich bewusst, dass sie gegenüber Amherd einen Nachteil hat. Sie wolle die Zeit bis zur Wahl nutzen, um Kontakte und Netzwerke zu pflegen, sagte sie. "Ich hoffe, dass ich den Bekanntheitsgrad rasch steigern kann." Z'graggen hatte schon 2004 für eine Überraschung gesorgt, als sie aus dem Stand mit einem Glanzresultat in die Urner Regierung gewählt worden war. Zuvor hatte sie als Lehrerin gearbeitet und in Politikwissenschaften promoviert.
Amherd ist in Bundesbern fest verankert. Sie sitzt seit 2005 im Nationalrat, ist Vizepräsidentin der CVP-Fraktion sowie Mitglied der Rechtskommission und der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Regierungserfahrung hat Amherd als Präsidentin Brig-Gils erworben. Die Berichte über verschiedene Rechtshändel, in die sie verwickelt war, haben ihr in der Fraktion offenbar nicht geschadet.
Drei ausgeschieden
Ausgeschieden sind bei der CVP die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter und der Zuger Ständerat Peter Hegglin. Bei der FDP musste der Schaffhauser Regierungspräsident Christian Amsler seine Hoffnungen begraben.
Als nächstes werden die Nominierten von den übrigen Fraktionen auf ihre Bundesratstauglichkeit geprüft. Die Hearings finden in der Regel am ersten und am zweiten Dienstag der Session statt. Diese beginnt am Montag in einer Woche.
Die Bundesrats-Ersatzwahl findet am 5. Dezember statt. Die CVP muss den Sitz von Doris Leuthard neu besetzen, die FDP jenen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann.
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